ein Stündchen zu mir auf die Burg zu kommen? Um ihn nun noch mehr zu ärgern, daß er fühle, sein Freund sei ein gemeiner Knecht, sagte ich: meinetwegen, aber da wird der Kerl müde sein, und die Arbeit, die Sie wahrscheinlich von ihm bestellt haben wollen, sehr schlecht verrichten, ich will Jhnen doch einen andern Knecht schicken -- o nein, antwortete er, der Jacob soll ein Glas Bier in vollkommner Ruhe mit mir trinken, er ist ein guter Freund von mir, und da sie ihm nicht er- laubten, jetzt mit mir zu sprechen, bitte ich Sie, es ihm dann zu erlauben, wenn ihn die Unterhaltung nicht mehr von der Arbeit abhält -- ach so, antwortete ich, das konnt' ich freilich nicht denken, daß mein dümmster Knecht Jhr Freund sei -- nun, ich gönne Jhnen das Vergnügen seiner Unterhaltung. -- So werde ich's meinem Freund gleich selbst sagen, ich danke Jhnen, ant- wortete er ganz höflich und ohne daß man ihm die mindeste Verlegenheit angemerkt hätte, empfahl sich und rief dem Jacob zu: ich habe den Herrn für Dich gefragt, Du darfst kommen, es ist weiter keine Rede darum, so komm nur! -- und nachher ist der Jacob wirklich bis Thorschluß bei ihm gewesen -- nun, was meint Jhr zu der Geschichte? mit dem Freund meines Knechtes umzugehen, schickt sich doch weder für mich noch für meinen Sohn!"
ein Stuͤndchen zu mir auf die Burg zu kommen? Um ihn nun noch mehr zu aͤrgern, daß er fuͤhle, ſein Freund ſei ein gemeiner Knecht, ſagte ich: meinetwegen, aber da wird der Kerl muͤde ſein, und die Arbeit, die Sie wahrſcheinlich von ihm beſtellt haben wollen, ſehr ſchlecht verrichten, ich will Jhnen doch einen andern Knecht ſchicken — o nein, antwortete er, der Jacob ſoll ein Glas Bier in vollkommner Ruhe mit mir trinken, er iſt ein guter Freund von mir, und da ſie ihm nicht er- laubten, jetzt mit mir zu ſprechen, bitte ich Sie, es ihm dann zu erlauben, wenn ihn die Unterhaltung nicht mehr von der Arbeit abhaͤlt — ach ſo, antwortete ich, das konnt’ ich freilich nicht denken, daß mein duͤmmſter Knecht Jhr Freund ſei — nun, ich goͤnne Jhnen das Vergnuͤgen ſeiner Unterhaltung. — So werde ich’s meinem Freund gleich ſelbſt ſagen, ich danke Jhnen, ant- wortete er ganz hoͤflich und ohne daß man ihm die mindeſte Verlegenheit angemerkt haͤtte, empfahl ſich und rief dem Jacob zu: ich habe den Herrn fuͤr Dich gefragt, Du darfſt kommen, es iſt weiter keine Rede darum, ſo komm nur! — und nachher iſt der Jacob wirklich bis Thorſchluß bei ihm geweſen — nun, was meint Jhr zu der Geſchichte? mit dem Freund meines Knechtes umzugehen, ſchickt ſich doch weder fuͤr mich noch fuͤr meinen Sohn!“
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ein Stuͤndchen zu mir auf die Burg zu kommen? Um
ihn nun noch mehr zu aͤrgern, daß er fuͤhle, ſein Freund
ſei ein gemeiner Knecht, ſagte ich: meinetwegen, aber
da wird der Kerl muͤde ſein, und die Arbeit, die Sie
wahrſcheinlich von ihm beſtellt haben wollen, ſehr ſchlecht
verrichten, ich will Jhnen doch einen andern Knecht
ſchicken — o nein, antwortete er, der Jacob ſoll ein
Glas Bier in vollkommner Ruhe mit mir trinken, er iſt
ein guter Freund von mir, und da ſie ihm nicht er-
laubten, jetzt mit mir zu ſprechen, bitte ich Sie, es ihm
dann zu erlauben, wenn ihn die Unterhaltung nicht mehr
von der Arbeit abhaͤlt — ach ſo, antwortete ich, das
konnt’ ich freilich nicht denken, daß mein duͤmmſter
Knecht Jhr Freund ſei — nun, ich goͤnne Jhnen das
Vergnuͤgen ſeiner Unterhaltung. — So werde ich’s
meinem Freund gleich ſelbſt ſagen, ich danke Jhnen, ant-
wortete er ganz hoͤflich und ohne daß man ihm die
mindeſte Verlegenheit angemerkt haͤtte, empfahl ſich und
rief dem Jacob zu: ich habe den Herrn fuͤr Dich gefragt,
Du darfſt kommen, es iſt weiter keine Rede darum, ſo
komm nur! — und nachher iſt der Jacob wirklich bis
Thorſchluß bei ihm geweſen — nun, was meint Jhr
zu der Geſchichte? mit dem Freund meines Knechtes
umzugehen, ſchickt ſich doch weder fuͤr mich noch fuͤr
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Otto-Peters, Louise: Ein Bauernsohn. Leipzig, 1849, S. 133. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/otto_bauernsohn_1849/141>, abgerufen am 29.11.2024.
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