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Otto, Louise: Schloß und Fabrik, Bd. 1. Leipzig, 1846.

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dort der Junge, der hat sich schon lange zu Schanden gearbeitet -- das kann kein Kind aushalten, tagelang auf dem Bauche kriechend zu arbeiten -- konnt's auch nicht länger, nun liegt er da, und wenn er nicht schläft, wimmert er und will essen, und wo soll's herkommen? Mir haben sie neulich auch vom Lohne abgezogen, nun bringen sie mir heute auch die kleine Lise als Krüppel von der Arbeit -- wer soll nun verdienen? Nun muß man's so mit ansehn, wie Eins nach dem Andern verkommt, die man erst unter Angst und Weh auf die Welt gebracht hat. Was? Verkommt? Todt gemacht werden die Kinder von Euch in Eurer verfluchten Fabrik!"

Pauline wußte vor Erschütterung Nichts zu sagen, sie sah sich ängstlich nach Franz um, aber er war nicht da, und so sagte sie zu Martha: "Haben denn die Kinder keinen Vater, der für sie arbeitet?"

Martha zischelte ihr leise in's Ohr: "Das ist's ja eben -- fragt darnach lieber nicht, da wird sie vollends wüthend."

Aber die Warnung kam zu spät, die lange Lise hatte die Frage gehört, und fuhr jetzt heraus:

"Vater, der für sie arbeitet? Ei ja doch, auf dem Zuchthause! Haben wohl einen Vater die armen Würmer, 's sind keine unehelichen Kinder, deren ich mich schämen müßte -- aber seht einmal, da war der Winter so hart,

dort der Junge, der hat sich schon lange zu Schanden gearbeitet — das kann kein Kind aushalten, tagelang auf dem Bauche kriechend zu arbeiten — konnt’s auch nicht länger, nun liegt er da, und wenn er nicht schläft, wimmert er und will essen, und wo soll’s herkommen? Mir haben sie neulich auch vom Lohne abgezogen, nun bringen sie mir heute auch die kleine Lise als Krüppel von der Arbeit — wer soll nun verdienen? Nun muß man’s so mit ansehn, wie Eins nach dem Andern verkommt, die man erst unter Angst und Weh auf die Welt gebracht hat. Was? Verkommt? Todt gemacht werden die Kinder von Euch in Eurer verfluchten Fabrik!“

Pauline wußte vor Erschütterung Nichts zu sagen, sie sah sich ängstlich nach Franz um, aber er war nicht da, und so sagte sie zu Martha: „Haben denn die Kinder keinen Vater, der für sie arbeitet?“

Martha zischelte ihr leise in’s Ohr: „Das ist’s ja eben — fragt darnach lieber nicht, da wird sie vollends wüthend.“

Aber die Warnung kam zu spät, die lange Lise hatte die Frage gehört, und fuhr jetzt heraus:

„Vater, der für sie arbeitet? Ei ja doch, auf dem Zuchthause! Haben wohl einen Vater die armen Würmer, ’s sind keine unehelichen Kinder, deren ich mich schämen müßte — aber seht einmal, da war der Winter so hart,

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[213/0223] dort der Junge, der hat sich schon lange zu Schanden gearbeitet — das kann kein Kind aushalten, tagelang auf dem Bauche kriechend zu arbeiten — konnt’s auch nicht länger, nun liegt er da, und wenn er nicht schläft, wimmert er und will essen, und wo soll’s herkommen? Mir haben sie neulich auch vom Lohne abgezogen, nun bringen sie mir heute auch die kleine Lise als Krüppel von der Arbeit — wer soll nun verdienen? Nun muß man’s so mit ansehn, wie Eins nach dem Andern verkommt, die man erst unter Angst und Weh auf die Welt gebracht hat. Was? Verkommt? Todt gemacht werden die Kinder von Euch in Eurer verfluchten Fabrik!“ Pauline wußte vor Erschütterung Nichts zu sagen, sie sah sich ängstlich nach Franz um, aber er war nicht da, und so sagte sie zu Martha: „Haben denn die Kinder keinen Vater, der für sie arbeitet?“ Martha zischelte ihr leise in’s Ohr: „Das ist’s ja eben — fragt darnach lieber nicht, da wird sie vollends wüthend.“ Aber die Warnung kam zu spät, die lange Lise hatte die Frage gehört, und fuhr jetzt heraus: „Vater, der für sie arbeitet? Ei ja doch, auf dem Zuchthause! Haben wohl einen Vater die armen Würmer, ’s sind keine unehelichen Kinder, deren ich mich schämen müßte — aber seht einmal, da war der Winter so hart,

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Zitationshilfe: Otto, Louise: Schloß und Fabrik, Bd. 1. Leipzig, 1846, S. 213. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/otto_schloss01_1846/223>, abgerufen am 23.11.2024.