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Opitz, Martin: Teutsche Pöemata und: Aristarchvs Wieder die verachtung Teutscher Sprach. Straßburg, 1624.

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minis, & mira suavitate morum commendatissimi: cujus tamen
Germanica quaedam carmina longe post vidi, quam de hoc scriben-
di modo cogitaveram.

Sonnet.
IHr die jhr höret an/ wie mancher Sturmwind wehet/
Durch seufftzen ohne zahl in meinen Reimelein/
Vnd einen weiten Bach darin/ voll Threnelein/
Vnd ein verletztes Hertz voll tausent Wunden sehet
Er lernet wohl hierauß/ waß man in lieb' außstehet/
Darin die junge Zeit mich ließ ergeben sein/
Al ßich für wahre lust hielt' einen falschen schein/
Darüber mich jetz und hertzliche rew' vmbfähet:
Vnd fliehet solche brunst vnd jhre süsse Gifft/
Der eiteln schönheit glantz/ die vns das Hertz schnell trifft/
Vnd angst vnd schmertzen vol witzloß herummer leitet
Ohn tugend ist schönheit nur ein triegliches Kleid/
Wer solcher dienstbahr ist/ dem lohnet rew' vnd leidt:
Auß tugent wahre lust allein wird zubereitet,

Ejusmodi itaque, ut cernitis, versus deduci varie ac instrui pos-
sunt: quod & Germanica mea Poematia, quae aut cum Latinis, aut
seorsim aliquando, volente Deo, prodibunt

* eis glukeron phaos eelioi[o]
* In p[e]ulc[ - 1 Zeichen fehlt]
lumen solis.
ostendent amplius & edocebunt. Observaudus saltem accurate
syllabarum numerus, ne longiores duo versus tredecim, breviores
duodecim syllabas excedant: quarum in his ultima longo semper
tono; in illis molli & fugiente quasi producenda est. Et
akribos at-
tendendum, ut ubique sexta ab initio syllaba dictione integra clau-
datur, & versus ibi veluti intersecetur. Est & aliud genus, quod
Franci vers communs appellant, decem ac undecim Syllabarum, quod
post quartam respirat semper & interquiescit. Hoc modo.

Der liebe brunst balt frewde macht dem Hertzen/
Bald lohnet sie mit wehmut vnd mit schmertzen/
Es ist jhr glantz ein Schatten vnd ein schein/
Vnd jhre lust ist bitter süsse Pein.

Ernestus Schwabe:

In

minis, & mirâ ſuavitate morum commendatiſſimi: cujus tamen
Germanica quædam carmina longè pòſt vidi, quàm de hoc ſcriben-
di modo cogitaveram.

Sonnet.
IHr die jhr hoͤret an/ wie mancher Sturmwind wehet/
Durch ſeufftzen ohne zahl in meinen Reimelein/
Vnd einen weiten Bach darin/ voll Threnelein/
Vnd ein verletztes Hertz voll tauſent Wunden ſehet
Er lernet wohl hierauß/ waß man in lieb’ außſtehet/
Darin die junge Zeit mich ließ ergeben ſein/
Al ßich fuͤr wahre luſt hielt’ einen falſchen ſchein/
Daruͤber mich jetz und hertzliche rew’ vmbfaͤhet:
Vnd fliehet ſolche brunſt vnd jhre ſuͤſſe Gifft/
Der eiteln ſchoͤnheit glantz/ die vns das Hertz ſchnell trifft/
Vnd angſt vnd ſchmertzen vol witzloß herummer leitet
Ohn tugend iſt ſchoͤnheit nur ein triegliches Kleid/
Wer ſolcher dienſtbahr iſt/ dem lohnet rew’ vnd leidt:
Auß tugent wahre luſt allein wird zubereitet,

Ejuſmodi itaque, ut cernitis, verſus deduci variè ac inſtrui poſ-
ſunt: quod & Germanica mea Poëmatia, quæ aut cum Latinis, aut
ſeorſim aliquando, volente Deo, prodibunt

