"O behüte Gott, der führt mich ja zu meinem Kinde, ich ging ihn gern, wenn er auch zehnmal weiter und hö- her führte!" rief Eva.
"So, so," sagte Julie, "sonst hätt' ich Euch den Vorschlag machen wollen, wenn Jhr auf die Burg geht und es wären just die Stunden, wo mich die Arbeit nicht treibt oder just Feierabend ist, da hätt' ich Euch führen wollen, daß Jhr Euch auf mich stützen könntet."
"Ei, Jhr seid ja sehr gefällig," antwortete Mutter Eva, "das hat aber nicht Noth, ich kann den Weg ganz gut allein gehen und geht's herunter, so giebt mir mein Jo- hannes fast immer das Geleit." --
"Nun, wißt Jhr's denn," begann Julie wieder nach einer Pause, "der Friedrich und Schulmeisters Laura sind ja nun auch einig!"
"Ja, das ist ein schmuckes Pärchen," antwortete Eva, "da ist weiter keine Heimlichkeit dabei -- ich kam just dazu, wie die Laura und Suschen mit einander sich neckten und da erzählte mir's die Suschen, als die Laura dabei stand, die ganz schämig aussah, aber's doch ruhig mitanhörte und mich auch um meinen Segen bat."
"Na, die Suschen, das ist die Rechte --" warf Julie verächtlich hin. --
"Was soll denn das heißen?" fragte Eva gereizt. --
"Die läuft jedem hübschen Burschen im Dorfe nach --
„O behuͤte Gott, der fuͤhrt mich ja zu meinem Kinde, ich ging ihn gern, wenn er auch zehnmal weiter und hoͤ- her fuͤhrte!“ rief Eva.
„So, ſo,“ ſagte Julie, „ſonſt haͤtt’ ich Euch den Vorſchlag machen wollen, wenn Jhr auf die Burg geht und es waͤren juſt die Stunden, wo mich die Arbeit nicht treibt oder juſt Feierabend iſt, da haͤtt’ ich Euch fuͤhren wollen, daß Jhr Euch auf mich ſtuͤtzen koͤnntet.“
„Ei, Jhr ſeid ja ſehr gefaͤllig,“ antwortete Mutter Eva, „das hat aber nicht Noth, ich kann den Weg ganz gut allein gehen und geht’s herunter, ſo giebt mir mein Jo- hannes faſt immer das Geleit.“ —
„Nun, wißt Jhr’s denn,“ begann Julie wieder nach einer Pauſe, „der Friedrich und Schulmeiſters Laura ſind ja nun auch einig!“
„Ja, das iſt ein ſchmuckes Paͤrchen,“ antwortete Eva, „da iſt weiter keine Heimlichkeit dabei — ich kam juſt dazu, wie die Laura und Suschen mit einander ſich neckten und da erzaͤhlte mir’s die Suschen, als die Laura dabei ſtand, die ganz ſchaͤmig ausſah, aber’s doch ruhig mitanhoͤrte und mich auch um meinen Segen bat.“
„Na, die Suschen, das iſt die Rechte —“ warf Julie veraͤchtlich hin. —
„Was ſoll denn das heißen?“ fragte Eva gereizt. —
„Die laͤuft jedem huͤbſchen Burſchen im Dorfe nach —
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„O behuͤte Gott, der fuͤhrt mich ja zu meinem Kinde,
ich ging ihn gern, wenn er auch zehnmal weiter und hoͤ-
her fuͤhrte!“ rief Eva.
„So, ſo,“ ſagte Julie, „ſonſt haͤtt’ ich Euch den
Vorſchlag machen wollen, wenn Jhr auf die Burg geht
und es waͤren juſt die Stunden, wo mich die Arbeit nicht
treibt oder juſt Feierabend iſt, da haͤtt’ ich Euch fuͤhren
wollen, daß Jhr Euch auf mich ſtuͤtzen koͤnntet.“
„Ei, Jhr ſeid ja ſehr gefaͤllig,“ antwortete Mutter Eva,
„das hat aber nicht Noth, ich kann den Weg ganz gut
allein gehen und geht’s herunter, ſo giebt mir mein Jo-
hannes faſt immer das Geleit.“ —
„Nun, wißt Jhr’s denn,“ begann Julie wieder nach
einer Pauſe, „der Friedrich und Schulmeiſters Laura ſind
ja nun auch einig!“
„Ja, das iſt ein ſchmuckes Paͤrchen,“ antwortete
Eva, „da iſt weiter keine Heimlichkeit dabei — ich kam
juſt dazu, wie die Laura und Suschen mit einander ſich
neckten und da erzaͤhlte mir’s die Suschen, als die Laura
dabei ſtand, die ganz ſchaͤmig ausſah, aber’s doch ruhig
mitanhoͤrte und mich auch um meinen Segen bat.“
„Na, die Suschen, das iſt die Rechte —“ warf Julie
veraͤchtlich hin. —
„Was ſoll denn das heißen?“ fragte Eva gereizt. —
„Die laͤuft jedem huͤbſchen Burſchen im Dorfe nach —
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Otto-Peters, Louise: Ein Bauernsohn. Leipzig, 1849, S. 173. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/otto_bauernsohn_1849/181>, abgerufen am 16.07.2024.
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