Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Otto-Peters, Louise: Ein Bauernsohn. Leipzig, 1849.

Bild:
<< vorherige Seite

zesse verwickeln, überall Haussuchungen veranstalten u. s. w.
und die Gemeinde, die ohnehin arm genug sein werde,
am Ende die ganzen Kosten zu tragen haben. Wer sich
noch retten wolle, möge nur in Zeiten bekennen, von Jo-
hannes verführt worden zu sein und von all' den unsin-
nigen Dingen, die dieser gestiftet, sich lossagen, wie von
dem Turnverein, der Liedertafel -- es sei jetzt keine Ret-
tung als eben die: Johannes für einen Betrüger und
Lügner zu erklären und vor Gericht wider ihn zu zeugen,
was Jeder mit gutem Gewissen thun könne, ja was die
Pflicht eines Jeden sei -- wer aber wirklich noch zu
Johannes halte, möge sich in Acht nehmen, denn Allen,
die etwa gar versuchen sollten, ihn zu entschuldigen und
Etwas wider seine Verhaftung einzuwenden, denen werde
es jedenfalls nicht besser gehen wie dem Johannes selbst.
-- Nun sei es endlich auch an den Tag gekommen, wie
er den Herrn Grafen betrogen, daß dieser ihm seine Gnade
zugewendet, bis er eingesehen, an welchen unwürdigen
Menschen er sie verschwendet. Man würde gewiß noch
viele schöne und wunderbare Dinge zu hören haben, wenn
erst Alles werde herausgekommen sein.

So und ähnlich redeten Christlieb und Martin überall
im Dorfe herum und wenn sie auch braven Burschen,
wie z. B. Friedrich und der Knecht Jacob, nicht mit sol-
cherlei Gerede kommen durften, so machte es doch Ein-

zeſſe verwickeln, uͤberall Hausſuchungen veranſtalten u. ſ. w.
und die Gemeinde, die ohnehin arm genug ſein werde,
am Ende die ganzen Koſten zu tragen haben. Wer ſich
noch retten wolle, moͤge nur in Zeiten bekennen, von Jo-
hannes verfuͤhrt worden zu ſein und von all’ den unſin-
nigen Dingen, die dieſer geſtiftet, ſich losſagen, wie von
dem Turnverein, der Liedertafel — es ſei jetzt keine Ret-
tung als eben die: Johannes fuͤr einen Betruͤger und
Luͤgner zu erklaͤren und vor Gericht wider ihn zu zeugen,
was Jeder mit gutem Gewiſſen thun koͤnne, ja was die
Pflicht eines Jeden ſei — wer aber wirklich noch zu
Johannes halte, moͤge ſich in Acht nehmen, denn Allen,
die etwa gar verſuchen ſollten, ihn zu entſchuldigen und
Etwas wider ſeine Verhaftung einzuwenden, denen werde
es jedenfalls nicht beſſer gehen wie dem Johannes ſelbſt.
— Nun ſei es endlich auch an den Tag gekommen, wie
er den Herrn Grafen betrogen, daß dieſer ihm ſeine Gnade
zugewendet, bis er eingeſehen, an welchen unwuͤrdigen
Menſchen er ſie verſchwendet. Man wuͤrde gewiß noch
viele ſchoͤne und wunderbare Dinge zu hoͤren haben, wenn
erſt Alles werde herausgekommen ſein.

