Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Otto, Louise: Schloß und Fabrik, Bd. 2. Leipzig, 1846.

Bild:
<< vorherige Seite

"Ich rede nur unbefangen Alles heraus, was ich denke, ich habe Dich immer lieb gehabt --"

"Und wenn das wäre -- warum hast Du die Verbindung verhöhnt, welche ich mühsam mit unsern Genossen zu Stande gebracht habe, warum bist Du nicht mit dazu getreten, sondern hast es uns sogar erschwert, wie Du nur konntest? -- Versuche nicht, Dich herauszureden, denn ich weiß Alles!"

"Alles weißt Du nicht, und um Dir dies zu erzählen, bin ich eben hergekommen, mein Geständniß soll mein Dank sein. Du wirst bald sehen, daß ich, wenn ich zu Eurer Verbindung getreten wäre, eine viel größere Schlechtigkeit begangen hätte, als dadurch, daß ich mich weiter nicht mit Euch einließ."

"Das ist eine sonderbare Rede -- und wenn Du vielleicht auch im Lügen geschickt sein solltest, wie Du es gestern im Betrügen warst, so bitte ich Dich doch, mich damit nicht unnütz aufzuhalten."

"Du wirst es bald bereuen, wenn Du mich zum Zorne reizen willst, aber ich werde Dich beschämen, indem ich Dir ruhig die Wahrheit erzähle. Ich war mit Anton eines Sonntags in die Stadt gegangen, es war vor ein paar Monaten, als Du uns immer zu dem Arbeiterverein Vorschläge machtest, die Sache aber noch nicht zu Stande gekommen war. Wir saßen in einer Bierstube, in welcher

„Ich rede nur unbefangen Alles heraus, was ich denke, ich habe Dich immer lieb gehabt —“

„Und wenn das wäre — warum hast Du die Verbindung verhöhnt, welche ich mühsam mit unsern Genossen zu Stande gebracht habe, warum bist Du nicht mit dazu getreten, sondern hast es uns sogar erschwert, wie Du nur konntest? — Versuche nicht, Dich herauszureden, denn ich weiß Alles!“

„Alles weißt Du nicht, und um Dir dies zu erzählen, bin ich eben hergekommen, mein Geständniß soll mein Dank sein. Du wirst bald sehen, daß ich, wenn ich zu Eurer Verbindung getreten wäre, eine viel größere Schlechtigkeit begangen hätte, als dadurch, daß ich mich weiter nicht mit Euch einließ.“

„Das ist eine sonderbare Rede — und wenn Du vielleicht auch im Lügen geschickt sein solltest, wie Du es gestern im Betrügen warst, so bitte ich Dich doch, mich damit nicht unnütz aufzuhalten.“

„Du wirst es bald bereuen, wenn Du mich zum Zorne reizen willst, aber ich werde Dich beschämen, indem ich Dir ruhig die Wahrheit erzähle. Ich war mit Anton eines Sonntags in die Stadt gegangen, es war vor ein paar Monaten, als Du uns immer zu dem Arbeiterverein Vorschläge machtest, die Sache aber noch nicht zu Stande gekommen war. Wir saßen in einer Bierstube, in welcher

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <pb facs="#f0014" n="8"/>
        <p> &#x201E;Ich rede nur unbefangen Alles heraus, was ich denke, ich habe Dich immer lieb gehabt &#x2014;&#x201C;</p>
        <p>&#x201E;Und wenn das wäre &#x2014; warum hast Du die Verbindung verhöhnt, welche ich mühsam mit unsern Genossen zu Stande gebracht habe, warum bist Du nicht mit dazu getreten, sondern hast es uns sogar erschwert, wie Du nur konntest? &#x2014; Versuche nicht, Dich herauszureden, denn ich weiß Alles!&#x201C;</p>
        <p>&#x201E;Alles weißt Du nicht, und um Dir dies zu erzählen, bin ich eben hergekommen, mein Geständniß soll mein Dank sein. Du wirst bald sehen, daß ich, wenn ich zu Eurer Verbindung getreten wäre, eine viel größere Schlechtigkeit begangen hätte, als dadurch, daß ich mich weiter nicht mit Euch einließ.&#x201C;</p>
        <p>&#x201E;Das ist eine sonderbare Rede &#x2014; und wenn Du vielleicht auch im Lügen geschickt sein solltest, wie Du es gestern im Betrügen warst, so bitte ich Dich doch, mich damit nicht unnütz aufzuhalten.&#x201C;</p>
        <p>&#x201E;Du wirst es bald bereuen, wenn Du mich zum Zorne reizen willst, aber ich werde Dich beschämen, indem ich Dir ruhig die Wahrheit erzähle. Ich war mit Anton eines Sonntags in die Stadt gegangen, es war vor ein paar Monaten, als Du uns immer zu dem Arbeiterverein Vorschläge machtest, die Sache aber noch nicht zu Stande gekommen war. Wir saßen in einer Bierstube, in welcher
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[8/0014] „Ich rede nur unbefangen Alles heraus, was ich denke, ich habe Dich immer lieb gehabt —“ „Und wenn das wäre — warum hast Du die Verbindung verhöhnt, welche ich mühsam mit unsern Genossen zu Stande gebracht habe, warum bist Du nicht mit dazu getreten, sondern hast es uns sogar erschwert, wie Du nur konntest? — Versuche nicht, Dich herauszureden, denn ich weiß Alles!“ „Alles weißt Du nicht, und um Dir dies zu erzählen, bin ich eben hergekommen, mein Geständniß soll mein Dank sein. Du wirst bald sehen, daß ich, wenn ich zu Eurer Verbindung getreten wäre, eine viel größere Schlechtigkeit begangen hätte, als dadurch, daß ich mich weiter nicht mit Euch einließ.“ „Das ist eine sonderbare Rede — und wenn Du vielleicht auch im Lügen geschickt sein solltest, wie Du es gestern im Betrügen warst, so bitte ich Dich doch, mich damit nicht unnütz aufzuhalten.“ „Du wirst es bald bereuen, wenn Du mich zum Zorne reizen willst, aber ich werde Dich beschämen, indem ich Dir ruhig die Wahrheit erzähle. Ich war mit Anton eines Sonntags in die Stadt gegangen, es war vor ein paar Monaten, als Du uns immer zu dem Arbeiterverein Vorschläge machtest, die Sache aber noch nicht zu Stande gekommen war. Wir saßen in einer Bierstube, in welcher

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Repository TextGrid: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-08-23T11:52:15Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Christoph Leijser, Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-08-23T11:52:15Z)
HATHI TRUST Digital Library: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-08-23T11:52:15Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert
  • langes s (ſ): als s transkribiert
  • rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/otto_schloss02_1846
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/otto_schloss02_1846/14
Zitationshilfe: Otto, Louise: Schloß und Fabrik, Bd. 2. Leipzig, 1846, S. 8. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/otto_schloss02_1846/14>, abgerufen am 26.12.2024.