Otto, Louise: Schloß und Fabrik, Bd. 1. Leipzig, 1846.Niemand glauben will -- sie dachte nun es sei Keiner unter ihnen im Stande, Recht zu handeln -- sie war auch vor ihm geflohen, als er sich ihr genähert. Aber da leuchtete es wieder hell auf in seinem kummervollen Antlitz, und er sagte sich selbst, wie sich plötzlich besinnend: Nein -- vor ihm war sie nicht geflohen -- nur vor dem ungekannten Mann. Als er seinen Namen genannt, hatte sie ihm vertrauend die Hand gegeben -- sie hatte ihn nicht hinter sich gehen lassen, wie einen Diener, wie er bescheiden gewollt -- sie hatte ihm die Hand gegeben, und war neben ihm gegangen, wie neben einem Freund -- und dann hatte sie ihm gedankt. Aber gewiß hätte sie ihn dafür gern mit irgend einer Gabe gelohnt -- aber das sollte sie nicht, nein, dies Mal gewiß nicht, sie sollte ihn nicht bezahlen, wie die reichen Leute die armen für jeden Liebesdienst, womit sie oft so weh thun -- sie sollte ihn nicht bezahlen, weil er ein paar Minuten so glücklich gewesen war. Und so dachte und grübelte er noch lange fort, bis endlich der Schlaf kam, und mit ihm der Traum, und mit diesem Paulinens Bild. Niemand glauben will — sie dachte nun es sei Keiner unter ihnen im Stande, Recht zu handeln — sie war auch vor ihm geflohen, als er sich ihr genähert. Aber da leuchtete es wieder hell auf in seinem kummervollen Antlitz, und er sagte sich selbst, wie sich plötzlich besinnend: Nein — vor ihm war sie nicht geflohen — nur vor dem ungekannten Mann. Als er seinen Namen genannt, hatte sie ihm vertrauend die Hand gegeben — sie hatte ihn nicht hinter sich gehen lassen, wie einen Diener, wie er bescheiden gewollt — sie hatte ihm die Hand gegeben, und war neben ihm gegangen, wie neben einem Freund — und dann hatte sie ihm gedankt. Aber gewiß hätte sie ihn dafür gern mit irgend einer Gabe gelohnt — aber das sollte sie nicht, nein, dies Mal gewiß nicht, sie sollte ihn nicht bezahlen, wie die reichen Leute die armen für jeden Liebesdienst, womit sie oft so weh thun — sie sollte ihn nicht bezahlen, weil er ein paar Minuten so glücklich gewesen war. Und so dachte und grübelte er noch lange fort, bis endlich der Schlaf kam, und mit ihm der Traum, und mit diesem Paulinens Bild. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0171" n="161"/> Niemand glauben will — sie dachte nun es sei Keiner unter ihnen im Stande, Recht zu handeln — sie war auch vor ihm geflohen, als er sich ihr genähert.</p> <p>Aber da leuchtete es wieder hell auf in seinem kummervollen Antlitz, und er sagte sich selbst, wie sich plötzlich besinnend: Nein — vor ihm war sie nicht geflohen — nur vor dem ungekannten Mann. Als er seinen Namen genannt, hatte sie ihm vertrauend die Hand gegeben — sie hatte ihn nicht hinter sich gehen lassen, wie einen Diener, wie er bescheiden gewollt — sie hatte ihm die Hand gegeben, und war neben ihm gegangen, wie neben einem Freund — und dann hatte sie ihm gedankt. Aber gewiß hätte sie ihn dafür gern mit irgend einer Gabe gelohnt — aber das sollte sie nicht, nein, dies Mal gewiß nicht, sie sollte ihn nicht bezahlen, wie die reichen Leute die armen für jeden Liebesdienst, womit sie oft so weh thun — sie sollte ihn nicht bezahlen, weil er ein paar Minuten so glücklich gewesen war.</p> <p>Und so dachte und grübelte er noch lange fort, bis endlich der Schlaf kam, und mit ihm der Traum, und mit diesem Paulinens Bild.</p> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [161/0171]
Niemand glauben will — sie dachte nun es sei Keiner unter ihnen im Stande, Recht zu handeln — sie war auch vor ihm geflohen, als er sich ihr genähert.
Aber da leuchtete es wieder hell auf in seinem kummervollen Antlitz, und er sagte sich selbst, wie sich plötzlich besinnend: Nein — vor ihm war sie nicht geflohen — nur vor dem ungekannten Mann. Als er seinen Namen genannt, hatte sie ihm vertrauend die Hand gegeben — sie hatte ihn nicht hinter sich gehen lassen, wie einen Diener, wie er bescheiden gewollt — sie hatte ihm die Hand gegeben, und war neben ihm gegangen, wie neben einem Freund — und dann hatte sie ihm gedankt. Aber gewiß hätte sie ihn dafür gern mit irgend einer Gabe gelohnt — aber das sollte sie nicht, nein, dies Mal gewiß nicht, sie sollte ihn nicht bezahlen, wie die reichen Leute die armen für jeden Liebesdienst, womit sie oft so weh thun — sie sollte ihn nicht bezahlen, weil er ein paar Minuten so glücklich gewesen war.
Und so dachte und grübelte er noch lange fort, bis endlich der Schlaf kam, und mit ihm der Traum, und mit diesem Paulinens Bild.
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