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Opitz, Martin: Buch von der Deutschen Poeterey. Breslau u. a., 1624.

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vnd in musicalische inftrumente eingesungen werden/ welche
das leben vnd die Scele der Poeterey sind. Dann ohne zweif-
fel/ wann Sappho hat diese verse gantz verzucket/ mit vneige-
ftochtenen fliegenden haaren vnnd lieblichem anblicke der ver-
buhleten augen/ in jhre Cither/ oder was es gewesen ist/ gesun-
gen/ hat sie jhnen mehr anmutigkeit gegeben/ als alle trompeten
vnd paucken den mannhafftigen vnnd kühnen versen/ die jhr
Landtsmann Alceus/ als er ein Kriegesoberster gewesen/ er-
tichtet hat. Zum exempel gleichwol wil ich zwey Strophen des
Ronsardts herschreiben: Dann ich dergleichen me vor mich ge-
nommen.

Belle dont les yeux doucement m'ont tue,
Par vn doux regard qu'au coeur ils m, ont rue,
Et m'ont en vn roc insensible mue
En mon poil grison:
Que i' estois heureux en ma reune saison
Auant qu'auoir beu l'amoureuse poison!
Bien loin de souspirs, de pleurs et de prison
Libre ie vivoy, &c.

Eine ander solche Ode hebet er also an:

Mon age et mon sang ne sont plus en vigeur:
Les ardents pensers ne m' eschauffent le coeur,
Plus mon chef grison ne se veut enfermer
Solus le ioug d' aimer, &c.

Jn den Pindarischen Oden/ im fall es jemanden sich daran
zue machen geliebet/ ist die [fremdsprachliches Material - 5 Zeichen fehlen] frey/ vnd mag ich so viel verse
vnd reimen darzue nemen als ich wil/ sie auch nach meinem ge-
sallen eintheilen vnd schrencken: [fremdsprachliches Material - 9 Zeichen fehlen] aber muß auff die [fremdsprachliches Material - 6 Zeichen fehlen]
sehen/ vnd keine andere ordnung der reimen machen: [fremdsprachliches Material - 5 Zeichen fehlen] ist
wieder vngebunden. Wan wir dann mehr strophen tichten wol-

ten/

vnd in muſicaliſche inftrumente eingeſungen werden/ welche
das leben vnd die Scele der Poeterey ſind. Dann ohne zweif-
fel/ wann Sappho hat dieſe verſe gantz verzucket/ mit vneige-
ftochtenen fliegenden haaren vnnd lieblichem anblicke der ver-
buhleten augen/ in jhre Cither/ oder was es geweſen iſt/ geſun-
gen/ hat ſie jhnen mehr anmutigkeit gegeben/ als alle trompeten
vnd paucken den mannhafftigen vnnd kuͤhnen verſen/ die jhr
Landtsmann Alcéus/ als er ein Kriegesoberſter geweſen/ er-
tichtet hat. Zum exempel gleichwol wil ich zwey Strophen des
Ronſardts herſchreiben: Dann ich dergleichen me vor mich ge-
nommen.

Belle dont les yeux doucement m’ont tué,
Par vn doux regard qu’au cœur ils m, ont rué,
Et m’ont en vn roc inſenſible mué
En mon poil griſon:
Que i’ eſtois heureux en ma reune ſaiſon
Auant qu’auoir beu l’amoureuſe poiſon!
Bien loin de ſouspirs, de pleurs et de priſon
Libre ie vivoy, &c.

Eine ander ſolche Ode hebet er alſo an:

Mon âge et mon ſang ne ſont plus en vigeur:
Les ardents penſers ne m’ eſchauffent le cœur,
Plus mon chef griſon ne ſe veut enfermer
Solus le ioug d’ aimer, &c.

Jn den Pindariſchen Oden/ im fall es jemanden ſich daran
zue machen geliebet/ iſt die [fremdsprachliches Material – 5 Zeichen fehlen] frey/ vnd mag ich ſo viel verſe
vnd reimen darzue nemen als ich wil/ ſie auch nach meinem ge-
ſallẽ eintheilẽ vñ ſchrencken: [fremdsprachliches Material – 9 Zeichen fehlen] aber muß auff die [fremdsprachliches Material – 6 Zeichen fehlen]
ſehen/ vnd keine andere ordnung der reimen machen: [fremdsprachliches Material – 5 Zeichen fehlen] iſt
wieder vngebunden. Wan wir dann mehr ſtrophen tichten wol-

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Zitationshilfe: Opitz, Martin: Buch von der Deutschen Poeterey. Breslau u. a., 1624, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/opitz_buch_1624/69>, abgerufen am 29.11.2024.