Otto, Louise: Schloß und Fabrik, Bd. 1. Leipzig, 1846."Bagatell!" unterbrach ihn dieser, und seine kleinen Augen funkelten, seine Nase ward noch spitzer, als sie ohnehin war. "Bagatell! Wenn es Ihnen das ist, so zahlen Sie mir meine zehn Tausend Thaler aus! Für einen Fabrikanten giebt es kein Bagatell, dem Industriellen ist jeder Groschen ein Kapital, das seine Zinsen tragen muß, sonst stocken die Geschäfte -- sprechen Sie nicht von Bagatell!" "Beruhigen Sie sich, ich meinte nur nicht dieses Geld allein, sondern Geld überhaupt sei eine Bagatell dem Glücke uns nahestehender Personen gegenüber, von welchen ich mit Ihnen vor allen Dingen zu sprechen wünschte." "Ich verstehe Sie nicht, aber ich muß Sie bitten, zur Sache zu kommen, ich habe durchaus nicht viel Zeit." "Nun -- Sie haben eine erwachsene, liebenswürdige Tochter --" "Ja, wahrhaftig! Sie ist mein Stolz und meine Freude." "Ich habe einen einzigen Sohn, welcher jetzt auf Reisen ist --" "Ich bitte -- zur Sache, zur Sache!" und Herr Felchner rutschte ungeduldig auf seinem Stuhle hin und her. "Wir sind Nachbarn, unsere Besitzungen stoßen aneinander --" "Weiß es, weiß es, verschmelzen immer mehr in einander," sagte Felchner höhnisch. „Bagatell!“ unterbrach ihn dieser, und seine kleinen Augen funkelten, seine Nase ward noch spitzer, als sie ohnehin war. „Bagatell! Wenn es Ihnen das ist, so zahlen Sie mir meine zehn Tausend Thaler aus! Für einen Fabrikanten giebt es kein Bagatell, dem Industriellen ist jeder Groschen ein Kapital, das seine Zinsen tragen muß, sonst stocken die Geschäfte — sprechen Sie nicht von Bagatell!“ „Beruhigen Sie sich, ich meinte nur nicht dieses Geld allein, sondern Geld überhaupt sei eine Bagatell dem Glücke uns nahestehender Personen gegenüber, von welchen ich mit Ihnen vor allen Dingen zu sprechen wünschte.“ „Ich verstehe Sie nicht, aber ich muß Sie bitten, zur Sache zu kommen, ich habe durchaus nicht viel Zeit.“ „Nun — Sie haben eine erwachsene, liebenswürdige Tochter —“ „Ja, wahrhaftig! Sie ist mein Stolz und meine Freude.“ „Ich habe einen einzigen Sohn, welcher jetzt auf Reisen ist —“ „Ich bitte — zur Sache, zur Sache!“ und Herr Felchner rutschte ungeduldig auf seinem Stuhle hin und her. „Wir sind Nachbarn, unsere Besitzungen stoßen aneinander —“ „Weiß es, weiß es, verschmelzen immer mehr in einander,“ sagte Felchner höhnisch. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0183" n="173"/> <p> „Bagatell!“ unterbrach ihn dieser, und seine kleinen Augen funkelten, seine Nase ward noch spitzer, als sie ohnehin war. „Bagatell! Wenn es Ihnen das ist, so zahlen Sie mir meine zehn Tausend Thaler aus! Für einen Fabrikanten giebt es kein Bagatell, dem Industriellen ist jeder Groschen ein Kapital, das seine Zinsen tragen muß, sonst stocken die Geschäfte — sprechen Sie nicht von Bagatell!“</p> <p>„Beruhigen Sie sich, ich meinte nur nicht dieses Geld allein, sondern Geld überhaupt sei eine Bagatell dem Glücke uns nahestehender Personen gegenüber, von welchen ich mit Ihnen vor allen Dingen zu sprechen wünschte.“</p> <p>„Ich verstehe Sie nicht, aber ich muß Sie bitten, zur Sache zu kommen, ich habe durchaus nicht viel Zeit.“</p> <p>„Nun — Sie haben eine erwachsene, liebenswürdige Tochter —“</p> <p>„Ja, wahrhaftig! Sie ist mein Stolz und meine Freude.“</p> <p>„Ich habe einen einzigen Sohn, welcher jetzt auf Reisen ist —“</p> <p>„Ich bitte — zur Sache, zur Sache!“ und Herr Felchner rutschte ungeduldig auf seinem Stuhle hin und her.</p> <p>„Wir sind Nachbarn, unsere Besitzungen stoßen aneinander —“</p> <p>„Weiß es, weiß es, verschmelzen immer mehr in einander,“ sagte Felchner höhnisch.</p> </div> </body> </text> </TEI> [173/0183]
„Bagatell!“ unterbrach ihn dieser, und seine kleinen Augen funkelten, seine Nase ward noch spitzer, als sie ohnehin war. „Bagatell! Wenn es Ihnen das ist, so zahlen Sie mir meine zehn Tausend Thaler aus! Für einen Fabrikanten giebt es kein Bagatell, dem Industriellen ist jeder Groschen ein Kapital, das seine Zinsen tragen muß, sonst stocken die Geschäfte — sprechen Sie nicht von Bagatell!“
„Beruhigen Sie sich, ich meinte nur nicht dieses Geld allein, sondern Geld überhaupt sei eine Bagatell dem Glücke uns nahestehender Personen gegenüber, von welchen ich mit Ihnen vor allen Dingen zu sprechen wünschte.“
„Ich verstehe Sie nicht, aber ich muß Sie bitten, zur Sache zu kommen, ich habe durchaus nicht viel Zeit.“
„Nun — Sie haben eine erwachsene, liebenswürdige Tochter —“
„Ja, wahrhaftig! Sie ist mein Stolz und meine Freude.“
„Ich habe einen einzigen Sohn, welcher jetzt auf Reisen ist —“
„Ich bitte — zur Sache, zur Sache!“ und Herr Felchner rutschte ungeduldig auf seinem Stuhle hin und her.
„Wir sind Nachbarn, unsere Besitzungen stoßen aneinander —“
„Weiß es, weiß es, verschmelzen immer mehr in einander,“ sagte Felchner höhnisch.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Repository TextGrid: Bereitstellung der Texttranskription.
(2013-08-23T11:52:15Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Christoph Leijser, Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2013-08-23T11:52:15Z)
HATHI TRUST Digital Library: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2013-08-23T11:52:15Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |