Otto-Peters, Louise: Ein Bauernsohn. Leipzig, 1849.den sahen ihr aber so feierlich aus, daß sie sich gar nicht "Guten Abend, Suschen, wo gehst Du denn so eilig "Ach denke nur" antwortete Suschen, "meine schwarze Nun wußte Laura recht gut, daß die "Spitzenkrause" "Ja, ich vermißte sie eben erst vorhin, wie ich die den ſahen ihr aber ſo feierlich aus, daß ſie ſich gar nicht „Guten Abend, Suschen, wo gehſt Du denn ſo eilig „Ach denke nur“ antwortete Suschen, „meine ſchwarze Nun wußte Laura recht gut, daß die „Spitzenkrauſe“ „Ja, ich vermißte ſie eben erſt vorhin, wie ich die <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0119" n="111"/> den ſahen ihr aber ſo feierlich aus, daß ſie ſich gar nicht<lb/> zu ihnen naͤher wagte, ſondern weit von der Laube, in<lb/> die ſie gegangen waren, ſtehen blieb und vorn uͤbers Ge-<lb/> laͤnder die Dorfgaſſe hinabſchaute. Eben ging Suschen<lb/> da voruͤber und ſah recht betruͤbt aus. Laura rief ſie an:</p><lb/> <p>„Guten Abend, Suschen, wo gehſt Du denn ſo eilig<lb/> hin, daß Du gar kein Blickchen hinein wirfſt?“</p><lb/> <p>„Ach denke nur“ antwortete Suschen, „meine ſchwarze<lb/> Spitzenkrauſe iſt nirgend zu ſehen und ich weiß gar nicht<lb/> mehr, wo ich ſie ſuchen ſoll.“</p><lb/> <p>Nun wußte Laura recht gut, daß die „Spitzenkrauſe“<lb/> nicht etwa ein Putzſtuͤck Suschens war, ſondern vielmehr<lb/> deren Lieblingshenne, die ſie ſo genannt hatte, weil ſie<lb/> ganz ſchwarz ausſah und nur um den Hals weiß ge-<lb/> ſprengelt war, was ihr allerdings gerade wie eine Spitzen-<lb/> krauſe ließ. „Das iſt ja ewig Schade“ ſagte Laura theil-<lb/> nehmend, „ſeit wann iſt ſie denn weg?“</p><lb/> <p>„Ja, ich vermißte ſie eben erſt vorhin, wie ich die<lb/> Huͤhner noch einmal fuͤtterte, ehe ſie zu Bette gingen,<lb/> da kam ſie nicht mit. Heute Mittag war ſie noch da,<lb/> ſie gluckte und ich dachte: die wird auch noch bruͤten<lb/> wollen; ein Wenig ſpaͤt iſt’s ſchon im Jahr, aber da’s<lb/> die Spitzenkrauſe iſt, dacht ich, willſt du ihr das Bruͤten<lb/> nicht verwehren. Jch machte ihr ſchon ein Neſt zurecht<lb/> und zeigt’s ihr — aber ſie iſt wieder davon fort gelaufen,<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [111/0119]
den ſahen ihr aber ſo feierlich aus, daß ſie ſich gar nicht
zu ihnen naͤher wagte, ſondern weit von der Laube, in
die ſie gegangen waren, ſtehen blieb und vorn uͤbers Ge-
laͤnder die Dorfgaſſe hinabſchaute. Eben ging Suschen
da voruͤber und ſah recht betruͤbt aus. Laura rief ſie an:
„Guten Abend, Suschen, wo gehſt Du denn ſo eilig
hin, daß Du gar kein Blickchen hinein wirfſt?“
„Ach denke nur“ antwortete Suschen, „meine ſchwarze
Spitzenkrauſe iſt nirgend zu ſehen und ich weiß gar nicht
mehr, wo ich ſie ſuchen ſoll.“
Nun wußte Laura recht gut, daß die „Spitzenkrauſe“
nicht etwa ein Putzſtuͤck Suschens war, ſondern vielmehr
deren Lieblingshenne, die ſie ſo genannt hatte, weil ſie
ganz ſchwarz ausſah und nur um den Hals weiß ge-
ſprengelt war, was ihr allerdings gerade wie eine Spitzen-
krauſe ließ. „Das iſt ja ewig Schade“ ſagte Laura theil-
nehmend, „ſeit wann iſt ſie denn weg?“
„Ja, ich vermißte ſie eben erſt vorhin, wie ich die
Huͤhner noch einmal fuͤtterte, ehe ſie zu Bette gingen,
da kam ſie nicht mit. Heute Mittag war ſie noch da,
ſie gluckte und ich dachte: die wird auch noch bruͤten
wollen; ein Wenig ſpaͤt iſt’s ſchon im Jahr, aber da’s
die Spitzenkrauſe iſt, dacht ich, willſt du ihr das Bruͤten
nicht verwehren. Jch machte ihr ſchon ein Neſt zurecht
und zeigt’s ihr — aber ſie iſt wieder davon fort gelaufen,
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