So und aͤhnlich redeten Chriſtlieb und Martin uͤberall
im Dorfe herum und wenn ſie auch braven Burſchen,
wie z. B. Friedrich und der Knecht Jacob, nicht mit ſol-
cherlei Gerede kommen durften, ſo machte es doch Ein-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0292" n="284"/>
ze&#x017F;&#x017F;e verwickeln, u&#x0364;berall Haus&#x017F;uchungen veran&#x017F;talten u. &#x017F;. w.<lb/>
und die Gemeinde, die ohnehin arm genug &#x017F;ein werde,<lb/>
am Ende die ganzen Ko&#x017F;ten zu tragen haben. Wer &#x017F;ich<lb/>
noch retten wolle, mo&#x0364;ge nur in Zeiten bekennen, von Jo-<lb/>
hannes verfu&#x0364;hrt worden zu &#x017F;ein und von all&#x2019; den un&#x017F;in-<lb/>
nigen Dingen, die die&#x017F;er ge&#x017F;tiftet, &#x017F;ich los&#x017F;agen, wie von<lb/>
dem Turnverein, der Liedertafel &#x2014; es &#x017F;ei jetzt keine Ret-<lb/>
tung als eben die: Johannes fu&#x0364;r einen Betru&#x0364;ger und<lb/>
Lu&#x0364;gner zu erkla&#x0364;ren und vor Gericht wider ihn zu zeugen,<lb/>
was Jeder mit gutem Gewi&#x017F;&#x017F;en thun ko&#x0364;nne, ja was die<lb/>
Pflicht eines Jeden &#x017F;ei &#x2014; wer aber wirklich noch zu<lb/>
Johannes halte, mo&#x0364;ge &#x017F;ich in Acht nehmen, denn Allen,<lb/>
die etwa gar ver&#x017F;uchen &#x017F;ollten, ihn zu ent&#x017F;chuldigen und<lb/>
Etwas wider &#x017F;eine Verhaftung einzuwenden, denen werde<lb/>
es jedenfalls nicht be&#x017F;&#x017F;er gehen wie dem Johannes &#x017F;elb&#x017F;t.<lb/>
&#x2014; Nun &#x017F;ei es endlich auch an den Tag gekommen, wie<lb/>
er den Herrn Grafen betrogen, daß die&#x017F;er ihm &#x017F;eine Gnade<lb/>
zugewendet, bis er einge&#x017F;ehen, an welchen unwu&#x0364;rdigen<lb/>
Men&#x017F;chen er &#x017F;ie ver&#x017F;chwendet. Man wu&#x0364;rde gewiß noch<lb/>
viele &#x017F;cho&#x0364;ne und wunderbare Dinge zu ho&#x0364;ren haben, wenn<lb/>
er&#x017F;t Alles werde herausgekommen &#x017F;ein.</p><lb/>
        <p>So und a&#x0364;hnlich redeten Chri&#x017F;tlieb und Martin u&#x0364;berall<lb/>
im Dorfe herum und wenn &#x017F;ie auch braven Bur&#x017F;chen,<lb/>
wie z. B. Friedrich und der Knecht Jacob, nicht mit &#x017F;ol-<lb/>
cherlei Gerede kommen durften, &#x017F;o machte es doch Ein-<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[284/0292] zeſſe verwickeln, uͤberall Hausſuchungen veranſtalten u. ſ. w. und die Gemeinde, die ohnehin arm genug ſein werde, am Ende die ganzen Koſten zu tragen haben. Wer ſich noch retten wolle, moͤge nur in Zeiten bekennen, von Jo- hannes verfuͤhrt worden zu ſein und von all’ den unſin- nigen Dingen, die dieſer geſtiftet, ſich losſagen, wie von dem Turnverein, der Liedertafel — es ſei jetzt keine Ret- tung als eben die: Johannes fuͤr einen Betruͤger und Luͤgner zu erklaͤren und vor Gericht wider ihn zu zeugen, was Jeder mit gutem Gewiſſen thun koͤnne, ja was die Pflicht eines Jeden ſei — wer aber wirklich noch zu Johannes halte, moͤge ſich in Acht nehmen, denn Allen, die etwa gar verſuchen ſollten, ihn zu entſchuldigen und Etwas wider ſeine Verhaftung einzuwenden, denen werde es jedenfalls nicht beſſer gehen wie dem Johannes ſelbſt. — Nun ſei es endlich auch an den Tag gekommen, wie er den Herrn Grafen betrogen, daß dieſer ihm ſeine Gnade zugewendet, bis er eingeſehen, an welchen unwuͤrdigen Menſchen er ſie verſchwendet. Man wuͤrde gewiß noch viele ſchoͤne und wunderbare Dinge zu hoͤren haben, wenn erſt Alles werde herausgekommen ſein. So und aͤhnlich redeten Chriſtlieb und Martin uͤberall im Dorfe herum und wenn ſie auch braven Burſchen, wie z. B. Friedrich und der Knecht Jacob, nicht mit ſol- cherlei Gerede kommen durften, ſo machte es doch Ein-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/otto_bauernsohn_1849
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/otto_bauernsohn_1849/292
Zitationshilfe: Otto-Peters, Louise: Ein Bauernsohn. Leipzig, 1849, S. 284. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/otto_bauernsohn_1849/292>, abgerufen am 22.11.2024.