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Otto-Peters, Louise: Ein Bauernsohn. Leipzig, 1849.

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mit ihm schon gar nicht kam. Gegen Langer war er von
Herzen freundlich, weil er ihn schätzen gelernt, weil er ihn
im ganzen Dorf an geistigen Fähigkeiten am nächsten
stand und Johannes Meinungen von vorneherein aus
freien Stücken theilte, ohne ihm blindlings Alles nachzu-
sprechen, wie wohl die Andern thaten, die ihn liebten und
schätzten. Unser Schulmeister aber nahm diese freund-
schaftlichen Gesinnungen und Beweise von Anhänglichkeit
und Vertrauen des Dichters zu ihm als ein Zeichen auf,
daß Johannes auf der einen Seite an ihm wieder gut
machen wolle, was er auf der andern an ihm verschuldet
-- daß er ihm Suschen genommen habe Denn das
hätte sich unser Schulmeister von Niemand mehr ausre-
den lassen, daß Suschen Johannes Liebchen geworden.
Eine Untreue konnt' er ihr deshalb nicht vorwerfen, denn
sie waren ja noch gar nicht einig gewesen -- aber daß
er sie lieb hatte, konnte sie doch wissen, meint' er und
daß sie jetzt auch ihm auswich, bestätigte ihm, daß sie wohl
ihm gegenüber kein gutes, reines Gewissen habe. Viel-
leicht hatte sie das Alles auch ihrem Johannes gesagt.
Dieser aber freute sich innigst des regen Eifers des Schul-
meisters, ohne zu wissen, aus welcher Quelle dessen Haß
und Unruhe kam.

Jetzt nun hatte Johannes oben auf der Burg Alles
zum Turnen vorrichten lassen -- und nicht mehr im

mit ihm ſchon gar nicht kam. Gegen Langer war er von
Herzen freundlich, weil er ihn ſchaͤtzen gelernt, weil er ihn
im ganzen Dorf an geiſtigen Faͤhigkeiten am naͤchſten
ſtand und Johannes Meinungen von vorneherein aus
freien Stuͤcken theilte, ohne ihm blindlings Alles nachzu-
ſprechen, wie wohl die Andern thaten, die ihn liebten und
ſchaͤtzten. Unſer Schulmeiſter aber nahm dieſe freund-
ſchaftlichen Geſinnungen und Beweiſe von Anhaͤnglichkeit
und Vertrauen des Dichters zu ihm als ein Zeichen auf,
daß Johannes auf der einen Seite an ihm wieder gut
machen wolle, was er auf der andern an ihm verſchuldet
— daß er ihm Suschen genommen habe Denn das
haͤtte ſich unſer Schulmeiſter von Niemand mehr ausre-
den laſſen, daß Suschen Johannes Liebchen geworden.
Eine Untreue konnt’ er ihr deshalb nicht vorwerfen, denn
ſie waren ja noch gar nicht einig geweſen — aber daß
er ſie lieb hatte, konnte ſie doch wiſſen, meint’ er und
daß ſie jetzt auch ihm auswich, beſtaͤtigte ihm, daß ſie wohl
ihm gegenuͤber kein gutes, reines Gewiſſen habe. Viel-
leicht hatte ſie das Alles auch ihrem Johannes geſagt.
Dieſer aber freute ſich innigſt des regen Eifers des Schul-
meiſters, ohne zu wiſſen, aus welcher Quelle deſſen Haß
und Unruhe kam.

Jetzt nun hatte Johannes oben auf der Burg Alles
zum Turnen vorrichten laſſen — und nicht mehr im

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[189/0197] mit ihm ſchon gar nicht kam. Gegen Langer war er von Herzen freundlich, weil er ihn ſchaͤtzen gelernt, weil er ihn im ganzen Dorf an geiſtigen Faͤhigkeiten am naͤchſten ſtand und Johannes Meinungen von vorneherein aus freien Stuͤcken theilte, ohne ihm blindlings Alles nachzu- ſprechen, wie wohl die Andern thaten, die ihn liebten und ſchaͤtzten. Unſer Schulmeiſter aber nahm dieſe freund- ſchaftlichen Geſinnungen und Beweiſe von Anhaͤnglichkeit und Vertrauen des Dichters zu ihm als ein Zeichen auf, daß Johannes auf der einen Seite an ihm wieder gut machen wolle, was er auf der andern an ihm verſchuldet — daß er ihm Suschen genommen habe Denn das haͤtte ſich unſer Schulmeiſter von Niemand mehr ausre- den laſſen, daß Suschen Johannes Liebchen geworden. Eine Untreue konnt’ er ihr deshalb nicht vorwerfen, denn ſie waren ja noch gar nicht einig geweſen — aber daß er ſie lieb hatte, konnte ſie doch wiſſen, meint’ er und daß ſie jetzt auch ihm auswich, beſtaͤtigte ihm, daß ſie wohl ihm gegenuͤber kein gutes, reines Gewiſſen habe. Viel- leicht hatte ſie das Alles auch ihrem Johannes geſagt. Dieſer aber freute ſich innigſt des regen Eifers des Schul- meiſters, ohne zu wiſſen, aus welcher Quelle deſſen Haß und Unruhe kam. Jetzt nun hatte Johannes oben auf der Burg Alles zum Turnen vorrichten laſſen — und nicht mehr im

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Zitationshilfe: Otto-Peters, Louise: Ein Bauernsohn. Leipzig, 1849, S. 189. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/otto_bauernsohn_1849/197>, abgerufen am 24.11.2024.