Otto, Louise: Schloß und Fabrik, Bd. 1. Leipzig, 1846."Ich frage Sie," sagte Herr Felchner, auf's Aeußerste gereizt, "wie kamen Sie dazu, mir dieses unverschämte Anerbieten zu machen? Wie konnten Sie denken, ich werde die Hand meiner einzigen Tochter einem Krautjunker geben, ja einem Krautjunker, von dem ich noch dazu weiß, daß er in Kurzem ein Betteljunker sein wird, da ich die Wirthschaft seines Vaters kenne! Oder konnten Sie sich wirklich einbilden, ich solle es mir zur Ehre schätzen, wenn meine Tochter eine gnädige Frau würde? Die adligen Freier werden sich zu Duzenden finden, denn das Mädchen ist ein Engel, und wäre sie häßlich wie die Sünde, ihr Geld würde sie in den Augen altadliger Hungerleider doch zu einem Engel machen. -- Aber bilden Sie sich nicht ein, daß heut zu Tage ein Industrieller noch Respect hat vor einem großen Wappenschilde und einem vornehmen Namen -- Herr Rittmeister -- das sind Bagatellen -- Bagatellen, zu erbärmlich, sie nur zu beachten." "Es ist gut," fuhr er ruhiger fort, nachdem er die heftige Rede abgebrochen und hochaufathmend frische Kraft zum Weitersprechen gesammelt hatte -- "das Wort Bagatell bringt mich wieder auf die Ursache meines Kommens, und auf die zehn Tausend Thaler zurück, welche Sie für ein Bagatell erklärten, und welche ich Ihnen wahrscheinlich mit meinem Kinde schenken sollte -- Sie haben das Vaterherz so in Wuth gebracht, daß ich beinah Narr genug gewesen „Ich frage Sie,“ sagte Herr Felchner, auf’s Aeußerste gereizt, „wie kamen Sie dazu, mir dieses unverschämte Anerbieten zu machen? Wie konnten Sie denken, ich werde die Hand meiner einzigen Tochter einem Krautjunker geben, ja einem Krautjunker, von dem ich noch dazu weiß, daß er in Kurzem ein Betteljunker sein wird, da ich die Wirthschaft seines Vaters kenne! Oder konnten Sie sich wirklich einbilden, ich solle es mir zur Ehre schätzen, wenn meine Tochter eine gnädige Frau würde? Die adligen Freier werden sich zu Duzenden finden, denn das Mädchen ist ein Engel, und wäre sie häßlich wie die Sünde, ihr Geld würde sie in den Augen altadliger Hungerleider doch zu einem Engel machen. — Aber bilden Sie sich nicht ein, daß heut zu Tage ein Industrieller noch Respect hat vor einem großen Wappenschilde und einem vornehmen Namen — Herr Rittmeister — das sind Bagatellen — Bagatellen, zu erbärmlich, sie nur zu beachten.“ „Es ist gut,“ fuhr er ruhiger fort, nachdem er die heftige Rede abgebrochen und hochaufathmend frische Kraft zum Weitersprechen gesammelt hatte — „das Wort Bagatell bringt mich wieder auf die Ursache meines Kommens, und auf die zehn Tausend Thaler zurück, welche Sie für ein Bagatell erklärten, und welche ich Ihnen wahrscheinlich mit meinem Kinde schenken sollte — Sie haben das Vaterherz so in Wuth gebracht, daß ich beinah Narr genug gewesen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0185" n="175"/> <p> „Ich frage Sie,“ sagte Herr Felchner, auf’s Aeußerste gereizt, „wie kamen Sie dazu, mir dieses unverschämte Anerbieten zu machen? Wie konnten Sie denken, ich werde die Hand meiner einzigen Tochter einem Krautjunker geben, ja einem Krautjunker, von dem ich noch dazu weiß, daß er in Kurzem ein Betteljunker sein wird, da ich die Wirthschaft seines Vaters kenne! Oder konnten Sie sich wirklich einbilden, ich solle es mir zur Ehre schätzen, wenn meine Tochter eine gnädige Frau würde? Die adligen Freier werden sich zu Duzenden finden, denn das Mädchen ist ein Engel, und wäre sie häßlich wie die Sünde, ihr Geld würde sie in den Augen altadliger Hungerleider doch zu einem Engel machen. — Aber bilden Sie sich nicht ein, daß heut zu Tage ein Industrieller noch Respect hat vor einem großen Wappenschilde und einem vornehmen Namen — Herr Rittmeister — <hi rendition="#g">das sind Bagatellen</hi> — Bagatellen, zu erbärmlich, sie nur zu beachten.“</p> <p>„Es ist gut,“ fuhr er ruhiger fort, nachdem er die heftige Rede abgebrochen und hochaufathmend frische Kraft zum Weitersprechen gesammelt hatte — „das Wort Bagatell bringt mich wieder auf die Ursache meines Kommens, und auf die zehn Tausend Thaler zurück, welche Sie für ein Bagatell erklärten, und welche ich Ihnen wahrscheinlich mit meinem Kinde schenken sollte — Sie haben das Vaterherz so in Wuth gebracht, daß ich beinah Narr genug gewesen </p> </div> </body> </text> </TEI> [175/0185]
„Ich frage Sie,“ sagte Herr Felchner, auf’s Aeußerste gereizt, „wie kamen Sie dazu, mir dieses unverschämte Anerbieten zu machen? Wie konnten Sie denken, ich werde die Hand meiner einzigen Tochter einem Krautjunker geben, ja einem Krautjunker, von dem ich noch dazu weiß, daß er in Kurzem ein Betteljunker sein wird, da ich die Wirthschaft seines Vaters kenne! Oder konnten Sie sich wirklich einbilden, ich solle es mir zur Ehre schätzen, wenn meine Tochter eine gnädige Frau würde? Die adligen Freier werden sich zu Duzenden finden, denn das Mädchen ist ein Engel, und wäre sie häßlich wie die Sünde, ihr Geld würde sie in den Augen altadliger Hungerleider doch zu einem Engel machen. — Aber bilden Sie sich nicht ein, daß heut zu Tage ein Industrieller noch Respect hat vor einem großen Wappenschilde und einem vornehmen Namen — Herr Rittmeister — das sind Bagatellen — Bagatellen, zu erbärmlich, sie nur zu beachten.“
„Es ist gut,“ fuhr er ruhiger fort, nachdem er die heftige Rede abgebrochen und hochaufathmend frische Kraft zum Weitersprechen gesammelt hatte — „das Wort Bagatell bringt mich wieder auf die Ursache meines Kommens, und auf die zehn Tausend Thaler zurück, welche Sie für ein Bagatell erklärten, und welche ich Ihnen wahrscheinlich mit meinem Kinde schenken sollte — Sie haben das Vaterherz so in Wuth gebracht, daß ich beinah Narr genug gewesen
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Zitationshilfe: | Otto, Louise: Schloß und Fabrik, Bd. 1. Leipzig, 1846, S. 175. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/otto_schloss01_1846/185>, abgerufen am 22.07.2024. |