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Otto-Peters, Louise: Ein Bauernsohn. Leipzig, 1849.

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sten Sternlein besuchen, die nun bald hervorblinken muß-
ten, aber jetzt noch nirgend zu sehen waren, vielleicht daß
nur die hochfliegenden Lerchen sie sahen.

Auf einmal tauchte ein lautstimmiger Männerchorge-
sang aus der Burg hervor, so voll und begeistert als wolle
er geradezu gen Himmel strömen. Lauschend blieben un-
sre beiden Wandrer stehen -- jetzt erkannten sie die Me-
lodie -- vernahmen auch die Worte -- es war Luthers
herrlicher Choral:

"Ein' feste Burg ist unser Gott
Ein' gute Wehr und Waffen --"

Unsrem Pfarrer ging das Herz vor Rührung weit auf
und eine Thräne hoher Freude trat in sein Auge. Trau-
gott nahm die Mütze ab und faltete unwillkürlich die
Hände, als wär' er in der Kirche. So blieben die Bei-
den wie angewurzelt da stehen wo sie einmal standen,
hörten zu und sangen brünstig im Herzen mit. Wie
der letzte Vers gesungen ward, gingen sie leise durch das
finstere Burgthor hinein und traten eben durch den Hof
in das Gemäuer, in dem sich die Sänger aufhielten als
diese mit den kräftigen:

"Laß fahren dahin, laß fahren dahin
Sie habens keinen Gewinn
Das Reich Gottes muß uns bleiben!"

das hoch herrliche Lied schlossen.

ſten Sternlein beſuchen, die nun bald hervorblinken muß-
ten, aber jetzt noch nirgend zu ſehen waren, vielleicht daß
nur die hochfliegenden Lerchen ſie ſahen.

Auf einmal tauchte ein lautſtimmiger Maͤnnerchorge-
ſang aus der Burg hervor, ſo voll und begeiſtert als wolle
er geradezu gen Himmel ſtroͤmen. Lauſchend blieben un-
ſre beiden Wandrer ſtehen — jetzt erkannten ſie die Me-
lodie — vernahmen auch die Worte — es war Luthers
herrlicher Choral:

„Ein’ feſte Burg iſt unſer Gott
Ein’ gute Wehr und Waffen —“

Unſrem Pfarrer ging das Herz vor Ruͤhrung weit auf
und eine Thraͤne hoher Freude trat in ſein Auge. Trau-
gott nahm die Muͤtze ab und faltete unwillkuͤrlich die
Haͤnde, als waͤr’ er in der Kirche. So blieben die Bei-
den wie angewurzelt da ſtehen wo ſie einmal ſtanden,
hoͤrten zu und ſangen bruͤnſtig im Herzen mit. Wie
der letzte Vers geſungen ward, gingen ſie leiſe durch das
finſtere Burgthor hinein und traten eben durch den Hof
in das Gemaͤuer, in dem ſich die Saͤnger aufhielten als
dieſe mit den kraͤftigen:

„Laß fahren dahin, laß fahren dahin
Sie habens keinen Gewinn
Das Reich Gottes muß uns bleiben!“

das hoch herrliche Lied ſchloſſen.

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[142/0150] ſten Sternlein beſuchen, die nun bald hervorblinken muß- ten, aber jetzt noch nirgend zu ſehen waren, vielleicht daß nur die hochfliegenden Lerchen ſie ſahen. Auf einmal tauchte ein lautſtimmiger Maͤnnerchorge- ſang aus der Burg hervor, ſo voll und begeiſtert als wolle er geradezu gen Himmel ſtroͤmen. Lauſchend blieben un- ſre beiden Wandrer ſtehen — jetzt erkannten ſie die Me- lodie — vernahmen auch die Worte — es war Luthers herrlicher Choral: „Ein’ feſte Burg iſt unſer Gott Ein’ gute Wehr und Waffen —“ Unſrem Pfarrer ging das Herz vor Ruͤhrung weit auf und eine Thraͤne hoher Freude trat in ſein Auge. Trau- gott nahm die Muͤtze ab und faltete unwillkuͤrlich die Haͤnde, als waͤr’ er in der Kirche. So blieben die Bei- den wie angewurzelt da ſtehen wo ſie einmal ſtanden, hoͤrten zu und ſangen bruͤnſtig im Herzen mit. Wie der letzte Vers geſungen ward, gingen ſie leiſe durch das finſtere Burgthor hinein und traten eben durch den Hof in das Gemaͤuer, in dem ſich die Saͤnger aufhielten als dieſe mit den kraͤftigen: „Laß fahren dahin, laß fahren dahin Sie habens keinen Gewinn Das Reich Gottes muß uns bleiben!“ das hoch herrliche Lied ſchloſſen.

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Zitationshilfe: Otto-Peters, Louise: Ein Bauernsohn. Leipzig, 1849, S. 142. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/otto_bauernsohn_1849/150>, abgerufen am 28.11.2024.