Otto, Louise: Schloß und Fabrik, Bd. 1. Leipzig, 1846.und die kleinen erstarrten Hände wärmte, erzählte sie: "Ich hatte meine Freundin bis an das kleine Haus begleitet, welches in der Nähe des Parkes steht, und in dem unser Oberfaktor mit seiner Frau wohnt. Da fing es sehr heftig an zu schneien, es schien uns vorübergehend, und da wir die Oberfaktorin allein zu Hause sahen, gingen wir Beide hinein, um dort die Schneewolke vorüber zu lassen. So kam es denn, daß wir dort länger blieben, als wir erst gedacht hatten, denn Elisabeth schickte einen Knaben nach ihrem Schlitten in's Schloß, und es dauerte ziemlich lange, ehe dieser kam. Dann hatte es aufgehört zu schneien, ich fürchtete mich nicht, da es so sternenhell war, und nahm nur den Knaben auf Zureden als Bedeckung mit, denn weiter war Niemand zu Hause. Als ich bei der Schenke vorüber kam --" "Ach, liebes Fräulein, Sie zittern ja am ganzen Körper -- es wird Ihnen doch Nichts begegnet sein?" sagte das besorgte Mädchen. "In der Schenke war ein entsetzlicher Lärm -- auf einmal umringte mich ein Trupp Männer und führten gemeine Reden -- ich lief stumm fort so schnell ich konnte -- da kam mir ein Trunkener von ihnen nach -- faßte mich an -- und was er sagte, mag ich nicht wiederholen -- ich weinte und schrie nach Hilfe -- da kam Franz -- -- er führte mich sicher hierher." und die kleinen erstarrten Hände wärmte, erzählte sie: „Ich hatte meine Freundin bis an das kleine Haus begleitet, welches in der Nähe des Parkes steht, und in dem unser Oberfaktor mit seiner Frau wohnt. Da fing es sehr heftig an zu schneien, es schien uns vorübergehend, und da wir die Oberfaktorin allein zu Hause sahen, gingen wir Beide hinein, um dort die Schneewolke vorüber zu lassen. So kam es denn, daß wir dort länger blieben, als wir erst gedacht hatten, denn Elisabeth schickte einen Knaben nach ihrem Schlitten in’s Schloß, und es dauerte ziemlich lange, ehe dieser kam. Dann hatte es aufgehört zu schneien, ich fürchtete mich nicht, da es so sternenhell war, und nahm nur den Knaben auf Zureden als Bedeckung mit, denn weiter war Niemand zu Hause. Als ich bei der Schenke vorüber kam —“ „Ach, liebes Fräulein, Sie zittern ja am ganzen Körper — es wird Ihnen doch Nichts begegnet sein?“ sagte das besorgte Mädchen. „In der Schenke war ein entsetzlicher Lärm — auf einmal umringte mich ein Trupp Männer und führten gemeine Reden — ich lief stumm fort so schnell ich konnte — da kam mir ein Trunkener von ihnen nach — faßte mich an — und was er sagte, mag ich nicht wiederholen — ich weinte und schrie nach Hilfe — da kam Franz — — er führte mich sicher hierher.“ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0168" n="158"/> und die kleinen erstarrten Hände wärmte, erzählte sie: „Ich hatte meine Freundin bis an das kleine Haus begleitet, welches in der Nähe des Parkes steht, und in dem unser Oberfaktor mit seiner Frau wohnt. Da fing es sehr heftig an zu schneien, es schien uns vorübergehend, und da wir die Oberfaktorin allein zu Hause sahen, gingen wir Beide hinein, um dort die Schneewolke vorüber zu lassen. So kam es denn, daß wir dort länger blieben, als wir erst gedacht hatten, denn Elisabeth schickte einen Knaben nach ihrem Schlitten in’s Schloß, und es dauerte ziemlich lange, ehe dieser kam. Dann hatte es aufgehört zu schneien, ich fürchtete mich nicht, da es so sternenhell war, und nahm nur den Knaben auf Zureden als Bedeckung mit, denn weiter war Niemand zu Hause. Als ich bei der Schenke vorüber kam —“</p> <p>„Ach, liebes Fräulein, Sie zittern ja am ganzen Körper — es wird Ihnen doch Nichts begegnet sein?“ sagte das besorgte Mädchen.</p> <p>„In der Schenke war ein entsetzlicher Lärm — auf einmal umringte mich ein Trupp Männer und führten gemeine Reden — ich lief stumm fort so schnell ich konnte — da kam mir ein Trunkener von ihnen nach — faßte mich an — und was er sagte, mag ich nicht wiederholen — ich weinte und schrie nach Hilfe — da kam Franz — — er führte mich sicher hierher.“</p> </div> </body> </text> </TEI> [158/0168]
und die kleinen erstarrten Hände wärmte, erzählte sie: „Ich hatte meine Freundin bis an das kleine Haus begleitet, welches in der Nähe des Parkes steht, und in dem unser Oberfaktor mit seiner Frau wohnt. Da fing es sehr heftig an zu schneien, es schien uns vorübergehend, und da wir die Oberfaktorin allein zu Hause sahen, gingen wir Beide hinein, um dort die Schneewolke vorüber zu lassen. So kam es denn, daß wir dort länger blieben, als wir erst gedacht hatten, denn Elisabeth schickte einen Knaben nach ihrem Schlitten in’s Schloß, und es dauerte ziemlich lange, ehe dieser kam. Dann hatte es aufgehört zu schneien, ich fürchtete mich nicht, da es so sternenhell war, und nahm nur den Knaben auf Zureden als Bedeckung mit, denn weiter war Niemand zu Hause. Als ich bei der Schenke vorüber kam —“
„Ach, liebes Fräulein, Sie zittern ja am ganzen Körper — es wird Ihnen doch Nichts begegnet sein?“ sagte das besorgte Mädchen.
„In der Schenke war ein entsetzlicher Lärm — auf einmal umringte mich ein Trupp Männer und führten gemeine Reden — ich lief stumm fort so schnell ich konnte — da kam mir ein Trunkener von ihnen nach — faßte mich an — und was er sagte, mag ich nicht wiederholen — ich weinte und schrie nach Hilfe — da kam Franz — — er führte mich sicher hierher.“
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/otto_schloss01_1846 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/otto_schloss01_1846/168 |
Zitationshilfe: | Otto, Louise: Schloß und Fabrik, Bd. 1. Leipzig, 1846, S. 158. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/otto_schloss01_1846/168>, abgerufen am 22.07.2024. |