wenigstens war es so. Sie hatte so Vieles erlebt und dabei doch nicht vergessen, daß sie auch einmal jung ge- wesen war! Jn der Jugend ist man leicht, eitel, leicht- sinnig und wenn man gar verliebt ist, kann man leicht auf Jrrwege kommen, ohne deshalb schlecht zu sein. Das wußte Eva und sie wußte auch, daß die besten Leute Fehler haben und sich einmal von einem solchen übereilen lassen, ohne daß sie darum gleich zu den verachtungswer- then Menschen herabsinken -- darum nur, weil sie das Leben kannte und die Menschen nachsichtig beurtheilte, da sie weder wahre Engel noch Teufel unter ihnen gefunden hatte, sondern eben nur Alles, was dazwischen liegt, dachte sie, es könne wohl am Ende mit Suschen nicht ganz richtig sein -- daß sie's mit dem Christlieb hielte, glaubte sie nun schon gar nicht -- aber mit ihrem Johannes? Warum denn nicht? schön und liebenswerth war er ge- nug dazu, daß ein Mädchen ihm gut sein müsse, das wußte die Mutter am besten. Aber wenn es nun so war -- was sollte denn daraus werden! Da mußt' es ein Unglück geben -- denn jetzt konnt' er doch lange nicht an's Heirathen denken. Auf's Dorf für immer paßt' er doch wohl nicht mehr -- und die Suschen paßte wieder nicht in die Stadt unter die vornehmen Leute, mit denen der Johannes umging und die doch nicht dachten wie er, daß Alle gleich wären, sondern die höchstens ihm
wenigſtens war es ſo. Sie hatte ſo Vieles erlebt und dabei doch nicht vergeſſen, daß ſie auch einmal jung ge- weſen war! Jn der Jugend iſt man leicht, eitel, leicht- ſinnig und wenn man gar verliebt iſt, kann man leicht auf Jrrwege kommen, ohne deshalb ſchlecht zu ſein. Das wußte Eva und ſie wußte auch, daß die beſten Leute Fehler haben und ſich einmal von einem ſolchen uͤbereilen laſſen, ohne daß ſie darum gleich zu den verachtungswer- then Menſchen herabſinken — darum nur, weil ſie das Leben kannte und die Menſchen nachſichtig beurtheilte, da ſie weder wahre Engel noch Teufel unter ihnen gefunden hatte, ſondern eben nur Alles, was dazwiſchen liegt, dachte ſie, es koͤnne wohl am Ende mit Suschen nicht ganz richtig ſein — daß ſie’s mit dem Chriſtlieb hielte, glaubte ſie nun ſchon gar nicht — aber mit ihrem Johannes? Warum denn nicht? ſchoͤn und liebenswerth war er ge- nug dazu, daß ein Maͤdchen ihm gut ſein muͤſſe, das wußte die Mutter am beſten. Aber wenn es nun ſo war — was ſollte denn daraus werden! Da mußt’ es ein Ungluͤck geben — denn jetzt konnt’ er doch lange nicht an’s Heirathen denken. Auf’s Dorf fuͤr immer paßt’ er doch wohl nicht mehr — und die Suschen paßte wieder nicht in die Stadt unter die vornehmen Leute, mit denen der Johannes umging und die doch nicht dachten wie er, daß Alle gleich waͤren, ſondern die hoͤchſtens ihm
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wenigſtens war es ſo. Sie hatte ſo Vieles erlebt und
dabei doch nicht vergeſſen, daß ſie auch einmal jung ge-
weſen war! Jn der Jugend iſt man leicht, eitel, leicht-
ſinnig und wenn man gar verliebt iſt, kann man leicht
auf Jrrwege kommen, ohne deshalb ſchlecht zu ſein. Das
wußte Eva und ſie wußte auch, daß die beſten Leute
Fehler haben und ſich einmal von einem ſolchen uͤbereilen
laſſen, ohne daß ſie darum gleich zu den verachtungswer-
then Menſchen herabſinken — darum nur, weil ſie das
Leben kannte und die Menſchen nachſichtig beurtheilte, da
ſie weder wahre Engel noch Teufel unter ihnen gefunden
hatte, ſondern eben nur Alles, was dazwiſchen liegt, dachte
ſie, es koͤnne wohl am Ende mit Suschen nicht ganz
richtig ſein — daß ſie’s mit dem Chriſtlieb hielte, glaubte
ſie nun ſchon gar nicht — aber mit ihrem Johannes?
Warum denn nicht? ſchoͤn und liebenswerth war er ge-
nug dazu, daß ein Maͤdchen ihm gut ſein muͤſſe, das
wußte die Mutter am beſten. Aber wenn es nun ſo
war — was ſollte denn daraus werden! Da mußt’ es
ein Ungluͤck geben — denn jetzt konnt’ er doch lange
nicht an’s Heirathen denken. Auf’s Dorf fuͤr immer
paßt’ er doch wohl nicht mehr — und die Suschen paßte
wieder nicht in die Stadt unter die vornehmen Leute, mit
denen der Johannes umging und die doch nicht dachten
wie er, daß Alle gleich waͤren, ſondern die hoͤchſtens ihm
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Otto-Peters, Louise: Ein Bauernsohn. Leipzig, 1849, S. 178. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/otto_bauernsohn_1849/186>, abgerufen am 25.11.2024.
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