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Otto, Louise: Schloß und Fabrik, Bd. 2. Leipzig, 1846.

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zu behaupten. So mußte er alle ihre Launen dulden, sie überall hin in die große Welt begleiten, wo er selbst sich und Andere langweilend eine erbärmliche Figur spielte, mußte ihre Liebhaber als Hausfreunde verbindlich willkommen heißen, und jetzt hatte sie es gar dahin gebracht, ihm durch seine Aerzte zu beweisen, daß der Gebrauch einer Wassercur in einer entfernten Wasserheilanstalt für seine Gesundheit ganz unerläßlich sei. Er hatte vergebens versichert, daß er sich ganz wohl fühle und einen ordentlichen Abscheu gegen alles Wassertrinken habe -- gerade deshalb fand man die Wassercur für ihn um so unabweißlicher nothwendig. Die zärtliche Gattin versicherte, daß sie sich ewig Vorwürfe machen würde, wenn sie zugebe, daß der Gemahl die Pflege seiner Gesundheit in gleicher Weise vernachlässige wie bisher -- daß sie darauf bestehen müsse, daß er ärztlichem Ausspruche sich füge, und daß sie ihn selbst begleiten werde, um den gewissenhaften Gebrauch des Bades selbst zu überwachen. Frau von Vordenbrücken gehörte mit zu den durch die Journale Mystifizirten; sie hatte gelesen, daß jetzt die Wasserheilanstalt zu Hohenheim der fashionableste Kurord Deutschlands sei -- so durfte sie dort nicht fehlen. Die Kur selbst zu brauchen, fand sie langweilig und bürdete sie deshalb ihrem Gatten auf. Da dieselbe sehr viel Zeit erforderte und die Abendluft dabei gemieden werden mußte, konnte sie um so mehr ohne seine

zu behaupten. So mußte er alle ihre Launen dulden, sie überall hin in die große Welt begleiten, wo er selbst sich und Andere langweilend eine erbärmliche Figur spielte, mußte ihre Liebhaber als Hausfreunde verbindlich willkommen heißen, und jetzt hatte sie es gar dahin gebracht, ihm durch seine Aerzte zu beweisen, daß der Gebrauch einer Wassercur in einer entfernten Wasserheilanstalt für seine Gesundheit ganz unerläßlich sei. Er hatte vergebens versichert, daß er sich ganz wohl fühle und einen ordentlichen Abscheu gegen alles Wassertrinken habe — gerade deshalb fand man die Wassercur für ihn um so unabweißlicher nothwendig. Die zärtliche Gattin versicherte, daß sie sich ewig Vorwürfe machen würde, wenn sie zugebe, daß der Gemahl die Pflege seiner Gesundheit in gleicher Weise vernachlässige wie bisher — daß sie darauf bestehen müsse, daß er ärztlichem Ausspruche sich füge, und daß sie ihn selbst begleiten werde, um den gewissenhaften Gebrauch des Bades selbst zu überwachen. Frau von Vordenbrücken gehörte mit zu den durch die Journale Mystifizirten; sie hatte gelesen, daß jetzt die Wasserheilanstalt zu Hohenheim der fashionableste Kurord Deutschlands sei — so durfte sie dort nicht fehlen. Die Kur selbst zu brauchen, fand sie langweilig und bürdete sie deshalb ihrem Gatten auf. Da dieselbe sehr viel Zeit erforderte und die Abendluft dabei gemieden werden mußte, konnte sie um so mehr ohne seine

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[119/0125] zu behaupten. So mußte er alle ihre Launen dulden, sie überall hin in die große Welt begleiten, wo er selbst sich und Andere langweilend eine erbärmliche Figur spielte, mußte ihre Liebhaber als Hausfreunde verbindlich willkommen heißen, und jetzt hatte sie es gar dahin gebracht, ihm durch seine Aerzte zu beweisen, daß der Gebrauch einer Wassercur in einer entfernten Wasserheilanstalt für seine Gesundheit ganz unerläßlich sei. Er hatte vergebens versichert, daß er sich ganz wohl fühle und einen ordentlichen Abscheu gegen alles Wassertrinken habe — gerade deshalb fand man die Wassercur für ihn um so unabweißlicher nothwendig. Die zärtliche Gattin versicherte, daß sie sich ewig Vorwürfe machen würde, wenn sie zugebe, daß der Gemahl die Pflege seiner Gesundheit in gleicher Weise vernachlässige wie bisher — daß sie darauf bestehen müsse, daß er ärztlichem Ausspruche sich füge, und daß sie ihn selbst begleiten werde, um den gewissenhaften Gebrauch des Bades selbst zu überwachen. Frau von Vordenbrücken gehörte mit zu den durch die Journale Mystifizirten; sie hatte gelesen, daß jetzt die Wasserheilanstalt zu Hohenheim der fashionableste Kurord Deutschlands sei — so durfte sie dort nicht fehlen. Die Kur selbst zu brauchen, fand sie langweilig und bürdete sie deshalb ihrem Gatten auf. Da dieselbe sehr viel Zeit erforderte und die Abendluft dabei gemieden werden mußte, konnte sie um so mehr ohne seine

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Zitationshilfe: Otto, Louise: Schloß und Fabrik, Bd. 2. Leipzig, 1846, S. 119. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/otto_schloss02_1846/125>, abgerufen am 21.11.2024.