leute, wie überhaupt die ganzen Arbeiter, die hierbei beschäftigt gewesen, hatten sich längs der Bahn aufge- stellt. Die Bergleute in ihren Festanzügen, alle mit ih- ren kleinen brennenden Grubenlichtern, nahmen sich gar schmuck aus; die andern Arbeiter trugen auch ihre besten Sachen, hatten mit dem allerersten jungen Eichenlaub ihre Mützen geschmückt und die Werkzeuge ihrer Arbeit, wie Schaufel und Hacke, bei sich als ihre Triumphzeichen -- denn die Werke der Arbeit sind der größte Triumph des Menschen, darum sind auch die Werkzeuge der Arbeit Ehrenzeichen für den, der sie trägt, denn heilig und ehrenvoll ist jede Arbeit, durch welche etwas Nützliches, Großes oder Schönes geschaffen wird. Heilig ist die Arbeit und jeder Arbeiter ist nicht nur seines Lohnes, sondern auch seiner Ehren werth. Darum war die Er- öffnung dieser Bahn, welche die Vollendung des großen Werkes vieler Tausende von Arbeitern krönte, auch ein Fest- und Ehrentag für sie alle. Ohne sie, ohne ihre Geschicklichkeit und ihren Fleiß wäre dies große Unter- nehmen, dessen Ausführung so große Schwierigkeiten bot und deshalb so große Arbeitskräfte nöthig machte, gar nicht zu Stande gekommen und wenn zehnmal die reichen Leute ihr Geld dazu gegeben hätten und gelehrte Männer ihre Zeichnungen und Pläne dafür entworfen. Darum sind die Arbeiter im Staate, die Nichts haben
leute, wie uͤberhaupt die ganzen Arbeiter, die hierbei beſchaͤftigt geweſen, hatten ſich laͤngs der Bahn aufge- ſtellt. Die Bergleute in ihren Feſtanzuͤgen, alle mit ih- ren kleinen brennenden Grubenlichtern, nahmen ſich gar ſchmuck aus; die andern Arbeiter trugen auch ihre beſten Sachen, hatten mit dem allererſten jungen Eichenlaub ihre Muͤtzen geſchmuͤckt und die Werkzeuge ihrer Arbeit, wie Schaufel und Hacke, bei ſich als ihre Triumphzeichen — denn die Werke der Arbeit ſind der groͤßte Triumph des Menſchen, darum ſind auch die Werkzeuge der Arbeit Ehrenzeichen fuͤr den, der ſie traͤgt, denn heilig und ehrenvoll iſt jede Arbeit, durch welche etwas Nuͤtzliches, Großes oder Schoͤnes geſchaffen wird. Heilig iſt die Arbeit und jeder Arbeiter iſt nicht nur ſeines Lohnes, ſondern auch ſeiner Ehren werth. Darum war die Er- oͤffnung dieſer Bahn, welche die Vollendung des großen Werkes vieler Tauſende von Arbeitern kroͤnte, auch ein Feſt- und Ehrentag fuͤr ſie alle. Ohne ſie, ohne ihre Geſchicklichkeit und ihren Fleiß waͤre dies große Unter- nehmen, deſſen Ausfuͤhrung ſo große Schwierigkeiten bot und deshalb ſo große Arbeitskraͤfte noͤthig machte, gar nicht zu Stande gekommen und wenn zehnmal die reichen Leute ihr Geld dazu gegeben haͤtten und gelehrte Maͤnner ihre Zeichnungen und Plaͤne dafuͤr entworfen. Darum ſind die Arbeiter im Staate, die Nichts haben
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leute, wie uͤberhaupt die ganzen Arbeiter, die hierbei
beſchaͤftigt geweſen, hatten ſich laͤngs der Bahn aufge-
ſtellt. Die Bergleute in ihren Feſtanzuͤgen, alle mit ih-
ren kleinen brennenden Grubenlichtern, nahmen ſich gar
ſchmuck aus; die andern Arbeiter trugen auch ihre beſten
Sachen, hatten mit dem allererſten jungen Eichenlaub ihre
Muͤtzen geſchmuͤckt und die Werkzeuge ihrer Arbeit, wie
Schaufel und Hacke, bei ſich als ihre Triumphzeichen —
denn die Werke der Arbeit ſind der groͤßte Triumph des
Menſchen, darum ſind auch die Werkzeuge der Arbeit
Ehrenzeichen fuͤr den, der ſie traͤgt, denn heilig und
ehrenvoll iſt jede Arbeit, durch welche etwas Nuͤtzliches,
Großes oder Schoͤnes geſchaffen wird. Heilig iſt die
Arbeit und jeder Arbeiter iſt nicht nur ſeines Lohnes,
ſondern auch ſeiner Ehren werth. Darum war die Er-
oͤffnung dieſer Bahn, welche die Vollendung des großen
Werkes vieler Tauſende von Arbeitern kroͤnte, auch ein
Feſt- und Ehrentag fuͤr ſie alle. Ohne ſie, ohne ihre
Geſchicklichkeit und ihren Fleiß waͤre dies große Unter-
nehmen, deſſen Ausfuͤhrung ſo große Schwierigkeiten
bot und deshalb ſo große Arbeitskraͤfte noͤthig machte,
gar nicht zu Stande gekommen und wenn zehnmal die
reichen Leute ihr Geld dazu gegeben haͤtten und gelehrte
Maͤnner ihre Zeichnungen und Plaͤne dafuͤr entworfen.
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Otto-Peters, Louise: Ein Bauernsohn. Leipzig, 1849, S. 25. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/otto_bauernsohn_1849/33>, abgerufen am 23.11.2024.
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