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Otto-Peters, Louise: Ein Bauernsohn. Leipzig, 1849.

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auf einander angewiesen. Sie hatten schon Allerlei zu-
sammengeflüstert. Es war nun längst, wenn auch nur
mittelbar durch Laura und Friedrich, Alles klar zwischen
ihnen geworden. Der Schulmeister wußte, das Suschen
den Johannes nur wie einen Bruder liebe und daß sie
eben deshalb, weil er ihr auch viel zu hoch vorgekommen
als daß sie, ein einfaches Landmädchen, den vornehm ge-
wordenen Dichter je habe mehr sein können, als die Ge-
spielin seiner Kindheit, eben deshalb so zuthunlich gegen
ihn gewesen und war so unbefangen in seiner Nähe, was
der Schulmeister, der sich gerade nicht sehr auf Mädchen-
herzen verstand, für Verliebtheit genommen hatte. Er
wußte nun auch, wie Alles zusammenhing an jenem
Sonntag Abend, da er sie noch zu so später Stunde mit
Johannes zusammen gesehen hatte und so auch wie alles
Weitere und Aehnliche gekommen. Und Suschen wieder
wußte nun auch endlich, daß ihr der Schulmeister immer
gut gewesen und es wohl auch noch sei, -- aber wie er
sich von ihr zurückgehalten, weil er geglaubt, sie sei des
Johannes Liebchen geworden! Aber wenn sie auch Vie-
les, um ihr gegenseitiges Mißverstehen aufzuklären, einan-
der mitgetheilt und abgefragt, geradezu von ihrer Liebe
hatten sie doch weiter nicht geredet.

Jetzt war Suschen in die Nebenstube gegangen, um
den Strickstrumpf der Frau Pfarrerin zu holen, nachdem

auf einander angewieſen. Sie hatten ſchon Allerlei zu-
ſammengefluͤſtert. Es war nun laͤngſt, wenn auch nur
mittelbar durch Laura und Friedrich, Alles klar zwiſchen
ihnen geworden. Der Schulmeiſter wußte, das Suschen
den Johannes nur wie einen Bruder liebe und daß ſie
eben deshalb, weil er ihr auch viel zu hoch vorgekommen
als daß ſie, ein einfaches Landmaͤdchen, den vornehm ge-
wordenen Dichter je habe mehr ſein koͤnnen, als die Ge-
ſpielin ſeiner Kindheit, eben deshalb ſo zuthunlich gegen
ihn geweſen und war ſo unbefangen in ſeiner Naͤhe, was
der Schulmeiſter, der ſich gerade nicht ſehr auf Maͤdchen-
herzen verſtand, fuͤr Verliebtheit genommen hatte. Er
wußte nun auch, wie Alles zuſammenhing an jenem
Sonntag Abend, da er ſie noch zu ſo ſpaͤter Stunde mit
Johannes zuſammen geſehen hatte und ſo auch wie alles
Weitere und Aehnliche gekommen. Und Suschen wieder
wußte nun auch endlich, daß ihr der Schulmeiſter immer
gut geweſen und es wohl auch noch ſei, — aber wie er
ſich von ihr zuruͤckgehalten, weil er geglaubt, ſie ſei des
Johannes Liebchen geworden! Aber wenn ſie auch Vie-
les, um ihr gegenſeitiges Mißverſtehen aufzuklaͤren, einan-
der mitgetheilt und abgefragt, geradezu von ihrer Liebe
hatten ſie doch weiter nicht geredet.

Jetzt war Suschen in die Nebenſtube gegangen, um
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[318/0326] auf einander angewieſen. Sie hatten ſchon Allerlei zu- ſammengefluͤſtert. Es war nun laͤngſt, wenn auch nur mittelbar durch Laura und Friedrich, Alles klar zwiſchen ihnen geworden. Der Schulmeiſter wußte, das Suschen den Johannes nur wie einen Bruder liebe und daß ſie eben deshalb, weil er ihr auch viel zu hoch vorgekommen als daß ſie, ein einfaches Landmaͤdchen, den vornehm ge- wordenen Dichter je habe mehr ſein koͤnnen, als die Ge- ſpielin ſeiner Kindheit, eben deshalb ſo zuthunlich gegen ihn geweſen und war ſo unbefangen in ſeiner Naͤhe, was der Schulmeiſter, der ſich gerade nicht ſehr auf Maͤdchen- herzen verſtand, fuͤr Verliebtheit genommen hatte. Er wußte nun auch, wie Alles zuſammenhing an jenem Sonntag Abend, da er ſie noch zu ſo ſpaͤter Stunde mit Johannes zuſammen geſehen hatte und ſo auch wie alles Weitere und Aehnliche gekommen. Und Suschen wieder wußte nun auch endlich, daß ihr der Schulmeiſter immer gut geweſen und es wohl auch noch ſei, — aber wie er ſich von ihr zuruͤckgehalten, weil er geglaubt, ſie ſei des Johannes Liebchen geworden! Aber wenn ſie auch Vie- les, um ihr gegenſeitiges Mißverſtehen aufzuklaͤren, einan- der mitgetheilt und abgefragt, geradezu von ihrer Liebe hatten ſie doch weiter nicht geredet. Jetzt war Suschen in die Nebenſtube gegangen, um den Strickſtrumpf der Frau Pfarrerin zu holen, nachdem

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Zitationshilfe: Otto-Peters, Louise: Ein Bauernsohn. Leipzig, 1849, S. 318. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/otto_bauernsohn_1849/326>, abgerufen am 22.11.2024.