nute, muß immer denken, 's könnt' ihrem Liebling was begegnet sein -- und doch sind die Sorgen noch klein gegen die andern -- die großen Sorgen kommen erst, wenn die Kinder groß werden! Das weiß ich am besten. Wie mein Johanneslein groß ward, verflog er und ich wußt' endlich gar nicht mehr, ob ich ihn denn noch ein- mal wiedersehen werde -- ach, das war doch ein wah- rer Jammer die ganzen Jahre, daher -- jetzt, wo ich ihn wieder habe, weiß ich's gar nicht, wie ich's nur trug, ohne ihn zu leben! Und nun ich ihn hier bei mir habe, hört die Angst doch darum nicht auf. Da sieht ihn der oder jener scheel an und das kann ich nicht aushalten -- oder wenn ich's überleg', zu wie viel Ehren er schon gekommen, der doch noch ein junger Bursch' ist, denk ich: wer hoch steigt, kann auch tief fallen. Und dann zu Jhnen kann ich's ja sagen: wenn er mit mir redet von Dem und Jenem, da muß ich ihm immer Recht geben und sagen, es ist wohl schön so, wenn's auch an- ders klingt, als wie ich's sonst zu hören gewohnt war, der Johannes hat so viel gelernt und erlebt und muß das besser wissen als ich alte Bauerfrau -- aber sehen Sie, wenn ich ihn nun von andern Leuten so reden hör', zum Exempel so: die Menschen wären Alle gleich und ein Graf nicht mehr werth als ein armer Bauer, oder: die Armen hätten ganz dasselbe Recht auf die Freuden
nute, muß immer denken, ’s koͤnnt’ ihrem Liebling was begegnet ſein — und doch ſind die Sorgen noch klein gegen die andern — die großen Sorgen kommen erſt, wenn die Kinder groß werden! Das weiß ich am beſten. Wie mein Johanneslein groß ward, verflog er und ich wußt’ endlich gar nicht mehr, ob ich ihn denn noch ein- mal wiederſehen werde — ach, das war doch ein wah- rer Jammer die ganzen Jahre, daher — jetzt, wo ich ihn wieder habe, weiß ich’s gar nicht, wie ich’s nur trug, ohne ihn zu leben! Und nun ich ihn hier bei mir habe, hoͤrt die Angſt doch darum nicht auf. Da ſieht ihn der oder jener ſcheel an und das kann ich nicht aushalten — oder wenn ich’s uͤberleg’, zu wie viel Ehren er ſchon gekommen, der doch noch ein junger Burſch’ iſt, denk ich: wer hoch ſteigt, kann auch tief fallen. Und dann zu Jhnen kann ich’s ja ſagen: wenn er mit mir redet von Dem und Jenem, da muß ich ihm immer Recht geben und ſagen, es iſt wohl ſchoͤn ſo, wenn’s auch an- ders klingt, als wie ich’s ſonſt zu hoͤren gewohnt war, der Johannes hat ſo viel gelernt und erlebt und muß das beſſer wiſſen als ich alte Bauerfrau — aber ſehen Sie, wenn ich ihn nun von andern Leuten ſo reden hoͤr’, zum Exempel ſo: die Menſchen waͤren Alle gleich und ein Graf nicht mehr werth als ein armer Bauer, oder: die Armen haͤtten ganz daſſelbe Recht auf die Freuden
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nute, muß immer denken, ’s koͤnnt’ ihrem Liebling was
begegnet ſein — und doch ſind die Sorgen noch klein
gegen die andern — die großen Sorgen kommen erſt,
wenn die Kinder groß werden! Das weiß ich am beſten.
Wie mein Johanneslein groß ward, verflog er und ich
wußt’ endlich gar nicht mehr, ob ich ihn denn noch ein-
mal wiederſehen werde — ach, das war doch ein wah-
rer Jammer die ganzen Jahre, daher — jetzt, wo ich
ihn wieder habe, weiß ich’s gar nicht, wie ich’s nur
trug, ohne ihn zu leben! Und nun ich ihn hier bei
mir habe, hoͤrt die Angſt doch darum nicht auf. Da
ſieht ihn der oder jener ſcheel an und das kann ich nicht
aushalten — oder wenn ich’s uͤberleg’, zu wie viel Ehren
er ſchon gekommen, der doch noch ein junger Burſch’ iſt,
denk ich: wer hoch ſteigt, kann auch tief fallen. Und
dann zu Jhnen kann ich’s ja ſagen: wenn er mit mir
redet von Dem und Jenem, da muß ich ihm immer Recht
geben und ſagen, es iſt wohl ſchoͤn ſo, wenn’s auch an-
ders klingt, als wie ich’s ſonſt zu hoͤren gewohnt war,
der Johannes hat ſo viel gelernt und erlebt und muß
das beſſer wiſſen als ich alte Bauerfrau — aber ſehen
Sie, wenn ich ihn nun von andern Leuten ſo reden hoͤr’,
zum Exempel ſo: die Menſchen waͤren Alle gleich und
ein Graf nicht mehr werth als ein armer Bauer, oder:
die Armen haͤtten ganz daſſelbe Recht auf die Freuden
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Otto-Peters, Louise: Ein Bauernsohn. Leipzig, 1849, S. 146. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/otto_bauernsohn_1849/154>, abgerufen am 28.11.2024.
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