Mutter Eva verging Hören und Sehen, sie hielt sich die Augen zu. Die Mädchen riefen einmal über das andere Ach und Oh! halb vor Verwunderung, halb vor Schrek- ken. So Etwas hatten sie in ihrem Leben noch nicht gesehen. Unser Schulmeister that auch sein Möglichstes in kühnen Schwenkungen auf dem Reck. Die andern Burschen bekamen bald Lust vom Zusehen, man konnte es ihnen anmerken, aber sie waren zu schüchtern, damit hervor- zutreten. Johannes redete ihnen allen ermunternd zu, Friedrich und noch ein paar versuchten endlich ihr Heil -- sie machten zwar dabei einige lächerliche Purzelbäume, aber die Turner lachten sie dafür nicht aus, sondern spra- chen ihnen nur immer Muth zu und gaben da und dort ihnen Winke, wie sie's anzugreifen hätten. Die Mädchen freilich konnten ein verstohlnes Kichern nicht unterdrük- ken, auch einige von den Bauernburschen, die sich gleich gar nicht hervorwagen wollten, machten etwas derbe Witze über die Wagehälse. Jndeß ging Alles frisch und gut, und fröhlich bewegten sich Alle durcheinander. --
Wie nun die hellen Glocken vom Thurm Feierabend läuteten, so machten die Burschen auch mit ihrer Turnerei Feierabend und zogen von der Burg hinab nach der Schenke. Jeder Bursch' hatte ein Mädchen an seine Hand genommen und so wollten sie unten im Freien tanzen auf dem grünen Plan unter den gastlichen Lin-
Mutter Eva verging Hoͤren und Sehen, ſie hielt ſich die Augen zu. Die Maͤdchen riefen einmal uͤber das andere Ach und Oh! halb vor Verwunderung, halb vor Schrek- ken. So Etwas hatten ſie in ihrem Leben noch nicht geſehen. Unſer Schulmeiſter that auch ſein Moͤglichſtes in kuͤhnen Schwenkungen auf dem Reck. Die andern Burſchen bekamen bald Luſt vom Zuſehen, man konnte es ihnen anmerken, aber ſie waren zu ſchuͤchtern, damit hervor- zutreten. Johannes redete ihnen allen ermunternd zu, Friedrich und noch ein paar verſuchten endlich ihr Heil — ſie machten zwar dabei einige laͤcherliche Purzelbaͤume, aber die Turner lachten ſie dafuͤr nicht aus, ſondern ſpra- chen ihnen nur immer Muth zu und gaben da und dort ihnen Winke, wie ſie’s anzugreifen haͤtten. Die Maͤdchen freilich konnten ein verſtohlnes Kichern nicht unterdruͤk- ken, auch einige von den Bauernburſchen, die ſich gleich gar nicht hervorwagen wollten, machten etwas derbe Witze uͤber die Wagehaͤlſe. Jndeß ging Alles friſch und gut, und froͤhlich bewegten ſich Alle durcheinander. —
Wie nun die hellen Glocken vom Thurm Feierabend laͤuteten, ſo machten die Burſchen auch mit ihrer Turnerei Feierabend und zogen von der Burg hinab nach der Schenke. Jeder Burſch’ hatte ein Maͤdchen an ſeine Hand genommen und ſo wollten ſie unten im Freien tanzen auf dem gruͤnen Plan unter den gaſtlichen Lin-
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Mutter Eva verging Hoͤren und Sehen, ſie hielt ſich die
Augen zu. Die Maͤdchen riefen einmal uͤber das andere
Ach und Oh! halb vor Verwunderung, halb vor Schrek-
ken. So Etwas hatten ſie in ihrem Leben noch nicht
geſehen. Unſer Schulmeiſter that auch ſein Moͤglichſtes
in kuͤhnen Schwenkungen auf dem Reck. Die andern
Burſchen bekamen bald Luſt vom Zuſehen, man konnte es
ihnen anmerken, aber ſie waren zu ſchuͤchtern, damit hervor-
zutreten. Johannes redete ihnen allen ermunternd zu,
Friedrich und noch ein paar verſuchten endlich ihr Heil —
ſie machten zwar dabei einige laͤcherliche Purzelbaͤume,
aber die Turner lachten ſie dafuͤr nicht aus, ſondern ſpra-
chen ihnen nur immer Muth zu und gaben da und dort
ihnen Winke, wie ſie’s anzugreifen haͤtten. Die Maͤdchen
freilich konnten ein verſtohlnes Kichern nicht unterdruͤk-
ken, auch einige von den Bauernburſchen, die ſich gleich
gar nicht hervorwagen wollten, machten etwas derbe Witze
uͤber die Wagehaͤlſe. Jndeß ging Alles friſch und gut,
und froͤhlich bewegten ſich Alle durcheinander. —
Wie nun die hellen Glocken vom Thurm Feierabend
laͤuteten, ſo machten die Burſchen auch mit ihrer Turnerei
Feierabend und zogen von der Burg hinab nach der
Schenke. Jeder Burſch’ hatte ein Maͤdchen an ſeine
Hand genommen und ſo wollten ſie unten im Freien
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Otto-Peters, Louise: Ein Bauernsohn. Leipzig, 1849, S. 210. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/otto_bauernsohn_1849/218>, abgerufen am 24.11.2024.
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