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Otto, Louise: Schloß und Fabrik, Bd. 1. Leipzig, 1846.

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An zwei Tischen saßen Einige dieser Männer in zerlumpten Kleidern mit theils bleichen, theils vom Trunk glühenden Gesichtern, und spielten mit beschmuzten Karten, auf denen man kaum noch die Figuren unterscheiden konnte, Schafkopf und Solo. In ihren Augen las man theils ängstliche Spannung, theils verzweifelnde Gleichgültigkeit, theils den Ausdruck thierischen Abgestumpftseins gegen Alles, theils endlich eine halb wahnwitzige Lustigkeit, welche in ihren lärmenden Aeußerungen selbst auf die meisten Andern der Anwesenden einen widerwärtigen Eindruck machte. Die Aeltesten unter diesen Spielern waren die rohesten, so auch unter denen, welche trinkend, fluchend und schimpfend den übrigen Raum füllten.

Nur wenige der jüngern Fabrikarbeiter befanden sich unter dieser Gesellschaft, aber diesen Wenigen sah man es an, daß sie zu den Verworfensten und Liederlichsten gehörten.

Die Meisten der jungen Fabrikarbeiter waren in einer andern Stube versammelt, deren Anblick in der That nicht im Entferntesten den widerlichen Eindruck machte, wie jene.

Diese jungen Leute trugen zwar auch wenig bessere Kleidungsstücke, als die alten, aber sie waren meist reinlicher, und zum Wenigsten alle mit einiger Sorgfalt angelegt. Ihr Haar war glatt gekämmt und unverwildert.

Vor ihnen standen Gläser mit Vier, daneben lagen

An zwei Tischen saßen Einige dieser Männer in zerlumpten Kleidern mit theils bleichen, theils vom Trunk glühenden Gesichtern, und spielten mit beschmuzten Karten, auf denen man kaum noch die Figuren unterscheiden konnte, Schafkopf und Solo. In ihren Augen las man theils ängstliche Spannung, theils verzweifelnde Gleichgültigkeit, theils den Ausdruck thierischen Abgestumpftseins gegen Alles, theils endlich eine halb wahnwitzige Lustigkeit, welche in ihren lärmenden Aeußerungen selbst auf die meisten Andern der Anwesenden einen widerwärtigen Eindruck machte. Die Aeltesten unter diesen Spielern waren die rohesten, so auch unter denen, welche trinkend, fluchend und schimpfend den übrigen Raum füllten.

Nur wenige der jüngern Fabrikarbeiter befanden sich unter dieser Gesellschaft, aber diesen Wenigen sah man es an, daß sie zu den Verworfensten und Liederlichsten gehörten.

Die Meisten der jungen Fabrikarbeiter waren in einer andern Stube versammelt, deren Anblick in der That nicht im Entferntesten den widerlichen Eindruck machte, wie jene.

Diese jungen Leute trugen zwar auch wenig bessere Kleidungsstücke, als die alten, aber sie waren meist reinlicher, und zum Wenigsten alle mit einiger Sorgfalt angelegt. Ihr Haar war glatt gekämmt und unverwildert.

Vor ihnen standen Gläser mit Vier, daneben lagen

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[149/0159] An zwei Tischen saßen Einige dieser Männer in zerlumpten Kleidern mit theils bleichen, theils vom Trunk glühenden Gesichtern, und spielten mit beschmuzten Karten, auf denen man kaum noch die Figuren unterscheiden konnte, Schafkopf und Solo. In ihren Augen las man theils ängstliche Spannung, theils verzweifelnde Gleichgültigkeit, theils den Ausdruck thierischen Abgestumpftseins gegen Alles, theils endlich eine halb wahnwitzige Lustigkeit, welche in ihren lärmenden Aeußerungen selbst auf die meisten Andern der Anwesenden einen widerwärtigen Eindruck machte. Die Aeltesten unter diesen Spielern waren die rohesten, so auch unter denen, welche trinkend, fluchend und schimpfend den übrigen Raum füllten. Nur wenige der jüngern Fabrikarbeiter befanden sich unter dieser Gesellschaft, aber diesen Wenigen sah man es an, daß sie zu den Verworfensten und Liederlichsten gehörten. Die Meisten der jungen Fabrikarbeiter waren in einer andern Stube versammelt, deren Anblick in der That nicht im Entferntesten den widerlichen Eindruck machte, wie jene. Diese jungen Leute trugen zwar auch wenig bessere Kleidungsstücke, als die alten, aber sie waren meist reinlicher, und zum Wenigsten alle mit einiger Sorgfalt angelegt. Ihr Haar war glatt gekämmt und unverwildert. Vor ihnen standen Gläser mit Vier, daneben lagen

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Zitationshilfe: Otto, Louise: Schloß und Fabrik, Bd. 1. Leipzig, 1846, S. 149. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/otto_schloss01_1846/159>, abgerufen am 27.11.2024.