Otto, Louise: Schloß und Fabrik, Bd. 1. Leipzig, 1846.nicht, warum heute unpassend sein soll, was unter gleichen Verhältnissen Ihnen selbst sehr amüsant war -- es kann auch nichts Spaßhafteres geben, als das halb verlegene, halb erzürnte Erröthen eines niedlichen bürgerlichen Dingelchens." Die Mädchen waren unterdeß, ohne das Geringste von dem zu ahnen, was man unweit von ihnen über sie verhandelte, und ohne die Sprecher nur zu sehen, einen Pfad herabgegangen, welcher sie von diesen noch weiter entfernte. Um Alles in der Welt nicht hätte Jaromir das heilig stille Geheimniß seines Herzens von seiner Begegnung Elisabeths an diesen seichten Salonmenschen verrathen, und noch weniger wäre er im Stande gewesen, sich ihr mit ihm zugleich zu nähern -- als Ausfluchtsmittel sah er daher nach der Uhr, und sagte: "Aber Sie vergessen, daß uns Ihr Onkel um 10 Uhr zum Frühstück erwartet, und daß dieß schon vorüber ist -- lassen Sie uns eilen, zurück zu kommen, nicht in allen Fällen ist es guter Ton, auf sich warten zu lassen." "Besonders wenn man selbst Appetit hat," sagte Waldow, und indem er über der Aussicht auf ein gutes Frühstück die schönen Mädchen vergaß, ging er rasch mit Jaromir dem Herrnhause zu, wo sie jetzt Beide als Gäste wohnten. Wirklich waren sie von dem Paar bereits zum Frühstück nicht, warum heute unpassend sein soll, was unter gleichen Verhältnissen Ihnen selbst sehr amüsant war — es kann auch nichts Spaßhafteres geben, als das halb verlegene, halb erzürnte Erröthen eines niedlichen bürgerlichen Dingelchens.“ Die Mädchen waren unterdeß, ohne das Geringste von dem zu ahnen, was man unweit von ihnen über sie verhandelte, und ohne die Sprecher nur zu sehen, einen Pfad herabgegangen, welcher sie von diesen noch weiter entfernte. Um Alles in der Welt nicht hätte Jaromir das heilig stille Geheimniß seines Herzens von seiner Begegnung Elisabeths an diesen seichten Salonmenschen verrathen, und noch weniger wäre er im Stande gewesen, sich ihr mit ihm zugleich zu nähern — als Ausfluchtsmittel sah er daher nach der Uhr, und sagte: „Aber Sie vergessen, daß uns Ihr Onkel um 10 Uhr zum Frühstück erwartet, und daß dieß schon vorüber ist — lassen Sie uns eilen, zurück zu kommen, nicht in allen Fällen ist es guter Ton, auf sich warten zu lassen.“ „Besonders wenn man selbst Appetit hat,“ sagte Waldow, und indem er über der Aussicht auf ein gutes Frühstück die schönen Mädchen vergaß, ging er rasch mit Jaromir dem Herrnhause zu, wo sie jetzt Beide als Gäste wohnten. Wirklich waren sie von dem Paar bereits zum Frühstück <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0177" n="167"/> nicht, warum heute unpassend sein soll, was unter gleichen Verhältnissen Ihnen selbst sehr amüsant war — es kann auch nichts Spaßhafteres geben, als das halb verlegene, halb erzürnte Erröthen eines niedlichen bürgerlichen Dingelchens.“</p> <p>Die Mädchen waren unterdeß, ohne das Geringste von dem zu ahnen, was man unweit von ihnen über sie verhandelte, und ohne die Sprecher nur zu sehen, einen Pfad herabgegangen, welcher sie von diesen noch weiter entfernte.</p> <p>Um Alles in der Welt nicht hätte Jaromir das heilig stille Geheimniß seines Herzens von seiner Begegnung Elisabeths an diesen seichten Salonmenschen verrathen, und noch weniger wäre er im Stande gewesen, sich ihr mit ihm zugleich zu nähern — als Ausfluchtsmittel sah er daher nach der Uhr, und sagte:</p> <p>„Aber Sie vergessen, daß uns Ihr Onkel um 10 Uhr zum Frühstück erwartet, und daß dieß schon vorüber ist — lassen Sie uns eilen, zurück zu kommen, nicht in allen Fällen ist es guter Ton, auf sich warten zu lassen.“</p> <p>„Besonders wenn man selbst Appetit hat,“ sagte Waldow, und indem er über der Aussicht auf ein gutes Frühstück die schönen Mädchen vergaß, ging er rasch mit Jaromir dem Herrnhause zu, wo sie jetzt Beide als Gäste wohnten.</p> <p>Wirklich waren sie von dem Paar bereits zum Frühstück </p> </div> </body> </text> </TEI> [167/0177]
nicht, warum heute unpassend sein soll, was unter gleichen Verhältnissen Ihnen selbst sehr amüsant war — es kann auch nichts Spaßhafteres geben, als das halb verlegene, halb erzürnte Erröthen eines niedlichen bürgerlichen Dingelchens.“
Die Mädchen waren unterdeß, ohne das Geringste von dem zu ahnen, was man unweit von ihnen über sie verhandelte, und ohne die Sprecher nur zu sehen, einen Pfad herabgegangen, welcher sie von diesen noch weiter entfernte.
Um Alles in der Welt nicht hätte Jaromir das heilig stille Geheimniß seines Herzens von seiner Begegnung Elisabeths an diesen seichten Salonmenschen verrathen, und noch weniger wäre er im Stande gewesen, sich ihr mit ihm zugleich zu nähern — als Ausfluchtsmittel sah er daher nach der Uhr, und sagte:
„Aber Sie vergessen, daß uns Ihr Onkel um 10 Uhr zum Frühstück erwartet, und daß dieß schon vorüber ist — lassen Sie uns eilen, zurück zu kommen, nicht in allen Fällen ist es guter Ton, auf sich warten zu lassen.“
„Besonders wenn man selbst Appetit hat,“ sagte Waldow, und indem er über der Aussicht auf ein gutes Frühstück die schönen Mädchen vergaß, ging er rasch mit Jaromir dem Herrnhause zu, wo sie jetzt Beide als Gäste wohnten.
Wirklich waren sie von dem Paar bereits zum Frühstück
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Zitationshilfe: | Otto, Louise: Schloß und Fabrik, Bd. 1. Leipzig, 1846, S. 167. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/otto_schloss01_1846/177>, abgerufen am 22.07.2024. |