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Otto-Peters, Louise: Ein Bauernsohn. Leipzig, 1849.

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sich im Winde regte, erschrak, indem er meinte: jetzt
kommt sie und ich weiß immer noch nicht, was ich sa-
gen will.

Er wußte es auch nicht, wie sie kam und richtig
sagte: "Jch finde meinen Bruder nicht, ich weiß gar nicht,
wo er noch muß hingegangen sein."

"So so!" antwortete er und blieb unbeweglich ste-
hen. --

Sie schlugen Beide die Augen nieder und schwiegen
als hörten sie den Grillen zu, die ganz laut im Grase,
musicirten, immer eine lauter als die andere, das fiel
nun aber unserm Paar gar nicht ein, es hatte an ganz
andere Dinge zu denken. Endlich sagte Laura nach einer
langen Pause: "Es wird schon recht dunkel."

"Ja," -- sagte Friedrich und dachte, sie wird meinen,
ich könnte gehen, damit wird nun aber gar Nichts, er
faßte sich ein Herz und sagte: "Lassen Sie sich doch von
mir nicht stören, ich kann mich wohl ein Bischen zu
Jhnen setzen?" Er dachte: sitzen wir nur erst, dann
wird das Reden schon eher gehen, so im Stehen ist gleich
gar Nichts.

Laura fand es eigentlich nicht recht passend, daß er
bei ihr allein bleiben wollte, nun gerade, da es zu däm-
mern anfing; aber es hätte ihr doch auch wieder leid ge-
than, wenn er gegangen wäre, sie setzte sich also wieder

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ſich im Winde regte, erſchrak, indem er meinte: jetzt
kommt ſie und ich weiß immer noch nicht, was ich ſa-
gen will.

Er wußte es auch nicht, wie ſie kam und richtig
ſagte: „Jch finde meinen Bruder nicht, ich weiß gar nicht,
wo er noch muß hingegangen ſein.“

„So ſo!“ antwortete er und blieb unbeweglich ſte-
hen. —

Sie ſchlugen Beide die Augen nieder und ſchwiegen
als hoͤrten ſie den Grillen zu, die ganz laut im Graſe,
muſicirten, immer eine lauter als die andere, das fiel
nun aber unſerm Paar gar nicht ein, es hatte an ganz
andere Dinge zu denken. Endlich ſagte Laura nach einer
langen Pauſe: „Es wird ſchon recht dunkel.“

„Ja,“ — ſagte Friedrich und dachte, ſie wird meinen,
ich koͤnnte gehen, damit wird nun aber gar Nichts, er
faßte ſich ein Herz und ſagte: „Laſſen Sie ſich doch von
mir nicht ſtoͤren, ich kann mich wohl ein Bischen zu
Jhnen ſetzen?“ Er dachte: ſitzen wir nur erſt, dann
wird das Reden ſchon eher gehen, ſo im Stehen iſt gleich
gar Nichts.

Laura fand es eigentlich nicht recht paſſend, daß er
bei ihr allein bleiben wollte, nun gerade, da es zu daͤm-
mern anfing; aber es haͤtte ihr doch auch wieder leid ge-
than, wenn er gegangen waͤre, ſie ſetzte ſich alſo wieder

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[163/0171] ſich im Winde regte, erſchrak, indem er meinte: jetzt kommt ſie und ich weiß immer noch nicht, was ich ſa- gen will. Er wußte es auch nicht, wie ſie kam und richtig ſagte: „Jch finde meinen Bruder nicht, ich weiß gar nicht, wo er noch muß hingegangen ſein.“ „So ſo!“ antwortete er und blieb unbeweglich ſte- hen. — Sie ſchlugen Beide die Augen nieder und ſchwiegen als hoͤrten ſie den Grillen zu, die ganz laut im Graſe, muſicirten, immer eine lauter als die andere, das fiel nun aber unſerm Paar gar nicht ein, es hatte an ganz andere Dinge zu denken. Endlich ſagte Laura nach einer langen Pauſe: „Es wird ſchon recht dunkel.“ „Ja,“ — ſagte Friedrich und dachte, ſie wird meinen, ich koͤnnte gehen, damit wird nun aber gar Nichts, er faßte ſich ein Herz und ſagte: „Laſſen Sie ſich doch von mir nicht ſtoͤren, ich kann mich wohl ein Bischen zu Jhnen ſetzen?“ Er dachte: ſitzen wir nur erſt, dann wird das Reden ſchon eher gehen, ſo im Stehen iſt gleich gar Nichts. Laura fand es eigentlich nicht recht paſſend, daß er bei ihr allein bleiben wollte, nun gerade, da es zu daͤm- mern anfing; aber es haͤtte ihr doch auch wieder leid ge- than, wenn er gegangen waͤre, ſie ſetzte ſich alſo wieder 11 *

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Zitationshilfe: Otto-Peters, Louise: Ein Bauernsohn. Leipzig, 1849, S. 163. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/otto_bauernsohn_1849/171>, abgerufen am 26.11.2024.