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Otto-Peters, Louise: Ein Bauernsohn. Leipzig, 1849.

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waren -- und war dadurch der Diebstahl auch noch nicht
ersetzt oder zurückgegeben, so war der Schaden doch be-
trächtlich gemindert. Jetzt nun in der frühesten Morgen-
stunde ward der gestrige Blumenraub von den Mädchen
zu schönen Ketten und Kränzen gebunden; überall vor
die Hausthüren gebracht und dieselben damit ge-
schmückt. Die Burschen halfen den Mädchen beim Auf-
machen.

Wie Laura vor ihre Thür trat, einen ganzen Korb
mit Blumengewinden am Arm, stieß sie einen Schrei
froher Ueberraschung aus, denn da stand dicht davor eine
wundervolle große Rosenpyramide mit einer hohen Lilien-
krone. Daran hing ein künstlich aus feuerfarbnem Pa-
pier geschnittenes Herz, worauf mit zierlichen Buchstaben
stand: "Meiner Laura!" Sie wußte nun wohl, wessen
das Herz war, das ihr gehören sollte und wer die Pyra-
mide dahin gebracht hatte, die sie gar nicht satt werden
konnte zu bewundern -- aber sie war auch beinah wie
beschämt davon. Sie hatte ihrem Liebsten einen großen
Rosenkranz vor seine Thür hängen wollen, eh' er selbst
wach wäre -- und nun war er ihr zuvorgekommen. Wie
sie so noch sinnend dastand, sah sie plötzlich, wie eine
Männergestalt, die sie nur zu gut kannte, sich leise hin-
ter dem Hause wegschleichen wollte. Es war Friedrich,
der's nicht hatte erwarten können, sie zu sehen und selbst

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waren — und war dadurch der Diebſtahl auch noch nicht
erſetzt oder zuruͤckgegeben, ſo war der Schaden doch be-
traͤchtlich gemindert. Jetzt nun in der fruͤheſten Morgen-
ſtunde ward der geſtrige Blumenraub von den Maͤdchen
zu ſchoͤnen Ketten und Kraͤnzen gebunden; uͤberall vor
die Hausthuͤren gebracht und dieſelben damit ge-
ſchmuͤckt. Die Burſchen halfen den Maͤdchen beim Auf-
machen.

Wie Laura vor ihre Thuͤr trat, einen ganzen Korb
mit Blumengewinden am Arm, ſtieß ſie einen Schrei
froher Ueberraſchung aus, denn da ſtand dicht davor eine
wundervolle große Roſenpyramide mit einer hohen Lilien-
krone. Daran hing ein kuͤnſtlich aus feuerfarbnem Pa-
pier geſchnittenes Herz, worauf mit zierlichen Buchſtaben
ſtand: „Meiner Laura!“ Sie wußte nun wohl, weſſen
das Herz war, das ihr gehoͤren ſollte und wer die Pyra-
mide dahin gebracht hatte, die ſie gar nicht ſatt werden
konnte zu bewundern — aber ſie war auch beinah wie
beſchaͤmt davon. Sie hatte ihrem Liebſten einen großen
Roſenkranz vor ſeine Thuͤr haͤngen wollen, eh’ er ſelbſt
wach waͤre — und nun war er ihr zuvorgekommen. Wie
ſie ſo noch ſinnend daſtand, ſah ſie ploͤtzlich, wie eine
Maͤnnergeſtalt, die ſie nur zu gut kannte, ſich leiſe hin-
ter dem Hauſe wegſchleichen wollte. Es war Friedrich,
der’s nicht hatte erwarten koͤnnen, ſie zu ſehen und ſelbſt

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[193/0201] waren — und war dadurch der Diebſtahl auch noch nicht erſetzt oder zuruͤckgegeben, ſo war der Schaden doch be- traͤchtlich gemindert. Jetzt nun in der fruͤheſten Morgen- ſtunde ward der geſtrige Blumenraub von den Maͤdchen zu ſchoͤnen Ketten und Kraͤnzen gebunden; uͤberall vor die Hausthuͤren gebracht und dieſelben damit ge- ſchmuͤckt. Die Burſchen halfen den Maͤdchen beim Auf- machen. Wie Laura vor ihre Thuͤr trat, einen ganzen Korb mit Blumengewinden am Arm, ſtieß ſie einen Schrei froher Ueberraſchung aus, denn da ſtand dicht davor eine wundervolle große Roſenpyramide mit einer hohen Lilien- krone. Daran hing ein kuͤnſtlich aus feuerfarbnem Pa- pier geſchnittenes Herz, worauf mit zierlichen Buchſtaben ſtand: „Meiner Laura!“ Sie wußte nun wohl, weſſen das Herz war, das ihr gehoͤren ſollte und wer die Pyra- mide dahin gebracht hatte, die ſie gar nicht ſatt werden konnte zu bewundern — aber ſie war auch beinah wie beſchaͤmt davon. Sie hatte ihrem Liebſten einen großen Roſenkranz vor ſeine Thuͤr haͤngen wollen, eh’ er ſelbſt wach waͤre — und nun war er ihr zuvorgekommen. Wie ſie ſo noch ſinnend daſtand, ſah ſie ploͤtzlich, wie eine Maͤnnergeſtalt, die ſie nur zu gut kannte, ſich leiſe hin- ter dem Hauſe wegſchleichen wollte. Es war Friedrich, der’s nicht hatte erwarten koͤnnen, ſie zu ſehen und ſelbſt 13

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Zitationshilfe: Otto-Peters, Louise: Ein Bauernsohn. Leipzig, 1849, S. 193. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/otto_bauernsohn_1849/201>, abgerufen am 23.11.2024.