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Otto, Louise: Schloß und Fabrik, Bd. 2. Leipzig, 1846.

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sein, als wenn ich sogleich selbst mit ihm rede." Schuhmacher rannte aufgeregt, bestürzt und nachsinnend zugleich in der Stube hin und her. Der Geheimrath maß ebenfalls das Zimmer, aber mit langsamen, abgemessenen Schritten. -- Beide waren nachdenklich, jeder in seiner Sphäre und seiner Weise.

Der Geheimrath trat an's Fenster -- drunten im Hof war sein Diener beschäftigt, Stiefeln zu putzen und schäkerte dabei mit einer muntern Bauerdirne, welcher er drohte, mit der Bürste voll Schuhwichse über ihr flachsblondes Haar zu fahren, wenn sie sich noch länger gegen einen Kuß sträube. In diesem allerliebsten Kriege war er eben nahe daran, Sieger zu werden, als der Ruf seines Herrn vom Fenster herab diesem ein unerwartetes Ende machte.

"Was steht zu Befehl?" schrie der Diener, mühsam seine üble Laune verbergend, als Antwort hinauf, während die Dirne kichernd und verschämt in den Kuhstall eilte.

"Ist unten der Sohn der Wirthin zu Hause, der vorhin angekommen ist?"

"Gnädiger Herr, ich werde zu Dero Befehl erst nachsehen," war die umständliche Antwort.

"Was giebts?" rief mit Stentorstimme ein kleiner stämmiger Bursche aus dem Hause heraus -- es war derselbe, von dem die Rede war, der Eisenbahnarbeiter Adam,

sein, als wenn ich sogleich selbst mit ihm rede.“ Schuhmacher rannte aufgeregt, bestürzt und nachsinnend zugleich in der Stube hin und her. Der Geheimrath maß ebenfalls das Zimmer, aber mit langsamen, abgemessenen Schritten. — Beide waren nachdenklich, jeder in seiner Sphäre und seiner Weise.

Der Geheimrath trat an’s Fenster — drunten im Hof war sein Diener beschäftigt, Stiefeln zu putzen und schäkerte dabei mit einer muntern Bauerdirne, welcher er drohte, mit der Bürste voll Schuhwichse über ihr flachsblondes Haar zu fahren, wenn sie sich noch länger gegen einen Kuß sträube. In diesem allerliebsten Kriege war er eben nahe daran, Sieger zu werden, als der Ruf seines Herrn vom Fenster herab diesem ein unerwartetes Ende machte.

„Was steht zu Befehl?“ schrie der Diener, mühsam seine üble Laune verbergend, als Antwort hinauf, während die Dirne kichernd und verschämt in den Kuhstall eilte.

„Ist unten der Sohn der Wirthin zu Hause, der vorhin angekommen ist?“

„Gnädiger Herr, ich werde zu Dero Befehl erst nachsehen,“ war die umständliche Antwort.

„Was giebts?“ rief mit Stentorstimme ein kleiner stämmiger Bursche aus dem Hause heraus — es war derselbe, von dem die Rede war, der Eisenbahnarbeiter Adam,

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[125/0131] sein, als wenn ich sogleich selbst mit ihm rede.“ Schuhmacher rannte aufgeregt, bestürzt und nachsinnend zugleich in der Stube hin und her. Der Geheimrath maß ebenfalls das Zimmer, aber mit langsamen, abgemessenen Schritten. — Beide waren nachdenklich, jeder in seiner Sphäre und seiner Weise. Der Geheimrath trat an’s Fenster — drunten im Hof war sein Diener beschäftigt, Stiefeln zu putzen und schäkerte dabei mit einer muntern Bauerdirne, welcher er drohte, mit der Bürste voll Schuhwichse über ihr flachsblondes Haar zu fahren, wenn sie sich noch länger gegen einen Kuß sträube. In diesem allerliebsten Kriege war er eben nahe daran, Sieger zu werden, als der Ruf seines Herrn vom Fenster herab diesem ein unerwartetes Ende machte. „Was steht zu Befehl?“ schrie der Diener, mühsam seine üble Laune verbergend, als Antwort hinauf, während die Dirne kichernd und verschämt in den Kuhstall eilte. „Ist unten der Sohn der Wirthin zu Hause, der vorhin angekommen ist?“ „Gnädiger Herr, ich werde zu Dero Befehl erst nachsehen,“ war die umständliche Antwort. „Was giebts?“ rief mit Stentorstimme ein kleiner stämmiger Bursche aus dem Hause heraus — es war derselbe, von dem die Rede war, der Eisenbahnarbeiter Adam,

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Zitationshilfe: Otto, Louise: Schloß und Fabrik, Bd. 2. Leipzig, 1846, S. 125. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/otto_schloss02_1846/131>, abgerufen am 24.11.2024.