Johannes mit sich führten -- der letzte Schmerzensruf des Freundes "meine Mutter!" -- und dann diese selbst, Mutter Eva, vergebens nach dem einzigen Kinde auf dem Sterbette wimmernd -- der betrübte Pfarrer, dessen Warnung man nicht geachtet -- der Hohn Christ- liebs und die schadenfrohen Geberden seines ganzen An- hanges -- die Bestürzung und Angst im ganzen Dorfe, die deutlich genug sagten: nun sei Alles aus und verlo- ren, was man bisher erstrebt -- dies Alles mischte sich wirr in seinen wachen Träumereien durcheinander -- aber als lieblicher, versöhnender Engel schwebte immer Suschens Bild über all' diesem Gewirr. --
Die lange Nacht an dem Krankenbette verging für Suschen ängstlich und schmerzlich genug. Nicht, daß es etwa mit Mutter Eva gar zum Ende gegangen wäre, daß sie großer Hülfsleistungen bedurft hätte -- aber sie be- gann oft jämmerlich zu wimmern und dann wieder laut zu schreien -- immer aber war es Johannes Name, der auf ihren Lippen schwebte. Sie rief nach ihm mit heftiger Ungeduld, dann wieder rang sie die Hände in Verzweif- lung und betete im unverständlichen Geflüster, daß der liebe Gott ihr nur noch einmal ihr Kind senden möge. Oft auch schrie sie auf, die Männer verfluchend, die ihr den Sohn geraubt hatten -- in Todesangst schrie sie nach ihm, als gelte es, ihn durch herzzerreißende Rufe aus
Johannes mit ſich fuͤhrten — der letzte Schmerzensruf des Freundes „meine Mutter!“ — und dann dieſe ſelbſt, Mutter Eva, vergebens nach dem einzigen Kinde auf dem Sterbette wimmernd — der betruͤbte Pfarrer, deſſen Warnung man nicht geachtet — der Hohn Chriſt- liebs und die ſchadenfrohen Geberden ſeines ganzen An- hanges — die Beſtuͤrzung und Angſt im ganzen Dorfe, die deutlich genug ſagten: nun ſei Alles aus und verlo- ren, was man bisher erſtrebt — dies Alles miſchte ſich wirr in ſeinen wachen Traͤumereien durcheinander — aber als lieblicher, verſoͤhnender Engel ſchwebte immer Suschens Bild uͤber all’ dieſem Gewirr. —
Die lange Nacht an dem Krankenbette verging fuͤr Suschen aͤngſtlich und ſchmerzlich genug. Nicht, daß es etwa mit Mutter Eva gar zum Ende gegangen waͤre, daß ſie großer Huͤlfsleiſtungen bedurft haͤtte — aber ſie be- gann oft jaͤmmerlich zu wimmern und dann wieder laut zu ſchreien — immer aber war es Johannes Name, der auf ihren Lippen ſchwebte. Sie rief nach ihm mit heftiger Ungeduld, dann wieder rang ſie die Haͤnde in Verzweif- lung und betete im unverſtaͤndlichen Gefluͤſter, daß der liebe Gott ihr nur noch einmal ihr Kind ſenden moͤge. Oft auch ſchrie ſie auf, die Maͤnner verfluchend, die ihr den Sohn geraubt hatten — in Todesangſt ſchrie ſie nach ihm, als gelte es, ihn durch herzzerreißende Rufe aus
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Johannes mit ſich fuͤhrten — der letzte Schmerzensruf
des Freundes „meine Mutter!“ — und dann dieſe
ſelbſt, Mutter Eva, vergebens nach dem einzigen Kinde
auf dem Sterbette wimmernd — der betruͤbte Pfarrer,
deſſen Warnung man nicht geachtet — der Hohn Chriſt-
liebs und die ſchadenfrohen Geberden ſeines ganzen An-
hanges — die Beſtuͤrzung und Angſt im ganzen Dorfe,
die deutlich genug ſagten: nun ſei Alles aus und verlo-
ren, was man bisher erſtrebt — dies Alles miſchte ſich
wirr in ſeinen wachen Traͤumereien durcheinander — aber
als lieblicher, verſoͤhnender Engel ſchwebte immer Suschens
Bild uͤber all’ dieſem Gewirr. —
Die lange Nacht an dem Krankenbette verging fuͤr
Suschen aͤngſtlich und ſchmerzlich genug. Nicht, daß es
etwa mit Mutter Eva gar zum Ende gegangen waͤre, daß
ſie großer Huͤlfsleiſtungen bedurft haͤtte — aber ſie be-
gann oft jaͤmmerlich zu wimmern und dann wieder laut
zu ſchreien — immer aber war es Johannes Name, der
auf ihren Lippen ſchwebte. Sie rief nach ihm mit heftiger
Ungeduld, dann wieder rang ſie die Haͤnde in Verzweif-
lung und betete im unverſtaͤndlichen Gefluͤſter, daß der
liebe Gott ihr nur noch einmal ihr Kind ſenden moͤge.
Oft auch ſchrie ſie auf, die Maͤnner verfluchend, die ihr
den Sohn geraubt hatten — in Todesangſt ſchrie ſie
nach ihm, als gelte es, ihn durch herzzerreißende Rufe aus
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Otto-Peters, Louise: Ein Bauernsohn. Leipzig, 1849, S. 298. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/otto_bauernsohn_1849/306>, abgerufen am 25.11.2024.
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