Otto, Louise: Schloß und Fabrik, Bd. 2. Leipzig, 1846.nicht wohl bei solchen Gesichtern, bei solchem tückischen Treiben. -- Wie mir nun der Arm jetzt weh that, nahm ich's für ein Zeichen, 's sei wohl das Beste, jetzt wegzugehen. Nun calculirt' ich: Keiner von uns soll arbeiten, bis man ihm höhern Lohn verspricht -- gut! Verspricht man den höhern Lohn und geht Alles vergnügt und lustig an die stehen gelassene Arbeit, so geh' auch ich vergnügt und lustig mit daran -- läuft es aber schlecht ab -- zwingt man uns, wieder wie erst um denselben Tagelohn zu arbeiten, hetzt' uns wohl gar mit Soldaten dazu und bestraft die, die es erst anders gewollt haben -- muß man's wohl auch gut heißen, denn wer die Macht hat, hat das Recht, und das Recht muß wohl immer gut sein. -- Dann, calculirt' ich, arbeit' ich auch wieder mit, aber Niemand kann mir Etwas anhaben, denn ich bin gar nicht da gewesen, sondern krank zu Hause wie der Teufel los ging." "War also etwas Bestimmtes beschlossen?" "Weiter gar Nichts -- als gestern, wie es von der Arbeit heim ging, sagt' es Einer dem Andern: Bruder, morgen machen wir gleich früh Feierabend -- keine Hand rührt Etwas an -- und wer doch an die Arbeit gehen will, dem soll's bald vergehen, wir werden keine großen Umstände mit ihm machen, er mag seine Knochen wahren -- so hieß es, und so sagte man weiter: wenn sie dann kommen nicht wohl bei solchen Gesichtern, bei solchem tückischen Treiben. — Wie mir nun der Arm jetzt weh that, nahm ich’s für ein Zeichen, ’s sei wohl das Beste, jetzt wegzugehen. Nun calculirt’ ich: Keiner von uns soll arbeiten, bis man ihm höhern Lohn verspricht — gut! Verspricht man den höhern Lohn und geht Alles vergnügt und lustig an die stehen gelassene Arbeit, so geh’ auch ich vergnügt und lustig mit daran — läuft es aber schlecht ab — zwingt man uns, wieder wie erst um denselben Tagelohn zu arbeiten, hetzt’ uns wohl gar mit Soldaten dazu und bestraft die, die es erst anders gewollt haben — muß man’s wohl auch gut heißen, denn wer die Macht hat, hat das Recht, und das Recht muß wohl immer gut sein. — Dann, calculirt’ ich, arbeit’ ich auch wieder mit, aber Niemand kann mir Etwas anhaben, denn ich bin gar nicht da gewesen, sondern krank zu Hause wie der Teufel los ging.“ „War also etwas Bestimmtes beschlossen?“ „Weiter gar Nichts — als gestern, wie es von der Arbeit heim ging, sagt’ es Einer dem Andern: Bruder, morgen machen wir gleich früh Feierabend — keine Hand rührt Etwas an — und wer doch an die Arbeit gehen will, dem soll’s bald vergehen, wir werden keine großen Umstände mit ihm machen, er mag seine Knochen wahren — so hieß es, und so sagte man weiter: wenn sie dann kommen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0135" n="129"/> nicht wohl bei solchen Gesichtern, bei solchem tückischen Treiben. — Wie mir nun der Arm jetzt weh that, nahm ich’s für ein Zeichen, ’s sei wohl das Beste, jetzt wegzugehen. Nun calculirt’ ich: Keiner von uns soll arbeiten, bis man ihm höhern Lohn verspricht — gut! Verspricht man den höhern Lohn und geht Alles vergnügt und lustig an die stehen gelassene Arbeit, so geh’ auch ich vergnügt und lustig mit daran — läuft es aber schlecht ab — zwingt man uns, wieder wie erst um denselben Tagelohn zu arbeiten, hetzt’ uns wohl gar mit Soldaten dazu und bestraft die, die es erst anders gewollt haben — muß man’s wohl auch gut heißen, denn wer die Macht hat, hat das Recht, und das Recht muß wohl immer gut sein. — Dann, calculirt’ ich, arbeit’ ich auch wieder mit, aber Niemand kann mir Etwas anhaben, denn ich bin gar nicht da gewesen, sondern krank zu Hause wie der Teufel los ging.“</p> <p>„War also etwas Bestimmtes beschlossen?“</p> <p>„Weiter gar Nichts — als gestern, wie es von der Arbeit heim ging, sagt’ es Einer dem Andern: Bruder, morgen machen wir gleich früh Feierabend — keine Hand rührt Etwas an — und wer doch an die Arbeit gehen will, dem soll’s bald vergehen, wir werden keine großen Umstände mit ihm machen, er mag seine Knochen wahren — so hieß es, und so sagte man weiter: wenn sie dann kommen </p> </div> </body> </text> </TEI> [129/0135]
nicht wohl bei solchen Gesichtern, bei solchem tückischen Treiben. — Wie mir nun der Arm jetzt weh that, nahm ich’s für ein Zeichen, ’s sei wohl das Beste, jetzt wegzugehen. Nun calculirt’ ich: Keiner von uns soll arbeiten, bis man ihm höhern Lohn verspricht — gut! Verspricht man den höhern Lohn und geht Alles vergnügt und lustig an die stehen gelassene Arbeit, so geh’ auch ich vergnügt und lustig mit daran — läuft es aber schlecht ab — zwingt man uns, wieder wie erst um denselben Tagelohn zu arbeiten, hetzt’ uns wohl gar mit Soldaten dazu und bestraft die, die es erst anders gewollt haben — muß man’s wohl auch gut heißen, denn wer die Macht hat, hat das Recht, und das Recht muß wohl immer gut sein. — Dann, calculirt’ ich, arbeit’ ich auch wieder mit, aber Niemand kann mir Etwas anhaben, denn ich bin gar nicht da gewesen, sondern krank zu Hause wie der Teufel los ging.“
„War also etwas Bestimmtes beschlossen?“
„Weiter gar Nichts — als gestern, wie es von der Arbeit heim ging, sagt’ es Einer dem Andern: Bruder, morgen machen wir gleich früh Feierabend — keine Hand rührt Etwas an — und wer doch an die Arbeit gehen will, dem soll’s bald vergehen, wir werden keine großen Umstände mit ihm machen, er mag seine Knochen wahren — so hieß es, und so sagte man weiter: wenn sie dann kommen
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Zitationshilfe: | Otto, Louise: Schloß und Fabrik, Bd. 2. Leipzig, 1846, S. 129. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/otto_schloss02_1846/135>, abgerufen am 16.02.2025. |