Otto, Louise: Schloß und Fabrik, Bd. 1. Leipzig, 1846.seitdem sie da war, hatte sie noch keine andern, als verwundende Eindrücke empfangen. Glänzend im Lichtermeer hatte ihr die heimathliche Wohnung zuerst wie ein Feenpalast entgegengelacht -- da hatte sie schon den schneidenden Hohn und die Jammerflüche des Elendes und der Noth gehört, von diesen Menschen gehört, in deren Mitte sie sich glücklich waltend träumte, von denen sie wähnte, daß ihr Vater auch ihnen Vater sei, und sie ihn kindlich verehrend liebten -- und weiter ließ sie Alles an sich vorüberziehen, was sie in diesen wenigen Stunden erlebt -- und es war Nichts, was sie hätte beruhigen, oder heitrer stimmen können. Sie seufzte. Aber sie war müde von dem taglangen Fahren, der kalten Luft, von all dem Erlebten dieses Tages, dieses Abends, sie schloß die müden Augen, und schlief sanft und fest bis in den spätanbrechenden Tag hinein. seitdem sie da war, hatte sie noch keine andern, als verwundende Eindrücke empfangen. Glänzend im Lichtermeer hatte ihr die heimathliche Wohnung zuerst wie ein Feenpalast entgegengelacht — da hatte sie schon den schneidenden Hohn und die Jammerflüche des Elendes und der Noth gehört, von diesen Menschen gehört, in deren Mitte sie sich glücklich waltend träumte, von denen sie wähnte, daß ihr Vater auch ihnen Vater sei, und sie ihn kindlich verehrend liebten — und weiter ließ sie Alles an sich vorüberziehen, was sie in diesen wenigen Stunden erlebt — und es war Nichts, was sie hätte beruhigen, oder heitrer stimmen können. Sie seufzte. Aber sie war müde von dem taglangen Fahren, der kalten Luft, von all dem Erlebten dieses Tages, dieses Abends, sie schloß die müden Augen, und schlief sanft und fest bis in den spätanbrechenden Tag hinein. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0140" n="130"/> seitdem sie da war, hatte sie noch keine andern, als verwundende Eindrücke empfangen.</p> <p>Glänzend im Lichtermeer hatte ihr die heimathliche Wohnung zuerst wie ein Feenpalast entgegengelacht — da hatte sie schon den schneidenden Hohn und die Jammerflüche des Elendes und der Noth gehört, von diesen Menschen gehört, in deren Mitte sie sich glücklich waltend träumte, von denen sie wähnte, daß ihr Vater auch ihnen Vater sei, und sie ihn kindlich verehrend liebten — und weiter ließ sie Alles an sich vorüberziehen, was sie in diesen wenigen Stunden erlebt — und es war Nichts, was sie hätte beruhigen, oder heitrer stimmen können. Sie seufzte. Aber sie war müde von dem taglangen Fahren, der kalten Luft, von all dem Erlebten dieses Tages, dieses Abends, sie schloß die müden Augen, und schlief sanft und fest bis in den spätanbrechenden Tag hinein.</p> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [130/0140]
seitdem sie da war, hatte sie noch keine andern, als verwundende Eindrücke empfangen.
Glänzend im Lichtermeer hatte ihr die heimathliche Wohnung zuerst wie ein Feenpalast entgegengelacht — da hatte sie schon den schneidenden Hohn und die Jammerflüche des Elendes und der Noth gehört, von diesen Menschen gehört, in deren Mitte sie sich glücklich waltend träumte, von denen sie wähnte, daß ihr Vater auch ihnen Vater sei, und sie ihn kindlich verehrend liebten — und weiter ließ sie Alles an sich vorüberziehen, was sie in diesen wenigen Stunden erlebt — und es war Nichts, was sie hätte beruhigen, oder heitrer stimmen können. Sie seufzte. Aber sie war müde von dem taglangen Fahren, der kalten Luft, von all dem Erlebten dieses Tages, dieses Abends, sie schloß die müden Augen, und schlief sanft und fest bis in den spätanbrechenden Tag hinein.
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Zitationshilfe: | Otto, Louise: Schloß und Fabrik, Bd. 1. Leipzig, 1846, S. 130. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/otto_schloss01_1846/140>, abgerufen am 27.07.2024. |