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Opitz, Martin: Teutsche Pöemata und: Aristarchvs Wieder die verachtung Teutscher Sprach. Straßburg, 1624.

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Viel sagen es sey nicht/ ein jeder sagt das sein'/
Ich meine daß du seyst geboren an dem Rein:
Da kömpt das edle naß nach Dordrecht abgefahren/
Das Niederlandt erfrewt: da waren dein' altaren/
Da ist dein name noch/ der Spanier ob er wohl
Auch süsse trauben hat/ wird offte von dir vol.
Man lobt auch Creta tranck von wegen seiner gaben/
Sie wolten dich sehr gern zu Jovis Landsman haben/
Vnd Bürger dieses orts/ doch schaw du gar wohl zue/
Daß man nicht auch dein grab den Völckern zeigen thue.
Von dar bist du zur stund den Göttin vbergeben/
Die in dem weiten Meer vnd in dem Wasser leben.
Die haben dich bewahrt vnd wunderlich ernehrt/
Als Juno wieder dich den harten zorn gekehrt.
Deß grossen Atlas Neef hat dich dahin thun müssen/
Weil du die zunge schärffst daß vnsre reden fliessen
Wie susses honig fleust/ das honig/ das man glaubt
Das du wie auch den Wein den Menschen hast erlaubt.
Es ist mir zwar bewust/ das ander' auch gestunden/
Es hette Phaebus schon den Bienen zucker funden.
Ich aber glaube so/ vnd meine/ daß der neidt
Auch in den Himmel reicht/ der sonst ist weit vnd breit.
Du hast der namen viel/ darauß dein lob zue sehen/
Dein' art vnd grosse krafft/ vnd was durch dich geschehen.
Die gantz ohn ende sein/ vnzehlich/ vnbekandt:
Die Mahler schreiben auch die wunder an die wandt:
Lyaeus bist du meist/ weil das du kanst entbinden
Die sinnen vnd verstandt/ vnd rhue der sorgen finden.
Doch warumb bist du nackt/ o Evan/ ohne scham
Vnd ohne Kleidt gemahlt? Weil du den lügen gram
Gar keine falschheit liebst. die warheit ligt verschlossen
In deinem süssen tranck/ vnd wann wir vns begossen/
Da ist die zunge loß: das alles was der grundt
Deß Hertzens hat bedeckt/ kömpt häuffig auss den mund.
Vnd warumb bist du jung? Weil deine süsse gaben
Die runtzeln thun hinweg/ das alter gantz vergraben.
Was zeiget vns dann an dein dicker feister wanst?
Er zeiget daß du pein vnd leid vertragen kanst.
Auch
Viel ſagen es ſey nicht/ ein jeder ſagt das ſein’/
Ich meine daß du ſeyſt geboren an dem Rein:
Da koͤmpt das edle naß nach Dordrecht abgefahren/
Das Niederlandt erfrewt: da waren dein’ altaren/
Da iſt dein name noch/ der Spanier ob er wohl
Auch ſuͤſſe trauben hat/ wird offte von dir vol.
Man lobt auch Creta tranck von wegen ſeiner gaben/
Sie wolten dich ſehr gern zu Jovis Landsman haben/
Vnd Buͤrger dieſes orts/ doch ſchaw du gar wohl zue/
Daß man nicht auch dein grab den Voͤlckern zeigen thue.
Von dar biſt du zur ſtund den Goͤttin vbergeben/
Die in dem weiten Meer vnd in dem Waſſer leben.
Die haben dich bewahrt vnd wunderlich ernehrt/
Als Juno wieder dich den harten zorn gekehrt.
Deß groſſen Atlas Neef hat dich dahin thun muͤſſen/
Weil du die zunge ſchaͤrffſt daß vnſre reden flieſſen
Wie ſuſſes honig fleuſt/ das honig/ das man glaubt
Das du wie auch den Wein den Menſchen haſt erlaubt.
Es iſt mir zwar bewuſt/ das ander’ auch geſtunden/
Es hette Phæbus ſchon den Bienen zucker funden.
Ich aber glaube ſo/ vnd meine/ daß der neidt
Auch in den Himmel reicht/ der ſonſt iſt weit vnd breit.
