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Otto-Peters, Louise: Ein Bauernsohn. Leipzig, 1849.

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Jn diesem Augenblick kam unser Pfarrer des Wegs
daher gegangen und rief den Leuten einen herzlichen gu-
ten Abend zu, den sie natürlich erwiderten, und damit
war ihr früheres Gespräch unterbrochen. Unser Pfarrer
blieb bei ihnen stehen und sagte: "Nun wie ist's Christ-
lieb, ich hab Sie doch auch manchmal singen hören, wa-
rum sind Sie denn nicht mit auf die Burg gekommen,
wo heute alle Burschen versammelt sind, die nur einmal
in ihrem Leben einen Ton gesungen haben?"

"Mich hat Niemand eingeladen!" antwortete Christ-
lieb, "ich habe noch nicht die Ehre gehabt wie unser
Knecht Jakob, die Bekanntschaft des Herrn Johannes
näher zu machen."

Unser Pfarrer maß den patzigen Burschen mit einem
langen Blick; da er ihn aber als unverschämt und über-
haupt als einen ziemlich verlorenen Menschen kannte,
so hatte er keine Lust, der wunderlichen Antwort weiter
nach zu fragen, sondern wandte sich an Traugott.

"Begleiten Sie mich vielleicht mit auf die Burg?
wir wollen erst ganz von Weitem zuhören, ob die Bur-
schen schon einen guten Anfang gemacht haben und wenn
es dann etwa noch eines Wortes der Ermunterung bedarf,
daß sie auch fortsetzen was sie anfangen, so will ich es
daran nicht fehlen lassen."

"Jch gehe herzlich gerne mit," antwortete Traugott,

Jn dieſem Augenblick kam unſer Pfarrer des Wegs
daher gegangen und rief den Leuten einen herzlichen gu-
ten Abend zu, den ſie natuͤrlich erwiderten, und damit
war ihr fruͤheres Geſpraͤch unterbrochen. Unſer Pfarrer
blieb bei ihnen ſtehen und ſagte: „Nun wie iſt’s Chriſt-
lieb, ich hab Sie doch auch manchmal ſingen hoͤren, wa-
rum ſind Sie denn nicht mit auf die Burg gekommen,
wo heute alle Burſchen verſammelt ſind, die nur einmal
in ihrem Leben einen Ton geſungen haben?“

„Mich hat Niemand eingeladen!“ antwortete Chriſt-
lieb, „ich habe noch nicht die Ehre gehabt wie unſer
Knecht Jakob, die Bekanntſchaft des Herrn Johannes
naͤher zu machen.“

Unſer Pfarrer maß den patzigen Burſchen mit einem
langen Blick; da er ihn aber als unverſchaͤmt und uͤber-
haupt als einen ziemlich verlorenen Menſchen kannte,
ſo hatte er keine Luſt, der wunderlichen Antwort weiter
nach zu fragen, ſondern wandte ſich an Traugott.

„Begleiten Sie mich vielleicht mit auf die Burg?
wir wollen erſt ganz von Weitem zuhoͤren, ob die Bur-
ſchen ſchon einen guten Anfang gemacht haben und wenn
es dann etwa noch eines Wortes der Ermunterung bedarf,
daß ſie auch fortſetzen was ſie anfangen, ſo will ich es
daran nicht fehlen laſſen.“

„Jch gehe herzlich gerne mit,“ antwortete Traugott,

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[137/0145] Jn dieſem Augenblick kam unſer Pfarrer des Wegs daher gegangen und rief den Leuten einen herzlichen gu- ten Abend zu, den ſie natuͤrlich erwiderten, und damit war ihr fruͤheres Geſpraͤch unterbrochen. Unſer Pfarrer blieb bei ihnen ſtehen und ſagte: „Nun wie iſt’s Chriſt- lieb, ich hab Sie doch auch manchmal ſingen hoͤren, wa- rum ſind Sie denn nicht mit auf die Burg gekommen, wo heute alle Burſchen verſammelt ſind, die nur einmal in ihrem Leben einen Ton geſungen haben?“ „Mich hat Niemand eingeladen!“ antwortete Chriſt- lieb, „ich habe noch nicht die Ehre gehabt wie unſer Knecht Jakob, die Bekanntſchaft des Herrn Johannes naͤher zu machen.“ Unſer Pfarrer maß den patzigen Burſchen mit einem langen Blick; da er ihn aber als unverſchaͤmt und uͤber- haupt als einen ziemlich verlorenen Menſchen kannte, ſo hatte er keine Luſt, der wunderlichen Antwort weiter nach zu fragen, ſondern wandte ſich an Traugott. „Begleiten Sie mich vielleicht mit auf die Burg? wir wollen erſt ganz von Weitem zuhoͤren, ob die Bur- ſchen ſchon einen guten Anfang gemacht haben und wenn es dann etwa noch eines Wortes der Ermunterung bedarf, daß ſie auch fortſetzen was ſie anfangen, ſo will ich es daran nicht fehlen laſſen.“ „Jch gehe herzlich gerne mit,“ antwortete Traugott,

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Zitationshilfe: Otto-Peters, Louise: Ein Bauernsohn. Leipzig, 1849, S. 137. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/otto_bauernsohn_1849/145>, abgerufen am 28.11.2024.