Otto, Louise: Schloß und Fabrik, Bd. 2. Leipzig, 1846.ich den kleinen Rückweg zu Fuß machen wollte, und da ich noch am Tage zurückzukommen dachte und ein nachfolgender Diener mir lästig ist, hab' ich auch diesen nicht bestellt, wollte vielmehr um Paulinens Begleitung bis an den Park bitten -- in unserm Park geh' ich ja doch allabendlich allein." "Nun," sagte Pauline, "so brechen wir zusammen auf." Die Mädchen baten nun Jaromir, zu warten, bis sie ihre Hüte und Hüllen aus dem oberen Zimmer geholt, und entfernten sich deßhalb. So eben ward Feierabend geläutet. Jaromir trat aus dem Garten auf den freien Platz vor dem Hause. Wilhelm und Anton kamen vorüber, sie stießen einander an, wie sie ihn gewahr wurden, und Anton sagte: "Er ist immer noch da und treibt sich hier ganz allein herum. Glaubst Du nicht, daß das Etwas zu bedeuten hat? Und wer es wüßte, ob Gutes oder Schlimmes?" "Nun, was könnte denn noch Schlimmes kommen? Anton, ich hoffe jetzt: Es giebt Leute, welche sich unsers Elendes erbarmen wollen, welche es gut mit uns meinen; gelehrte Leute, welche schreiben und was Rechtes gelernt haben, die sagen es gerade heraus, daß man uns Unrecht thut, und solche Leute müssen jetzt in unsrer Nähe sein -- ich weiß es gewiß -- wer weiß, ob er nicht Einer ich den kleinen Rückweg zu Fuß machen wollte, und da ich noch am Tage zurückzukommen dachte und ein nachfolgender Diener mir lästig ist, hab’ ich auch diesen nicht bestellt, wollte vielmehr um Paulinens Begleitung bis an den Park bitten — in unserm Park geh’ ich ja doch allabendlich allein.“ „Nun,“ sagte Pauline, „so brechen wir zusammen auf.“ Die Mädchen baten nun Jaromir, zu warten, bis sie ihre Hüte und Hüllen aus dem oberen Zimmer geholt, und entfernten sich deßhalb. So eben ward Feierabend geläutet. Jaromir trat aus dem Garten auf den freien Platz vor dem Hause. Wilhelm und Anton kamen vorüber, sie stießen einander an, wie sie ihn gewahr wurden, und Anton sagte: „Er ist immer noch da und treibt sich hier ganz allein herum. Glaubst Du nicht, daß das Etwas zu bedeuten hat? Und wer es wüßte, ob Gutes oder Schlimmes?“ „Nun, was könnte denn noch Schlimmes kommen? Anton, ich hoffe jetzt: Es giebt Leute, welche sich unsers Elendes erbarmen wollen, welche es gut mit uns meinen; gelehrte Leute, welche schreiben und was Rechtes gelernt haben, die sagen es gerade heraus, daß man uns Unrecht thut, und solche Leute müssen jetzt in unsrer Nähe sein — ich weiß es gewiß — wer weiß, ob er nicht Einer <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0120" n="114"/> ich den kleinen Rückweg zu Fuß machen wollte, und da ich noch am Tage zurückzukommen dachte und ein nachfolgender Diener mir lästig ist, hab’ ich auch diesen nicht bestellt, wollte vielmehr um Paulinens Begleitung bis an den Park bitten — in unserm Park geh’ ich ja doch allabendlich allein.“</p> <p>„Nun,“ sagte Pauline, „so brechen wir zusammen auf.“</p> <p>Die Mädchen baten nun Jaromir, zu warten, bis sie ihre Hüte und Hüllen aus dem oberen Zimmer geholt, und entfernten sich deßhalb. So eben ward Feierabend geläutet. Jaromir trat aus dem Garten auf den freien Platz vor dem Hause.</p> <p>Wilhelm und Anton kamen vorüber, sie stießen einander an, wie sie ihn gewahr wurden, und Anton sagte: „Er ist immer noch da und treibt sich hier ganz allein herum. Glaubst Du nicht, daß das Etwas zu bedeuten hat? Und wer es wüßte, ob Gutes oder Schlimmes?“</p> <p>„Nun, was könnte denn noch Schlimmes kommen? Anton, ich hoffe jetzt: Es giebt Leute, welche sich unsers Elendes erbarmen wollen, welche es gut mit uns meinen; gelehrte Leute, welche schreiben und was Rechtes gelernt haben, die sagen es gerade heraus, daß man uns Unrecht thut, und solche Leute müssen jetzt in unsrer Nähe sein — ich weiß es gewiß — wer weiß, ob er nicht Einer </p> </div> </body> </text> </TEI> [114/0120]
ich den kleinen Rückweg zu Fuß machen wollte, und da ich noch am Tage zurückzukommen dachte und ein nachfolgender Diener mir lästig ist, hab’ ich auch diesen nicht bestellt, wollte vielmehr um Paulinens Begleitung bis an den Park bitten — in unserm Park geh’ ich ja doch allabendlich allein.“
„Nun,“ sagte Pauline, „so brechen wir zusammen auf.“
Die Mädchen baten nun Jaromir, zu warten, bis sie ihre Hüte und Hüllen aus dem oberen Zimmer geholt, und entfernten sich deßhalb. So eben ward Feierabend geläutet. Jaromir trat aus dem Garten auf den freien Platz vor dem Hause.
Wilhelm und Anton kamen vorüber, sie stießen einander an, wie sie ihn gewahr wurden, und Anton sagte: „Er ist immer noch da und treibt sich hier ganz allein herum. Glaubst Du nicht, daß das Etwas zu bedeuten hat? Und wer es wüßte, ob Gutes oder Schlimmes?“
„Nun, was könnte denn noch Schlimmes kommen? Anton, ich hoffe jetzt: Es giebt Leute, welche sich unsers Elendes erbarmen wollen, welche es gut mit uns meinen; gelehrte Leute, welche schreiben und was Rechtes gelernt haben, die sagen es gerade heraus, daß man uns Unrecht thut, und solche Leute müssen jetzt in unsrer Nähe sein — ich weiß es gewiß — wer weiß, ob er nicht Einer
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