Du haſt der namen viel/ darauß dein lob zue ſehen/
Dein’ art vnd groſſe krafft/ vnd was durch dich geſchehen.
Die gantz ohn ende ſein/ vnzehlich/ vnbekandt:
Die Mahler ſchreiben auch die wunder an die wandt:
Lyæus biſt du meiſt/ weil das du kanſt entbinden
Die ſinnen vnd verſtandt/ vnd rhue der ſorgen finden.
Doch warumb biſt du nackt/ o Evan/ ohne ſcham
Vnd ohne Kleidt gemahlt? Weil du den luͤgen gram
Gar keine falſchheit liebſt. die warheit ligt verſchloſſen
In deinem ſuͤſſen tranck/ vnd wañ wir vns begoſſen/
Da iſt die zunge loß: das alles was der grundt
Deß Hertzens hat bedeckt/ koͤmpt haͤuffig auſſ den mund.
Vnd warumb biſt du jung? Weil deine ſuͤſſe gaben
Die runtzeln thun hinweg/ das alter gantz vergraben.
Was zeiget vns dann an dein dicker feiſter wanſt?
Er zeiget daß du pein vnd leid vertragen kanſt.
Auch
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[144/0164] Viel ſagen es ſey nicht/ ein jeder ſagt das ſein’/ Ich meine daß du ſeyſt geboren an dem Rein: Da koͤmpt das edle naß nach Dordrecht abgefahren/ Das Niederlandt erfrewt: da waren dein’ altaren/ Da iſt dein name noch/ der Spanier ob er wohl Auch ſuͤſſe trauben hat/ wird offte von dir vol. Man lobt auch Creta tranck von wegen ſeiner gaben/ Sie wolten dich ſehr gern zu Jovis Landsman haben/ Vnd Buͤrger dieſes orts/ doch ſchaw du gar wohl zue/ Daß man nicht auch dein grab den Voͤlckern zeigen thue. Von dar biſt du zur ſtund den Goͤttin vbergeben/ Die in dem weiten Meer vnd in dem Waſſer leben. Die haben dich bewahrt vnd wunderlich ernehrt/ Als Juno wieder dich den harten zorn gekehrt. Deß groſſen Atlas Neef hat dich dahin thun muͤſſen/ Weil du die zunge ſchaͤrffſt daß vnſre reden flieſſen Wie ſuſſes honig fleuſt/ das honig/ das man glaubt Das du wie auch den Wein den Menſchen haſt erlaubt. Es iſt mir zwar bewuſt/ das ander’ auch geſtunden/ Es hette Phæbus ſchon den Bienen zucker funden. Ich aber glaube ſo/ vnd meine/ daß der neidt Auch in den Himmel reicht/ der ſonſt iſt weit vnd breit. Du haſt der namen viel/ darauß dein lob zue ſehen/ Dein’ art vnd groſſe krafft/ vnd was durch dich geſchehen. Die gantz ohn ende ſein/ vnzehlich/ vnbekandt: Die Mahler ſchreiben auch die wunder an die wandt: Lyæus biſt du meiſt/ weil das du kanſt entbinden Die ſinnen vnd verſtandt/ vnd rhue der ſorgen finden. Doch warumb biſt du nackt/ o Evan/ ohne ſcham Vnd ohne Kleidt gemahlt? Weil du den luͤgen gram Gar keine falſchheit liebſt. die warheit ligt verſchloſſen In deinem ſuͤſſen tranck/ vnd wañ wir vns begoſſen/ Da iſt die zunge loß: das alles was der grundt Deß Hertzens hat bedeckt/ koͤmpt haͤuffig auſſ den mund. Vnd warumb biſt du jung? Weil deine ſuͤſſe gaben Die runtzeln thun hinweg/ das alter gantz vergraben. Was zeiget vns dann an dein dicker feiſter wanſt? Er zeiget daß du pein vnd leid vertragen kanſt. Auch

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Zitationshilfe: Opitz, Martin: Teutsche Pöemata und: Aristarchvs Wieder die verachtung Teutscher Sprach. Straßburg, 1624, S. 144. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/opitz_poemata_1624/164>, abgerufen am 24.11.2024.