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Otto-Peters, Louise: Ein Bauernsohn. Leipzig, 1849.

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tigen Tag als Ehrenbezeugung üblich ist, so hätte man
den Leuten einen Wink geben können, daß sie die Kinder
damit hinauf auf die Burg zum Johannes schickten, denn
mehr wie der hat's doch Niemand verdient; wir sollten
unsern Gast ehren und ohnehin ist's ja auch sein Na-
menstag."

Laura lachte: "Wo Jhr klugen Männer erst hindenkt,
wenn es zu spät ist, da sind wir einfältigen Dirnen meist
schon gewesen! -- Aber die Kinder! was wissen die viel
von diesem Johannes, die starren ihn höchstens verwun-
dert an, wenn er im Sammetrock durchs Dorf geht, oder
laufen ihm nach, wenn er von der Semmelfrau Wecken
und Bretzeln für sie kauft und dann unter sie vertheilt.
Nein, die würden ihn nicht so recht von Grund des
Herzens ehren -- das paßt besser für uns Jungfrauen --
und wir werden das Unsrige thun!"

Unser Schulmeister sah sie etwas verblüfft an: "Die
Jungfrauen -- Suschen" -- sagte er leise gedehnt.

"Sie so gut, wie wir Andern," antwortete Laura un-
befangen, "wir werden gleich Alle hinauf auf die Burg
gehen, ehe Johannes wieder zurückkommt, muß die Be-
kränzung fertig sein."

Damit fiel ein Stein von Karl's Herzen: "Er wird
also nicht da sein?" sagte er.

"Friedrich hat es so angestellt," fuhr Laura fort, "die

tigen Tag als Ehrenbezeugung uͤblich iſt, ſo haͤtte man
den Leuten einen Wink geben koͤnnen, daß ſie die Kinder
damit hinauf auf die Burg zum Johannes ſchickten, denn
mehr wie der hat’s doch Niemand verdient; wir ſollten
unſern Gaſt ehren und ohnehin iſt’s ja auch ſein Na-
menstag.“

Laura lachte: „Wo Jhr klugen Maͤnner erſt hindenkt,
wenn es zu ſpaͤt iſt, da ſind wir einfaͤltigen Dirnen meiſt
ſchon geweſen! — Aber die Kinder! was wiſſen die viel
von dieſem Johannes, die ſtarren ihn hoͤchſtens verwun-
dert an, wenn er im Sammetrock durchs Dorf geht, oder
laufen ihm nach, wenn er von der Semmelfrau Wecken
und Bretzeln fuͤr ſie kauft und dann unter ſie vertheilt.
Nein, die wuͤrden ihn nicht ſo recht von Grund des
Herzens ehren — das paßt beſſer fuͤr uns Jungfrauen —
und wir werden das Unſrige thun!“

Unſer Schulmeiſter ſah ſie etwas verbluͤfft an: „Die
Jungfrauen — Suschen“ — ſagte er leiſe gedehnt.

„Sie ſo gut, wie wir Andern,“ antwortete Laura un-
befangen, „wir werden gleich Alle hinauf auf die Burg
gehen, ehe Johannes wieder zuruͤckkommt, muß die Be-
kraͤnzung fertig ſein.“

Damit fiel ein Stein von Karl’s Herzen: „Er wird
alſo nicht da ſein?“ ſagte er.

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[199/0207] tigen Tag als Ehrenbezeugung uͤblich iſt, ſo haͤtte man den Leuten einen Wink geben koͤnnen, daß ſie die Kinder damit hinauf auf die Burg zum Johannes ſchickten, denn mehr wie der hat’s doch Niemand verdient; wir ſollten unſern Gaſt ehren und ohnehin iſt’s ja auch ſein Na- menstag.“ Laura lachte: „Wo Jhr klugen Maͤnner erſt hindenkt, wenn es zu ſpaͤt iſt, da ſind wir einfaͤltigen Dirnen meiſt ſchon geweſen! — Aber die Kinder! was wiſſen die viel von dieſem Johannes, die ſtarren ihn hoͤchſtens verwun- dert an, wenn er im Sammetrock durchs Dorf geht, oder laufen ihm nach, wenn er von der Semmelfrau Wecken und Bretzeln fuͤr ſie kauft und dann unter ſie vertheilt. Nein, die wuͤrden ihn nicht ſo recht von Grund des Herzens ehren — das paßt beſſer fuͤr uns Jungfrauen — und wir werden das Unſrige thun!“ Unſer Schulmeiſter ſah ſie etwas verbluͤfft an: „Die Jungfrauen — Suschen“ — ſagte er leiſe gedehnt. „Sie ſo gut, wie wir Andern,“ antwortete Laura un- befangen, „wir werden gleich Alle hinauf auf die Burg gehen, ehe Johannes wieder zuruͤckkommt, muß die Be- kraͤnzung fertig ſein.“ Damit fiel ein Stein von Karl’s Herzen: „Er wird alſo nicht da ſein?“ ſagte er. „Friedrich hat es ſo angeſtellt,“ fuhr Laura fort, „die

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Zitationshilfe: Otto-Peters, Louise: Ein Bauernsohn. Leipzig, 1849, S. 199. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/otto_bauernsohn_1849/207>, abgerufen am 27.11.2024.