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Otto-Peters, Louise: Ein Bauernsohn. Leipzig, 1849.

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Einsturz erwartet, als daß je die Bauern sich so Etwas
unterstehen würden! Es war ihm ganz klar, daß sie
allein nicht auf diesen Gedanken gekommen wären, noch
weniger, daß sie jemals gewagt hätten, ihn auszusprechen
-- also konnte wirklich Niemand Anders als Johannes
an dieser Sache Schuld sein, wo hätten sie sonst diese
Ansichten und wo den Muth zu diesem Wagniß herge-
nommen?

Da gerieth nun der Graf in eine solche Wuth über
Johannes, daß er sogleich einen expressen Boten an den
Vogt sandte, mit dem Befehl: Johannes dürfe sich nur
noch drei Tage in der Burg aufhalten -- dann müßte
er dieselbe räumen, denn er, der Graf, werde nie einen
aufrührerischen Unterthan in seiner eignen Besitzung dul-
den. Zugleich befahl er in diesem Schreiben, daß die
Turnanstalt im Burggarten augenblicklich niedergerissen
und derselbe allen Leuten verschlossen werde -- adliche
Standespersonen ausgenommen. Hoffentlich komme der
Bote noch zeitig genug, das Turnfest, das darin veran-
staltet werden sollte, zu verhindern, es sei dies sein aus-
drücklicher Befehl. Zugleich schrieb der Graf auch an
den Amtmann ungefähr Folgendes: Er hoffe zwar, daß
auch ohne seine Mahnung der Amtmann seine Pflicht
thun und das beabsichtigte Turnfest in seinem Dorfe
nicht gestatten werde, aber er könne doch nicht umhin, ihn

Einſturz erwartet, als daß je die Bauern ſich ſo Etwas
unterſtehen wuͤrden! Es war ihm ganz klar, daß ſie
allein nicht auf dieſen Gedanken gekommen waͤren, noch
weniger, daß ſie jemals gewagt haͤtten, ihn auszuſprechen
— alſo konnte wirklich Niemand Anders als Johannes
an dieſer Sache Schuld ſein, wo haͤtten ſie ſonſt dieſe
Anſichten und wo den Muth zu dieſem Wagniß herge-
nommen?

Da gerieth nun der Graf in eine ſolche Wuth uͤber
Johannes, daß er ſogleich einen expreſſen Boten an den
Vogt ſandte, mit dem Befehl: Johannes duͤrfe ſich nur
noch drei Tage in der Burg aufhalten — dann muͤßte
er dieſelbe raͤumen, denn er, der Graf, werde nie einen
aufruͤhreriſchen Unterthan in ſeiner eignen Beſitzung dul-
den. Zugleich befahl er in dieſem Schreiben, daß die
Turnanſtalt im Burggarten augenblicklich niedergeriſſen
und derſelbe allen Leuten verſchloſſen werde — adliche
Standesperſonen ausgenommen. Hoffentlich komme der
Bote noch zeitig genug, das Turnfeſt, das darin veran-
ſtaltet werden ſollte, zu verhindern, es ſei dies ſein aus-
druͤcklicher Befehl. Zugleich ſchrieb der Graf auch an
den Amtmann ungefaͤhr Folgendes: Er hoffe zwar, daß
auch ohne ſeine Mahnung der Amtmann ſeine Pflicht
thun und das beabſichtigte Turnfeſt in ſeinem Dorfe
nicht geſtatten werde, aber er koͤnne doch nicht umhin, ihn

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[278/0286] Einſturz erwartet, als daß je die Bauern ſich ſo Etwas unterſtehen wuͤrden! Es war ihm ganz klar, daß ſie allein nicht auf dieſen Gedanken gekommen waͤren, noch weniger, daß ſie jemals gewagt haͤtten, ihn auszuſprechen — alſo konnte wirklich Niemand Anders als Johannes an dieſer Sache Schuld ſein, wo haͤtten ſie ſonſt dieſe Anſichten und wo den Muth zu dieſem Wagniß herge- nommen? Da gerieth nun der Graf in eine ſolche Wuth uͤber Johannes, daß er ſogleich einen expreſſen Boten an den Vogt ſandte, mit dem Befehl: Johannes duͤrfe ſich nur noch drei Tage in der Burg aufhalten — dann muͤßte er dieſelbe raͤumen, denn er, der Graf, werde nie einen aufruͤhreriſchen Unterthan in ſeiner eignen Beſitzung dul- den. Zugleich befahl er in dieſem Schreiben, daß die Turnanſtalt im Burggarten augenblicklich niedergeriſſen und derſelbe allen Leuten verſchloſſen werde — adliche Standesperſonen ausgenommen. Hoffentlich komme der Bote noch zeitig genug, das Turnfeſt, das darin veran- ſtaltet werden ſollte, zu verhindern, es ſei dies ſein aus- druͤcklicher Befehl. Zugleich ſchrieb der Graf auch an den Amtmann ungefaͤhr Folgendes: Er hoffe zwar, daß auch ohne ſeine Mahnung der Amtmann ſeine Pflicht thun und das beabſichtigte Turnfeſt in ſeinem Dorfe nicht geſtatten werde, aber er koͤnne doch nicht umhin, ihn

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Zitationshilfe: Otto-Peters, Louise: Ein Bauernsohn. Leipzig, 1849, S. 278. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/otto_bauernsohn_1849/286>, abgerufen am 25.11.2024.