* ἐις γλυκερὸν φάος ἡελίοι[ο]
* In p[e]ulc[ – 1 Zeichen fehlt]
lumen ſolis.
oſtendent amplius & edocebunt. Obſervaudus ſaltem accuratè
ſyllabarum numerus, ne longiores duo verſus tredecim, breviores
duodecim ſyllabas excedant: quarum in his ultima longo ſemper
tono; in illis molli & fugiente quaſi producenda eſt. Et
ἀκριβῶς at-
tendendum, ut ubique ſexta ab initio ſyllaba dictione integrâ clau-
datur, & verſus ibi veluti interſecetur. Eſt & aliud genus, quod
Franci vers communs appellant, decem ac undecim Syllabarum, quod
poſt quartam reſpirat ſemper & interquieſcit. Hoc modo.

Der liebe brunſt balt frewde macht dem Hertzen/
Bald lohnet ſie mit wehmut vnd mit ſchmertzen/
Es iſt jhr glantz ein Schatten vnd ein ſchein/
Vnd jhre luſt iſt bitter ſuͤſſe Pein.

Erneſtus Schwabe:

In
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[114/0134] minis, & mirâ ſuavitate morum commendatiſſimi: cujus tamen Germanica quædam carmina longè pòſt vidi, quàm de hoc ſcriben- di modo cogitaveram. Sonnet. IHr die jhr hoͤret an/ wie mancher Sturmwind wehet/ Durch ſeufftzen ohne zahl in meinen Reimelein/ Vnd einen weiten Bach darin/ voll Threnelein/ Vnd ein verletztes Hertz voll tauſent Wunden ſehet Er lernet wohl hierauß/ waß man in lieb’ außſtehet/ Darin die junge Zeit mich ließ ergeben ſein/ Al ßich fuͤr wahre luſt hielt’ einen falſchen ſchein/ Daruͤber mich jetz und hertzliche rew’ vmbfaͤhet: Vnd fliehet ſolche brunſt vnd jhre ſuͤſſe Gifft/ Der eiteln ſchoͤnheit glantz/ die vns das Hertz ſchnell trifft/ Vnd angſt vnd ſchmertzen vol witzloß herummer leitet Ohn tugend iſt ſchoͤnheit nur ein triegliches Kleid/ Wer ſolcher dienſtbahr iſt/ dem lohnet rew’ vnd leidt: Auß tugent wahre luſt allein wird zubereitet, Ejuſmodi itaque, ut cernitis, verſus deduci variè ac inſtrui poſ- ſunt: quod & Germanica mea Poëmatia, quæ aut cum Latinis, aut ſeorſim aliquando, volente Deo, prodibunt * ἐις γλυκερὸν φάος ἡελίοιο oſtendent amplius & edocebunt. Obſervaudus ſaltem accuratè ſyllabarum numerus, ne longiores duo verſus tredecim, breviores duodecim ſyllabas excedant: quarum in his ultima longo ſemper tono; in illis molli & fugiente quaſi producenda eſt. Et ἀκριβῶς at- tendendum, ut ubique ſexta ab initio ſyllaba dictione integrâ clau- datur, & verſus ibi veluti interſecetur. Eſt & aliud genus, quod Franci vers communs appellant, decem ac undecim Syllabarum, quod poſt quartam reſpirat ſemper & interquieſcit. Hoc modo. * In peulc_ lumen ſolis. Der liebe brunſt balt frewde macht dem Hertzen/ Bald lohnet ſie mit wehmut vnd mit ſchmertzen/ Es iſt jhr glantz ein Schatten vnd ein ſchein/ Vnd jhre luſt iſt bitter ſuͤſſe Pein. Erneſtus Schwabe: In

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Zitationshilfe: Opitz, Martin: Teutsche Pöemata und: Aristarchvs Wieder die verachtung Teutscher Sprach. Straßburg, 1624, S. 114. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/opitz_poemata_1624/134>, abgerufen am 22.11.2024.