Mutter durch Näharbeit, da sie glücklicher Weise das Schneidern gelernt hatte. Die Mutter starb auch bald, und als ich diese Stelle bekam, nahm ich die Laura mit her. So hab' ich auch schon in der Jugend viele Er- fahrungen gemacht und das Leben von seiner härtesten Seite vielfach kennen gelernt. Wie es nun anzufangen, Arbeiter und Handwerker in der Stadt weiter zu brin- gen, das wüßt' ich schon, da das Vertrauen der Männer zu gewinnen und mit ihnen Hand in Hand weiter zu kommen, -- aber wie gesagt, auf dem Lande ist es wie- der anders, da muß ich selbst erst lernen und wie ich glaube, noch manches Lehrgeld geben!"
"Nun, so will ich Jhnen mit an dem Lehrgeld er- sparen helfen," sagte Johannes, "weil ich hier manche Auskunft geben kann."
"Aber," warf der Schulmeister wieder mit einem et- was mißtrauischem Blicke ein, "Sie sind Dichter. Sie werden mit der edelsten Jugend unsres Vaterlandes jetzt zusammengelebt haben, und was Sie für künftige Zeiten ersehnen und erträumen -- möchten Sie es nicht allzu- schnell einführen wollen in das wirkliche Leben, das Jh- nen zu kalt und nüchtern vorkommt -- und dennoch auch berechtigt ist? Tragen sie nicht die Poesie, die in Jhrem Herzen lebt, zu glühend in das Leben?"
"Das soll mit andern Worten heißen," antwortete
Mutter durch Naͤharbeit, da ſie gluͤcklicher Weiſe das Schneidern gelernt hatte. Die Mutter ſtarb auch bald, und als ich dieſe Stelle bekam, nahm ich die Laura mit her. So hab’ ich auch ſchon in der Jugend viele Er- fahrungen gemacht und das Leben von ſeiner haͤrteſten Seite vielfach kennen gelernt. Wie es nun anzufangen, Arbeiter und Handwerker in der Stadt weiter zu brin- gen, das wuͤßt’ ich ſchon, da das Vertrauen der Maͤnner zu gewinnen und mit ihnen Hand in Hand weiter zu kommen, — aber wie geſagt, auf dem Lande iſt es wie- der anders, da muß ich ſelbſt erſt lernen und wie ich glaube, noch manches Lehrgeld geben!“
„Nun, ſo will ich Jhnen mit an dem Lehrgeld er- ſparen helfen,“ ſagte Johannes, „weil ich hier manche Auskunft geben kann.“
„Aber,“ warf der Schulmeiſter wieder mit einem et- was mißtrauiſchem Blicke ein, „Sie ſind Dichter. Sie werden mit der edelſten Jugend unſres Vaterlandes jetzt zuſammengelebt haben, und was Sie fuͤr kuͤnftige Zeiten erſehnen und ertraͤumen — moͤchten Sie es nicht allzu- ſchnell einfuͤhren wollen in das wirkliche Leben, das Jh- nen zu kalt und nuͤchtern vorkommt — und dennoch auch berechtigt iſt? Tragen ſie nicht die Poeſie, die in Jhrem Herzen lebt, zu gluͤhend in das Leben?“
„Das ſoll mit andern Worten heißen,“ antwortete
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Mutter durch Naͤharbeit, da ſie gluͤcklicher Weiſe das
Schneidern gelernt hatte. Die Mutter ſtarb auch bald,
und als ich dieſe Stelle bekam, nahm ich die Laura mit
her. So hab’ ich auch ſchon in der Jugend viele Er-
fahrungen gemacht und das Leben von ſeiner haͤrteſten
Seite vielfach kennen gelernt. Wie es nun anzufangen,
Arbeiter und Handwerker in der Stadt weiter zu brin-
gen, das wuͤßt’ ich ſchon, da das Vertrauen der Maͤnner
zu gewinnen und mit ihnen Hand in Hand weiter zu
kommen, — aber wie geſagt, auf dem Lande iſt es wie-
der anders, da muß ich ſelbſt erſt lernen und wie ich
glaube, noch manches Lehrgeld geben!“
„Nun, ſo will ich Jhnen mit an dem Lehrgeld er-
ſparen helfen,“ ſagte Johannes, „weil ich hier manche
Auskunft geben kann.“
„Aber,“ warf der Schulmeiſter wieder mit einem et-
was mißtrauiſchem Blicke ein, „Sie ſind Dichter. Sie
werden mit der edelſten Jugend unſres Vaterlandes jetzt
zuſammengelebt haben, und was Sie fuͤr kuͤnftige Zeiten
erſehnen und ertraͤumen — moͤchten Sie es nicht allzu-
ſchnell einfuͤhren wollen in das wirkliche Leben, das Jh-
nen zu kalt und nuͤchtern vorkommt — und dennoch
auch berechtigt iſt? Tragen ſie nicht die Poeſie, die in
Jhrem Herzen lebt, zu gluͤhend in das Leben?“
„Das ſoll mit andern Worten heißen,“ antwortete
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Otto-Peters, Louise: Ein Bauernsohn. Leipzig, 1849, S. 108. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/otto_bauernsohn_1849/116>, abgerufen am 12.12.2024.
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