Otto, Louise: Schloß und Fabrik, Bd. 2. Leipzig, 1846."Diese theile ich vollkommen. Sowohl der Lärm dieser Maschinen, wie die Rohheit Aller, welche damit umgeben, ist das Abschreckendste, was ich kenne. Und nun besonders dieser Herr Felchner! Man zeigte mir ihm neulich im Cursaal. Er kam mit vier Pferden angefahren wie ein Fürst -- und aus dem Staatswagen stieg das kleine, zusammengedörrte Männchen, in dem schäbigsten grauen Anzuge, den man sich denken kann. Sein Benehmen war auch von der größten Unhöflichkeit, es war, als sage er mit jedem Blick: ich bin hier der Erste, denn ich bin der Reichste. Nein! Es giebt nichts Entsetzlichers, als diese Geldmenschen, diese Industriekönige." "Gewiß --" sagte die Gräfin und hätte das Thema gern auf einen andern Gegenstand gelenkt, aber Aarens war einmal im Zuge und fuhr in gleichem Tone fort: "Von seiner Tochter erzählt man die fabelhaftesten Dinge, ich selbst habe sie noch nicht gesehen, es soll ein niedliches Kind sein, welches auch fürstlich erzogen worden und erst seit Kurzem hier ist. Sie soll sich aus Ermangelung anderer Anbeter die hübschesten Fabrikarbeiter zu ihrem Umgang wählen -- nicht etwa die Factoren, Buchhalter und Commis, die ihr vielleicht ebenbürtig sind, sondern Menschen der ausgeworfensten Classe, die um den niedrigsten Tagelohn arbeiten -- in der That, das ist ein „Diese theile ich vollkommen. Sowohl der Lärm dieser Maschinen, wie die Rohheit Aller, welche damit umgeben, ist das Abschreckendste, was ich kenne. Und nun besonders dieser Herr Felchner! Man zeigte mir ihm neulich im Cursaal. Er kam mit vier Pferden angefahren wie ein Fürst — und aus dem Staatswagen stieg das kleine, zusammengedörrte Männchen, in dem schäbigsten grauen Anzuge, den man sich denken kann. Sein Benehmen war auch von der größten Unhöflichkeit, es war, als sage er mit jedem Blick: ich bin hier der Erste, denn ich bin der Reichste. Nein! Es giebt nichts Entsetzlichers, als diese Geldmenschen, diese Industriekönige.“ „Gewiß —“ sagte die Gräfin und hätte das Thema gern auf einen andern Gegenstand gelenkt, aber Aarens war einmal im Zuge und fuhr in gleichem Tone fort: „Von seiner Tochter erzählt man die fabelhaftesten Dinge, ich selbst habe sie noch nicht gesehen, es soll ein niedliches Kind sein, welches auch fürstlich erzogen worden und erst seit Kurzem hier ist. Sie soll sich aus Ermangelung anderer Anbeter die hübschesten Fabrikarbeiter zu ihrem Umgang wählen — nicht etwa die Factoren, Buchhalter und Commis, die ihr vielleicht ebenbürtig sind, sondern Menschen der ausgeworfensten Classe, die um den niedrigsten Tagelohn arbeiten — in der That, das ist ein <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0105" n="99"/> <p> „Diese theile ich vollkommen. Sowohl der Lärm dieser Maschinen, wie die Rohheit Aller, welche damit umgeben, ist das Abschreckendste, was ich kenne. Und nun besonders dieser Herr Felchner! Man zeigte mir ihm neulich im Cursaal. Er kam mit vier Pferden angefahren wie ein Fürst — und aus dem Staatswagen stieg das kleine, zusammengedörrte Männchen, in dem schäbigsten grauen Anzuge, den man sich denken kann. Sein Benehmen war auch von der größten Unhöflichkeit, es war, als sage er mit jedem Blick: ich bin hier der Erste, denn ich bin der Reichste. Nein! Es giebt nichts Entsetzlichers, als diese Geldmenschen, diese Industriekönige.“</p> <p>„Gewiß —“ sagte die Gräfin und hätte das Thema gern auf einen andern Gegenstand gelenkt, aber Aarens war einmal im Zuge und fuhr in gleichem Tone fort:</p> <p>„Von seiner Tochter erzählt man die fabelhaftesten Dinge, ich selbst habe sie noch nicht gesehen, es soll ein niedliches Kind sein, welches auch fürstlich erzogen worden und erst seit Kurzem hier ist. Sie soll sich aus Ermangelung anderer Anbeter die hübschesten Fabrikarbeiter zu ihrem Umgang wählen — nicht etwa die Factoren, Buchhalter und Commis, die ihr vielleicht ebenbürtig sind, sondern Menschen der ausgeworfensten Classe, die um den niedrigsten Tagelohn arbeiten — in der That, das ist ein </p> </div> </body> </text> </TEI> [99/0105]
„Diese theile ich vollkommen. Sowohl der Lärm dieser Maschinen, wie die Rohheit Aller, welche damit umgeben, ist das Abschreckendste, was ich kenne. Und nun besonders dieser Herr Felchner! Man zeigte mir ihm neulich im Cursaal. Er kam mit vier Pferden angefahren wie ein Fürst — und aus dem Staatswagen stieg das kleine, zusammengedörrte Männchen, in dem schäbigsten grauen Anzuge, den man sich denken kann. Sein Benehmen war auch von der größten Unhöflichkeit, es war, als sage er mit jedem Blick: ich bin hier der Erste, denn ich bin der Reichste. Nein! Es giebt nichts Entsetzlichers, als diese Geldmenschen, diese Industriekönige.“
„Gewiß —“ sagte die Gräfin und hätte das Thema gern auf einen andern Gegenstand gelenkt, aber Aarens war einmal im Zuge und fuhr in gleichem Tone fort:
„Von seiner Tochter erzählt man die fabelhaftesten Dinge, ich selbst habe sie noch nicht gesehen, es soll ein niedliches Kind sein, welches auch fürstlich erzogen worden und erst seit Kurzem hier ist. Sie soll sich aus Ermangelung anderer Anbeter die hübschesten Fabrikarbeiter zu ihrem Umgang wählen — nicht etwa die Factoren, Buchhalter und Commis, die ihr vielleicht ebenbürtig sind, sondern Menschen der ausgeworfensten Classe, die um den niedrigsten Tagelohn arbeiten — in der That, das ist ein
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Repository TextGrid: Bereitstellung der Texttranskription.
(2013-08-23T11:52:15Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Christoph Leijser, Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2013-08-23T11:52:15Z)
HATHI TRUST Digital Library: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2013-08-23T11:52:15Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |