Otto, Louise: Schloß und Fabrik, Bd. 1. Leipzig, 1846.wäre, darüber meine zehn Tausend Thaler zu vergessen -- sie waren schon vor einem Monate gefällig -- Sie werden meine Nachsicht zu schätzen wissen -- ich bin da, um das Geld in Empfang zu nehmen." "Mein Herr Industrieller," sagte der Rittmeister, der unterdeß mühsam nach Fassung gerungen, und vergebens überlegt hatte, wie er sich noch am Besten aus der Schlinge ziehen könnte, mit beleidigtem Ton in der Stimme und einem Anflug von Spott, "es ist mir unmöglich, mit Leuten, welche alle Rücksichten und Höflichkeiten aus den Augen setzen, auf die jeder Mensch von Bildung Anspruch macht, zu verhandeln, ich werde Ihnen Ihr Geld noch heute in Ihre Wohnung schicken --" und der Rittmeister kehrte dem Fabrikanten vornehm den Rücken, und war im Begriff, das Zimmer zu verlassen. "Sie können bleiben," sagte dieser, "ich werde gehen -- Ihre elende Ausflucht ist eines Aristokraten des neunzehnten Jahrhunderts würdig. Sie haben das Geld nicht, ich sehe sehr wohl ein, daß ich es also nicht mitnehmen kann, und werde daher gehen. Brechen Sie aber Ihr Wort abermals, und ich erhalte das Geld nicht noch heute, so begebe ich mich morgen mit dieser Verschreibung zu den Gerichten, und Ihre Waldung ist mein Eigenthum. Ich empfehle mich Ihnen." Mit diesen Worten ging der kleine graue Mann zu der wäre, darüber meine zehn Tausend Thaler zu vergessen — sie waren schon vor einem Monate gefällig — Sie werden meine Nachsicht zu schätzen wissen — ich bin da, um das Geld in Empfang zu nehmen.“ „Mein Herr Industrieller,“ sagte der Rittmeister, der unterdeß mühsam nach Fassung gerungen, und vergebens überlegt hatte, wie er sich noch am Besten aus der Schlinge ziehen könnte, mit beleidigtem Ton in der Stimme und einem Anflug von Spott, „es ist mir unmöglich, mit Leuten, welche alle Rücksichten und Höflichkeiten aus den Augen setzen, auf die jeder Mensch von Bildung Anspruch macht, zu verhandeln, ich werde Ihnen Ihr Geld noch heute in Ihre Wohnung schicken —“ und der Rittmeister kehrte dem Fabrikanten vornehm den Rücken, und war im Begriff, das Zimmer zu verlassen. „Sie können bleiben,“ sagte dieser, „ich werde gehen — Ihre elende Ausflucht ist eines Aristokraten des neunzehnten Jahrhunderts würdig. Sie haben das Geld nicht, ich sehe sehr wohl ein, daß ich es also nicht mitnehmen kann, und werde daher gehen. Brechen Sie aber Ihr Wort abermals, und ich erhalte das Geld nicht noch heute, so begebe ich mich morgen mit dieser Verschreibung zu den Gerichten, und Ihre Waldung ist mein Eigenthum. Ich empfehle mich Ihnen.“ Mit diesen Worten ging der kleine graue Mann zu der <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0186" n="176"/> wäre, darüber meine zehn Tausend Thaler zu vergessen — sie waren schon vor einem Monate gefällig — Sie werden meine Nachsicht zu schätzen wissen — ich bin da, um das Geld in Empfang zu nehmen.“</p> <p>„Mein Herr Industrieller,“ sagte der Rittmeister, der unterdeß mühsam nach Fassung gerungen, und vergebens überlegt hatte, wie er sich noch am Besten aus der Schlinge ziehen könnte, mit beleidigtem Ton in der Stimme und einem Anflug von Spott, „es ist mir unmöglich, mit Leuten, welche alle Rücksichten und Höflichkeiten aus den Augen setzen, auf die jeder Mensch von Bildung Anspruch macht, zu verhandeln, ich werde Ihnen Ihr Geld noch heute in Ihre Wohnung schicken —“ und der Rittmeister kehrte dem Fabrikanten vornehm den Rücken, und war im Begriff, das Zimmer zu verlassen.</p> <p>„Sie können bleiben,“ sagte dieser, „ich werde gehen — Ihre elende Ausflucht ist eines Aristokraten des neunzehnten Jahrhunderts würdig. Sie haben das Geld nicht, ich sehe sehr wohl ein, daß ich es also nicht mitnehmen kann, und werde daher gehen. Brechen Sie aber Ihr Wort abermals, und ich erhalte das Geld nicht noch heute, so begebe ich mich morgen mit dieser Verschreibung zu den Gerichten, und Ihre Waldung ist mein Eigenthum. Ich empfehle mich Ihnen.“</p> <p>Mit diesen Worten ging der kleine graue Mann zu der </p> </div> </body> </text> </TEI> [176/0186]
wäre, darüber meine zehn Tausend Thaler zu vergessen — sie waren schon vor einem Monate gefällig — Sie werden meine Nachsicht zu schätzen wissen — ich bin da, um das Geld in Empfang zu nehmen.“
„Mein Herr Industrieller,“ sagte der Rittmeister, der unterdeß mühsam nach Fassung gerungen, und vergebens überlegt hatte, wie er sich noch am Besten aus der Schlinge ziehen könnte, mit beleidigtem Ton in der Stimme und einem Anflug von Spott, „es ist mir unmöglich, mit Leuten, welche alle Rücksichten und Höflichkeiten aus den Augen setzen, auf die jeder Mensch von Bildung Anspruch macht, zu verhandeln, ich werde Ihnen Ihr Geld noch heute in Ihre Wohnung schicken —“ und der Rittmeister kehrte dem Fabrikanten vornehm den Rücken, und war im Begriff, das Zimmer zu verlassen.
„Sie können bleiben,“ sagte dieser, „ich werde gehen — Ihre elende Ausflucht ist eines Aristokraten des neunzehnten Jahrhunderts würdig. Sie haben das Geld nicht, ich sehe sehr wohl ein, daß ich es also nicht mitnehmen kann, und werde daher gehen. Brechen Sie aber Ihr Wort abermals, und ich erhalte das Geld nicht noch heute, so begebe ich mich morgen mit dieser Verschreibung zu den Gerichten, und Ihre Waldung ist mein Eigenthum. Ich empfehle mich Ihnen.“
Mit diesen Worten ging der kleine graue Mann zu der
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Zitationshilfe: | Otto, Louise: Schloß und Fabrik, Bd. 1. Leipzig, 1846, S. 176. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/otto_schloss01_1846/186>, abgerufen am 22.07.2024. |