Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Otto, Louise: Schloß und Fabrik, Bd. 2. Leipzig, 1846.

Bild:
<< vorherige Seite

werden wenn ich in der Einsamkeit mit meinem Schmerze trauliche Zwiesprache halten kann."

"Alles, was Sie wollen!" sagten Beide.

Und so ging Thalheim allein hinaus.

Und so stand er jetzt einsam auf einer Höhe und sah dem Alpenglühen zu, als sei seine Seele ruhig und ganz verloren in den Anblick eines großartigen Schauspiels.

In den Thälern war es schon Nacht -- aber die Höhen glänzten noch leuchtend in Gold und Purpur und Himmelblau.

Wie hohe Könige, so ragten die ewigen Alpen empor; wie auf festen Thronen von weißem Marmor, Stahl und Silber -- so glänzten die Gletscher; -- auf Teppichen von grünem Sammet mit bunter Blumenkante gestickt -- so waren die Matten und Felder -- wie auf solchen Thronen saßen die großen Könige, die weiten Mäntel von schneeigem Hermelin umhangen, die das Abendroth zugleich zu schönen Purpuren färbte, goldne Strahlenkronen auf den ernsten Häuptern, von denen die silbernen Locken und Bärte ehrfurchtgebietend niederflossen. Und darüber hinweg die blaue Luft als herab sich senkenden Thronhimmel mit goldner Sternenschrift. -- Aber mit einem Mal, gleichsam wie aus der Tiefe aufgestiegen, krochen schwarze Wolken schattend und unheimlich zu den Füßen dieser Throne heran, lagerten trotzig vor ihren Füßen sich nieder; wuchsen endlich

werden wenn ich in der Einsamkeit mit meinem Schmerze trauliche Zwiesprache halten kann.“

„Alles, was Sie wollen!“ sagten Beide.

Und so ging Thalheim allein hinaus.

Und so stand er jetzt einsam auf einer Höhe und sah dem Alpenglühen zu, als sei seine Seele ruhig und ganz verloren in den Anblick eines großartigen Schauspiels.

In den Thälern war es schon Nacht — aber die Höhen glänzten noch leuchtend in Gold und Purpur und Himmelblau.

Wie hohe Könige, so ragten die ewigen Alpen empor; wie auf festen Thronen von weißem Marmor, Stahl und Silber — so glänzten die Gletscher; — auf Teppichen von grünem Sammet mit bunter Blumenkante gestickt — so waren die Matten und Felder — wie auf solchen Thronen saßen die großen Könige, die weiten Mäntel von schneeigem Hermelin umhangen, die das Abendroth zugleich zu schönen Purpuren färbte, goldne Strahlenkronen auf den ernsten Häuptern, von denen die silbernen Locken und Bärte ehrfurchtgebietend niederflossen. Und darüber hinweg die blaue Luft als herab sich senkenden Thronhimmel mit goldner Sternenschrift. — Aber mit einem Mal, gleichsam wie aus der Tiefe aufgestiegen, krochen schwarze Wolken schattend und unheimlich zu den Füßen dieser Throne heran, lagerten trotzig vor ihren Füßen sich nieder; wuchsen endlich

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0157" n="151"/>
werden wenn ich in der Einsamkeit mit meinem Schmerze trauliche Zwiesprache halten kann.&#x201C;</p>
        <p>&#x201E;Alles, was Sie wollen!&#x201C; sagten Beide.</p>
        <p>Und so ging Thalheim allein hinaus.</p>
        <p>Und so stand er jetzt einsam auf einer Höhe und sah dem Alpenglühen zu, als sei seine Seele ruhig und ganz verloren in den Anblick eines großartigen Schauspiels.</p>
        <p>In den Thälern war es schon Nacht &#x2014; aber die Höhen glänzten noch leuchtend in Gold und Purpur und Himmelblau.</p>
        <p>Wie hohe Könige, so ragten die ewigen Alpen empor; wie auf festen Thronen von weißem Marmor, Stahl und Silber &#x2014; so glänzten die Gletscher; &#x2014; auf Teppichen von grünem Sammet mit bunter Blumenkante gestickt &#x2014; so waren die Matten und Felder &#x2014; wie auf solchen Thronen saßen die großen Könige, die weiten Mäntel von schneeigem Hermelin umhangen, die das Abendroth zugleich zu schönen Purpuren färbte, goldne Strahlenkronen auf den ernsten Häuptern, von denen die silbernen Locken und Bärte ehrfurchtgebietend niederflossen. Und darüber hinweg die blaue Luft als herab sich senkenden Thronhimmel mit goldner Sternenschrift. &#x2014; Aber mit einem Mal, gleichsam wie aus der Tiefe aufgestiegen, krochen schwarze Wolken schattend und unheimlich zu den Füßen dieser Throne heran, lagerten trotzig vor ihren Füßen sich nieder; wuchsen endlich
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[151/0157] werden wenn ich in der Einsamkeit mit meinem Schmerze trauliche Zwiesprache halten kann.“ „Alles, was Sie wollen!“ sagten Beide. Und so ging Thalheim allein hinaus. Und so stand er jetzt einsam auf einer Höhe und sah dem Alpenglühen zu, als sei seine Seele ruhig und ganz verloren in den Anblick eines großartigen Schauspiels. In den Thälern war es schon Nacht — aber die Höhen glänzten noch leuchtend in Gold und Purpur und Himmelblau. Wie hohe Könige, so ragten die ewigen Alpen empor; wie auf festen Thronen von weißem Marmor, Stahl und Silber — so glänzten die Gletscher; — auf Teppichen von grünem Sammet mit bunter Blumenkante gestickt — so waren die Matten und Felder — wie auf solchen Thronen saßen die großen Könige, die weiten Mäntel von schneeigem Hermelin umhangen, die das Abendroth zugleich zu schönen Purpuren färbte, goldne Strahlenkronen auf den ernsten Häuptern, von denen die silbernen Locken und Bärte ehrfurchtgebietend niederflossen. Und darüber hinweg die blaue Luft als herab sich senkenden Thronhimmel mit goldner Sternenschrift. — Aber mit einem Mal, gleichsam wie aus der Tiefe aufgestiegen, krochen schwarze Wolken schattend und unheimlich zu den Füßen dieser Throne heran, lagerten trotzig vor ihren Füßen sich nieder; wuchsen endlich

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Repository TextGrid: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-08-23T11:52:15Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Christoph Leijser, Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-08-23T11:52:15Z)
HATHI TRUST Digital Library: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-08-23T11:52:15Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert
  • langes s (ſ): als s transkribiert
  • rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/otto_schloss02_1846
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/otto_schloss02_1846/157
Zitationshilfe: Otto, Louise: Schloß und Fabrik, Bd. 2. Leipzig, 1846, S. 151. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/otto_schloss02_1846/157>, abgerufen am 23.11.2024.