Otto, Louise: Schloß und Fabrik, Bd. 2. Leipzig, 1846."Wenn vorher noch Millionen zu Grunde gerichtet worden sind." "Und wenn es so sein müßte -- sie werden zu Grunde gehen auch auf anderem Wege. -- Siegen oder sterben, soll Deine Loosung sein? Aber siegen werden die nicht, die Du in einen ungerechten und ungleichen Kampf führen mögtest, die dann von keiner Ordnung Etwas wissen und nur einem unklaren, wilden Drange mit Rachegefühlen und entfesselten Leidenschaften überlassen bleiben, um mit diesem Unheil zu stiften -- nicht nur Unheil für die Reichen, sondern auch Unheil für die Armen. Siegen werden diese in Unwissenheit und Druck aufgewachsenen Massen nicht gegen eingeübte Heere, gegen die geistige Ueberlegenheit! Und sterben? Sterben werden vielleicht ihrer Viele, und das mögte sein, denn sie sind dann erlöst -- aber Viele, viel Tausende werden nicht sterben und als Lohn für ihren kühnen Versuch in immer härtere Sclaverei, in immer größeres Elend zurückgestoßen werden. Willst Du dies Loos auf Deine unglücklichen Brüder wälzen?" Wilhelm hatte mit immer finstrer werdenden Mienen zugehört -- jetzt schüttelte er Franz's Hand heftig, ließ sie los und sagte dann mit dumpfer Stimme: "Du überzeugst mich nicht anders, gieb Dir weiter keine Mühe mehr, von nun an trennen sich unsre Wege, bis Du vielleicht „Wenn vorher noch Millionen zu Grunde gerichtet worden sind.“ „Und wenn es so sein müßte — sie werden zu Grunde gehen auch auf anderem Wege. — Siegen oder sterben, soll Deine Loosung sein? Aber siegen werden die nicht, die Du in einen ungerechten und ungleichen Kampf führen mögtest, die dann von keiner Ordnung Etwas wissen und nur einem unklaren, wilden Drange mit Rachegefühlen und entfesselten Leidenschaften überlassen bleiben, um mit diesem Unheil zu stiften — nicht nur Unheil für die Reichen, sondern auch Unheil für die Armen. Siegen werden diese in Unwissenheit und Druck aufgewachsenen Massen nicht gegen eingeübte Heere, gegen die geistige Ueberlegenheit! Und sterben? Sterben werden vielleicht ihrer Viele, und das mögte sein, denn sie sind dann erlöst — aber Viele, viel Tausende werden nicht sterben und als Lohn für ihren kühnen Versuch in immer härtere Sclaverei, in immer größeres Elend zurückgestoßen werden. Willst Du dies Loos auf Deine unglücklichen Brüder wälzen?“ Wilhelm hatte mit immer finstrer werdenden Mienen zugehört — jetzt schüttelte er Franz’s Hand heftig, ließ sie los und sagte dann mit dumpfer Stimme: „Du überzeugst mich nicht anders, gieb Dir weiter keine Mühe mehr, von nun an trennen sich unsre Wege, bis Du vielleicht <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0194" n="188"/> <p> „Wenn vorher noch Millionen zu Grunde gerichtet worden sind.“</p> <p>„Und wenn es so sein müßte — sie werden zu Grunde gehen auch auf anderem Wege. — Siegen oder sterben, soll Deine Loosung sein? Aber siegen werden die nicht, die Du in einen ungerechten und ungleichen Kampf führen mögtest, die dann von keiner Ordnung Etwas wissen und nur einem unklaren, wilden Drange mit Rachegefühlen und entfesselten Leidenschaften überlassen bleiben, um mit diesem Unheil zu stiften — nicht nur Unheil für die Reichen, sondern auch Unheil für die Armen. Siegen werden diese in Unwissenheit und Druck aufgewachsenen Massen nicht gegen eingeübte Heere, gegen die geistige Ueberlegenheit! Und sterben? Sterben werden vielleicht ihrer Viele, und das mögte sein, denn sie sind dann erlöst — aber Viele, viel Tausende werden nicht sterben und als Lohn für ihren kühnen Versuch in immer härtere Sclaverei, in immer größeres Elend zurückgestoßen werden. Willst Du dies Loos auf Deine unglücklichen Brüder wälzen?“</p> <p>Wilhelm hatte mit immer finstrer werdenden Mienen zugehört — jetzt schüttelte er Franz’s Hand heftig, ließ sie los und sagte dann mit dumpfer Stimme: „Du überzeugst mich nicht anders, gieb Dir weiter keine Mühe mehr, von nun an trennen sich unsre Wege, bis Du vielleicht </p> </div> </body> </text> </TEI> [188/0194]
„Wenn vorher noch Millionen zu Grunde gerichtet worden sind.“
„Und wenn es so sein müßte — sie werden zu Grunde gehen auch auf anderem Wege. — Siegen oder sterben, soll Deine Loosung sein? Aber siegen werden die nicht, die Du in einen ungerechten und ungleichen Kampf führen mögtest, die dann von keiner Ordnung Etwas wissen und nur einem unklaren, wilden Drange mit Rachegefühlen und entfesselten Leidenschaften überlassen bleiben, um mit diesem Unheil zu stiften — nicht nur Unheil für die Reichen, sondern auch Unheil für die Armen. Siegen werden diese in Unwissenheit und Druck aufgewachsenen Massen nicht gegen eingeübte Heere, gegen die geistige Ueberlegenheit! Und sterben? Sterben werden vielleicht ihrer Viele, und das mögte sein, denn sie sind dann erlöst — aber Viele, viel Tausende werden nicht sterben und als Lohn für ihren kühnen Versuch in immer härtere Sclaverei, in immer größeres Elend zurückgestoßen werden. Willst Du dies Loos auf Deine unglücklichen Brüder wälzen?“
Wilhelm hatte mit immer finstrer werdenden Mienen zugehört — jetzt schüttelte er Franz’s Hand heftig, ließ sie los und sagte dann mit dumpfer Stimme: „Du überzeugst mich nicht anders, gieb Dir weiter keine Mühe mehr, von nun an trennen sich unsre Wege, bis Du vielleicht
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Zitationshilfe: | Otto, Louise: Schloß und Fabrik, Bd. 2. Leipzig, 1846, S. 188. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/otto_schloss02_1846/194>, abgerufen am 22.07.2024. |