Otto, Louise: Schloß und Fabrik, Bd. 1. Leipzig, 1846.stand, und daselbst viel Einfluß hatte, hatte es dahin gebracht, daß Jaromir sein übriges beträchtliches Vermögen erhielt. Das schrieb ihm Golzenau, und übersandte ihm die betreffenden Documente. Der arme Jaromir erwachte eines Morgens und fand sich reich. Er frohlockte, der Reichthum gab ihm ja die Mittel, sich zu zerstreuen, zu betäuben. Er verließ Berlin und ging auf Reisen. Nach einem Jahre kehrte er wieder zurück. Er war nunmehr auch ein gern empfangner Gast auf Schloß Golzenau -- kam zuweilen dahin, weil der Graf ihn wie einen Sohn liebte, und weil er den alten Mann schätzte, der früher, trotz den Widersprüchen der eignen Familie, so väterlich an ihm gehandelt hatte. Jaromir hatte ihm Alles wieder erstattet, was er früher von ihm empfangen, und um so unbefangener konnte er ihm jetzt seine Dankbarkeit bezeugen. Uebrigens lebte Jaromir die folgenden Jahre in Berlin unter der großen Welt, der er so lange fremd geblieben war. Er galt für einen der ersten Salonherrn in diesen Kreisen und da er unter ihnen nicht nur seinem Aeußern nach der schönste, sondern zugleich auch der geistreichste war, da man es sich zuflüsterte, daß er ein Dichter, ein Journalist sei so gab dies seiner ohnehin bedeutenden Persönlichkeit noch einen besondern Glanz, der ihn für die Frauen besonder anziehend machte, und nicht wenig dazu beitrug, daß manch Männer ihn halb mit Neid, halb mit Furcht betracheter stand, und daselbst viel Einfluß hatte, hatte es dahin gebracht, daß Jaromir sein übriges beträchtliches Vermögen erhielt. Das schrieb ihm Golzenau, und übersandte ihm die betreffenden Documente. Der arme Jaromir erwachte eines Morgens und fand sich reich. Er frohlockte, der Reichthum gab ihm ja die Mittel, sich zu zerstreuen, zu betäuben. Er verließ Berlin und ging auf Reisen. Nach einem Jahre kehrte er wieder zurück. Er war nunmehr auch ein gern empfangner Gast auf Schloß Golzenau — kam zuweilen dahin, weil der Graf ihn wie einen Sohn liebte, und weil er den alten Mann schätzte, der früher, trotz den Widersprüchen der eignen Familie, so väterlich an ihm gehandelt hatte. Jaromir hatte ihm Alles wieder erstattet, was er früher von ihm empfangen, und um so unbefangener konnte er ihm jetzt seine Dankbarkeit bezeugen. Uebrigens lebte Jaromir die folgenden Jahre in Berlin unter der großen Welt, der er so lange fremd geblieben war. Er galt für einen der ersten Salonherrn in diesen Kreisen und da er unter ihnen nicht nur seinem Aeußern nach der schönste, sondern zugleich auch der geistreichste war, da man es sich zuflüsterte, daß er ein Dichter, ein Journalist sei so gab dies seiner ohnehin bedeutenden Persönlichkeit noch einen besondern Glanz, der ihn für die Frauen besonder anziehend machte, und nicht wenig dazu beitrug, daß manch Männer ihn halb mit Neid, halb mit Furcht betracheter <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0060" n="50"/> stand, und daselbst viel Einfluß hatte, hatte es dahin gebracht, daß Jaromir sein übriges beträchtliches Vermögen erhielt. Das schrieb ihm Golzenau, und übersandte ihm die betreffenden Documente. Der arme Jaromir erwachte eines Morgens und fand sich reich. Er frohlockte, der Reichthum gab ihm ja die Mittel, sich zu zerstreuen, zu betäuben. Er verließ Berlin und ging auf Reisen. Nach einem Jahre kehrte er wieder zurück. Er war nunmehr auch ein gern empfangner Gast auf Schloß Golzenau — kam zuweilen dahin, weil der Graf ihn wie einen Sohn liebte, und weil er den alten Mann schätzte, der früher, trotz den Widersprüchen der eignen Familie, so väterlich an ihm gehandelt hatte. Jaromir hatte ihm Alles wieder erstattet, was er früher von ihm empfangen, und um so unbefangener konnte er ihm jetzt seine Dankbarkeit bezeugen. Uebrigens lebte Jaromir die folgenden Jahre in Berlin unter der großen Welt, der er so lange fremd geblieben war. Er galt für einen der ersten Salonherrn in diesen Kreisen und da er unter ihnen nicht nur seinem Aeußern nach der schönste, sondern zugleich auch der geistreichste war, da man es sich zuflüsterte, daß er ein Dichter, ein Journalist sei so gab dies seiner ohnehin bedeutenden Persönlichkeit noch einen besondern Glanz, der ihn für die Frauen besonder anziehend machte, und nicht wenig dazu beitrug, daß manch Männer ihn halb mit Neid, halb mit Furcht betracheter </p> </div> </body> </text> </TEI> [50/0060]
stand, und daselbst viel Einfluß hatte, hatte es dahin gebracht, daß Jaromir sein übriges beträchtliches Vermögen erhielt. Das schrieb ihm Golzenau, und übersandte ihm die betreffenden Documente. Der arme Jaromir erwachte eines Morgens und fand sich reich. Er frohlockte, der Reichthum gab ihm ja die Mittel, sich zu zerstreuen, zu betäuben. Er verließ Berlin und ging auf Reisen. Nach einem Jahre kehrte er wieder zurück. Er war nunmehr auch ein gern empfangner Gast auf Schloß Golzenau — kam zuweilen dahin, weil der Graf ihn wie einen Sohn liebte, und weil er den alten Mann schätzte, der früher, trotz den Widersprüchen der eignen Familie, so väterlich an ihm gehandelt hatte. Jaromir hatte ihm Alles wieder erstattet, was er früher von ihm empfangen, und um so unbefangener konnte er ihm jetzt seine Dankbarkeit bezeugen. Uebrigens lebte Jaromir die folgenden Jahre in Berlin unter der großen Welt, der er so lange fremd geblieben war. Er galt für einen der ersten Salonherrn in diesen Kreisen und da er unter ihnen nicht nur seinem Aeußern nach der schönste, sondern zugleich auch der geistreichste war, da man es sich zuflüsterte, daß er ein Dichter, ein Journalist sei so gab dies seiner ohnehin bedeutenden Persönlichkeit noch einen besondern Glanz, der ihn für die Frauen besonder anziehend machte, und nicht wenig dazu beitrug, daß manch Männer ihn halb mit Neid, halb mit Furcht betracheter
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