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Otto-Peters, Louise: Ein Bauernsohn. Leipzig, 1849.

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Laura, "heute wie immer. Es ist sieben Uhr vorbei, da
ist die Schule schon längst angegangen. Er läßt Dich
aber schön grüßen und sagen, der Herr Pfarrer würde
sich gleich auf den Weg in die Stadt machen. Er hoffte,
es werde ihm gelingen, Johannes mit herzu bringen,
wenn auch in Begleitung eines Gensdarmen. Denn daß
man ihn unschuldig finden und gleich wieder frei lassen
werde, glaubt der Herr Pfarrer nun einmal nicht. Aber
er spricht, daß sei nur einfache Christenpflicht, einer Ster-
benden ihr seliges Ende zu erleichtern -- man werde ge-
wiß daran denken. Wir sollten nur Mutter Eva un-
terdeß trösten und ihrer Sehnsucht Befriedigung ver-
sprechen."

"Drei Stunden," sagte Suschen, "werden im besten
Falle immer vergehen, ehe er kommen kann! Die wer-
den auch lange dauern!"

"Aber sie werden zu überstehen sein!" sagte Käthe
tröstend. "Dann wird er kommen und Mutter Eva be-
ruhigen. Wenn der gute Herr Pfarr' sich selbst ver-
wendet, so ist es ganz gewiß, daß seine Vorstellungen
Erhörung finden." --

Die drei Stunden vergingen, wie die Nacht vergan-
gen war -- Eva schrie und flehte und lag fortwährend
im Todeskampf. Der herbeigerufene Dorfdoctor, der noch
einmal kam, versuchte vergebens durch krampfstillende und

Laura, „heute wie immer. Es iſt ſieben Uhr vorbei, da
iſt die Schule ſchon laͤngſt angegangen. Er laͤßt Dich
aber ſchoͤn gruͤßen und ſagen, der Herr Pfarrer wuͤrde
ſich gleich auf den Weg in die Stadt machen. Er hoffte,
es werde ihm gelingen, Johannes mit herzu bringen,
wenn auch in Begleitung eines Gensdarmen. Denn daß
man ihn unſchuldig finden und gleich wieder frei laſſen
werde, glaubt der Herr Pfarrer nun einmal nicht. Aber
er ſpricht, daß ſei nur einfache Chriſtenpflicht, einer Ster-
benden ihr ſeliges Ende zu erleichtern — man werde ge-
wiß daran denken. Wir ſollten nur Mutter Eva un-
terdeß troͤſten und ihrer Sehnſucht Befriedigung ver-
ſprechen.“

„Drei Stunden,“ ſagte Suschen, „werden im beſten
Falle immer vergehen, ehe er kommen kann! Die wer-
den auch lange dauern!“

„Aber ſie werden zu uͤberſtehen ſein!“ ſagte Kaͤthe
troͤſtend. „Dann wird er kommen und Mutter Eva be-
ruhigen. Wenn der gute Herr Pfarr’ ſich ſelbſt ver-
wendet, ſo iſt es ganz gewiß, daß ſeine Vorſtellungen
Erhoͤrung finden.“ —

Die drei Stunden vergingen, wie die Nacht vergan-
gen war — Eva ſchrie und flehte und lag fortwaͤhrend
im Todeskampf. Der herbeigerufene Dorfdoctor, der noch
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[300/0308] Laura, „heute wie immer. Es iſt ſieben Uhr vorbei, da iſt die Schule ſchon laͤngſt angegangen. Er laͤßt Dich aber ſchoͤn gruͤßen und ſagen, der Herr Pfarrer wuͤrde ſich gleich auf den Weg in die Stadt machen. Er hoffte, es werde ihm gelingen, Johannes mit herzu bringen, wenn auch in Begleitung eines Gensdarmen. Denn daß man ihn unſchuldig finden und gleich wieder frei laſſen werde, glaubt der Herr Pfarrer nun einmal nicht. Aber er ſpricht, daß ſei nur einfache Chriſtenpflicht, einer Ster- benden ihr ſeliges Ende zu erleichtern — man werde ge- wiß daran denken. Wir ſollten nur Mutter Eva un- terdeß troͤſten und ihrer Sehnſucht Befriedigung ver- ſprechen.“ „Drei Stunden,“ ſagte Suschen, „werden im beſten Falle immer vergehen, ehe er kommen kann! Die wer- den auch lange dauern!“ „Aber ſie werden zu uͤberſtehen ſein!“ ſagte Kaͤthe troͤſtend. „Dann wird er kommen und Mutter Eva be- ruhigen. Wenn der gute Herr Pfarr’ ſich ſelbſt ver- wendet, ſo iſt es ganz gewiß, daß ſeine Vorſtellungen Erhoͤrung finden.“ — Die drei Stunden vergingen, wie die Nacht vergan- gen war — Eva ſchrie und flehte und lag fortwaͤhrend im Todeskampf. Der herbeigerufene Dorfdoctor, der noch einmal kam, verſuchte vergebens durch krampfſtillende und

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Zitationshilfe: Otto-Peters, Louise: Ein Bauernsohn. Leipzig, 1849, S. 300. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/otto_bauernsohn_1849/308>, abgerufen am 25.11.2024.