Otto, Louise: Schloß und Fabrik, Bd. 1. Leipzig, 1846.und gerecht! Laß es nicht zu, daß sie mich todtschlagen!" "Wir wollen ihn hinauswerfen," sagte Franz. "Da seid Ihr ihn los, und Euer Aerger hat ein Ende, denn er kommt gewiß nicht wieder -- das Geld hat er Euch doch herausgegeben?" "Ja, das haben sie ihm alles wieder abgenommen, und sein eignes dazu," schrieen Einige, welche gemäßigte Zuschauer abgegeben hatten. "Nun," sagte Franz, "so wollen wir ihn hinauswerfen," und mit Riesenkraft schob er den Fuß des Einen von Augusts Schultern, und unwillkührlich ließ der Andere, welcher sein Haar gefaßt hielt, los, und Franz schleppte nun mit einem raschen Griff den Geschlagenen vor die Hausthüre und rief: "Nun lauf, wenn Du noch laufen kannst!" August lief wirklich. Einige der Arbeiter sprangen ihm nach, Andere schimpften wenigstens hinter ihm her. In diesem Augenblicke hörte Franz eine zarte, schluchzende Stimme rufen: "Helft mir! Erbarmen, wenn ich noch unter Menschen bin!" Franz kannte diese Stimme, er kannte auch diese Worte, welche er voll desselben entsetzlichen Vorwurfes schon einmal vernommen hatte. Wie ein zweischneidiger Dolch und gerecht! Laß es nicht zu, daß sie mich todtschlagen!“ „Wir wollen ihn hinauswerfen,“ sagte Franz. „Da seid Ihr ihn los, und Euer Aerger hat ein Ende, denn er kommt gewiß nicht wieder — das Geld hat er Euch doch herausgegeben?“ „Ja, das haben sie ihm alles wieder abgenommen, und sein eignes dazu,“ schrieen Einige, welche gemäßigte Zuschauer abgegeben hatten. „Nun,“ sagte Franz, „so wollen wir ihn hinauswerfen,“ und mit Riesenkraft schob er den Fuß des Einen von Augusts Schultern, und unwillkührlich ließ der Andere, welcher sein Haar gefaßt hielt, los, und Franz schleppte nun mit einem raschen Griff den Geschlagenen vor die Hausthüre und rief: „Nun lauf, wenn Du noch laufen kannst!“ August lief wirklich. Einige der Arbeiter sprangen ihm nach, Andere schimpften wenigstens hinter ihm her. In diesem Augenblicke hörte Franz eine zarte, schluchzende Stimme rufen: „Helft mir! Erbarmen, wenn ich noch unter Menschen bin!“ Franz kannte diese Stimme, er kannte auch diese Worte, welche er voll desselben entsetzlichen Vorwurfes schon einmal vernommen hatte. Wie ein zweischneidiger Dolch <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0165" n="155"/> und gerecht! Laß es nicht zu, daß sie mich todtschlagen!“</p> <p>„Wir wollen ihn hinauswerfen,“ sagte Franz. „Da seid Ihr ihn los, und Euer Aerger hat ein Ende, denn er kommt gewiß nicht wieder — das Geld hat er Euch doch herausgegeben?“</p> <p>„Ja, das haben sie ihm alles wieder abgenommen, und sein eignes dazu,“ schrieen Einige, welche gemäßigte Zuschauer abgegeben hatten.</p> <p>„Nun,“ sagte Franz, „so wollen wir ihn hinauswerfen,“ und mit Riesenkraft schob er den Fuß des Einen von Augusts Schultern, und unwillkührlich ließ der Andere, welcher sein Haar gefaßt hielt, los, und Franz schleppte nun mit einem raschen Griff den Geschlagenen vor die Hausthüre und rief: „Nun lauf, wenn Du noch laufen kannst!“</p> <p>August lief wirklich. Einige der Arbeiter sprangen ihm nach, Andere schimpften wenigstens hinter ihm her.</p> <p>In diesem Augenblicke hörte Franz eine zarte, schluchzende Stimme rufen:</p> <p>„Helft mir! Erbarmen, wenn ich noch unter Menschen bin!“</p> <p>Franz kannte diese Stimme, er kannte auch diese Worte, welche er voll desselben entsetzlichen Vorwurfes schon einmal vernommen hatte. Wie ein zweischneidiger Dolch </p> </div> </body> </text> </TEI> [155/0165]
und gerecht! Laß es nicht zu, daß sie mich todtschlagen!“
„Wir wollen ihn hinauswerfen,“ sagte Franz. „Da seid Ihr ihn los, und Euer Aerger hat ein Ende, denn er kommt gewiß nicht wieder — das Geld hat er Euch doch herausgegeben?“
„Ja, das haben sie ihm alles wieder abgenommen, und sein eignes dazu,“ schrieen Einige, welche gemäßigte Zuschauer abgegeben hatten.
„Nun,“ sagte Franz, „so wollen wir ihn hinauswerfen,“ und mit Riesenkraft schob er den Fuß des Einen von Augusts Schultern, und unwillkührlich ließ der Andere, welcher sein Haar gefaßt hielt, los, und Franz schleppte nun mit einem raschen Griff den Geschlagenen vor die Hausthüre und rief: „Nun lauf, wenn Du noch laufen kannst!“
August lief wirklich. Einige der Arbeiter sprangen ihm nach, Andere schimpften wenigstens hinter ihm her.
In diesem Augenblicke hörte Franz eine zarte, schluchzende Stimme rufen:
„Helft mir! Erbarmen, wenn ich noch unter Menschen bin!“
Franz kannte diese Stimme, er kannte auch diese Worte, welche er voll desselben entsetzlichen Vorwurfes schon einmal vernommen hatte. Wie ein zweischneidiger Dolch
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Zitationshilfe: | Otto, Louise: Schloß und Fabrik, Bd. 1. Leipzig, 1846, S. 155. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/otto_schloss01_1846/165>, abgerufen am 22.07.2024. |