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Otto-Peters, Louise: Ein Bauernsohn. Leipzig, 1849.

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Dich wieder zu sehen. -- Der Jacob kratzte sich im
Kopfe, und weil ich dem Johannes zeigen wollte, wer
sein Dutzbruder wär' und daß ich's nicht liebe, wenn
man meine Knechte von der Arbeit abhält, rief ich ihm
zu, als er eben erst das Maul zum Reden aufmachte:
Jacob! jetzt spannst Du die Ochsen ein, da ist keine
Zeit, Maulaffen feil zu halten, -- und ich ging schnell
ins Haus, um dem Johannes zu beweisen, daß ich's
mir nicht gefallen lasse, daß Einer den Herrn stehen
läßt, um mit seinem Knecht zu schwatzen -- im Rück-
blicken sah ich noch, wie der Jacob zu heulen anfing
und hörte, wie Johannes zu ihm sagte: Nun, so geh'
nur an die Arbeit, wie's Dein strenger Herr will, denn
in wessen Dienst man einmal ist, dem muß man auch
gehorchen, aber so bald Du frei hast, komm' zu mir
hinauf in die Burg, da verbietet's uns Niemand, mit
einander zu plaudern, da können wir uns allerlei erzäh-
len -- gieb mir die Hand darauf, daß Du kommst! --
nun schüttelten sie sich die Hände und der Knecht heulte
noch mehr. Johannes war wie der Wind zum Thore
hinaus. Auf einmal kam er wieder zurück und gar zu
mir herein. Jch dachte, was er wollen werde. Herr
Damme, sagte er sehr höflich, sah aber dabei ganz er-
schrecklich wüthend aus -- hätten Sie wohl die Güte,
Jhrem Knecht Jacob zu erlauben, nach dem Feierabend

Dich wieder zu ſehen. — Der Jacob kratzte ſich im
Kopfe, und weil ich dem Johannes zeigen wollte, wer
ſein Dutzbruder waͤr’ und daß ich’s nicht liebe, wenn
man meine Knechte von der Arbeit abhaͤlt, rief ich ihm
zu, als er eben erſt das Maul zum Reden aufmachte:
Jacob! jetzt ſpannſt Du die Ochſen ein, da iſt keine
Zeit, Maulaffen feil zu halten, — und ich ging ſchnell
ins Haus, um dem Johannes zu beweiſen, daß ich’s
mir nicht gefallen laſſe, daß Einer den Herrn ſtehen
laͤßt, um mit ſeinem Knecht zu ſchwatzen — im Ruͤck-
blicken ſah ich noch, wie der Jacob zu heulen anfing
und hoͤrte, wie Johannes zu ihm ſagte: Nun, ſo geh’
nur an die Arbeit, wie’s Dein ſtrenger Herr will, denn
in weſſen Dienſt man einmal iſt, dem muß man auch
gehorchen, aber ſo bald Du frei haſt, komm’ zu mir
hinauf in die Burg, da verbietet’s uns Niemand, mit
einander zu plaudern, da koͤnnen wir uns allerlei erzaͤh-
len — gieb mir die Hand darauf, daß Du kommſt! —
nun ſchuͤttelten ſie ſich die Haͤnde und der Knecht heulte
noch mehr. Johannes war wie der Wind zum Thore
hinaus. Auf einmal kam er wieder zuruͤck und gar zu
mir herein. Jch dachte, was er wollen werde. Herr
Damme, ſagte er ſehr hoͤflich, ſah aber dabei ganz er-
ſchrecklich wuͤthend aus — haͤtten Sie wohl die Guͤte,
Jhrem Knecht Jacob zu erlauben, nach dem Feierabend

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[132/0140] Dich wieder zu ſehen. — Der Jacob kratzte ſich im Kopfe, und weil ich dem Johannes zeigen wollte, wer ſein Dutzbruder waͤr’ und daß ich’s nicht liebe, wenn man meine Knechte von der Arbeit abhaͤlt, rief ich ihm zu, als er eben erſt das Maul zum Reden aufmachte: Jacob! jetzt ſpannſt Du die Ochſen ein, da iſt keine Zeit, Maulaffen feil zu halten, — und ich ging ſchnell ins Haus, um dem Johannes zu beweiſen, daß ich’s mir nicht gefallen laſſe, daß Einer den Herrn ſtehen laͤßt, um mit ſeinem Knecht zu ſchwatzen — im Ruͤck- blicken ſah ich noch, wie der Jacob zu heulen anfing und hoͤrte, wie Johannes zu ihm ſagte: Nun, ſo geh’ nur an die Arbeit, wie’s Dein ſtrenger Herr will, denn in weſſen Dienſt man einmal iſt, dem muß man auch gehorchen, aber ſo bald Du frei haſt, komm’ zu mir hinauf in die Burg, da verbietet’s uns Niemand, mit einander zu plaudern, da koͤnnen wir uns allerlei erzaͤh- len — gieb mir die Hand darauf, daß Du kommſt! — nun ſchuͤttelten ſie ſich die Haͤnde und der Knecht heulte noch mehr. Johannes war wie der Wind zum Thore hinaus. Auf einmal kam er wieder zuruͤck und gar zu mir herein. Jch dachte, was er wollen werde. Herr Damme, ſagte er ſehr hoͤflich, ſah aber dabei ganz er- ſchrecklich wuͤthend aus — haͤtten Sie wohl die Guͤte, Jhrem Knecht Jacob zu erlauben, nach dem Feierabend

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Zitationshilfe: Otto-Peters, Louise: Ein Bauernsohn. Leipzig, 1849, S. 132. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/otto_bauernsohn_1849/140>, abgerufen am 29.11.2024.