Opitz, Martin: Buch von der Deutschen Poeterey. Breslau u. a., 1624.
Man H iij
Man H iij
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <cit> <quote> <lg type="poem"> <lg n="2"> <pb facs="#f0067"/> <l> <hi rendition="#fr">So baldt er nur geſegnet hat</hi> </l><lb/> <l> <hi rendition="#fr">So wird er in den Sandt verſencket/</hi> </l><lb/> <l> <hi rendition="#fr">Vnd legt ſich zue der langen rhue.</hi> </l><lb/> <l> <hi rendition="#fr">Wenn Ohr vnd Auge ſchon iſt zue/</hi> </l><lb/> <l> <hi rendition="#fr">Wer iſt der an die Welt gedencket?</hi> </l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l> <hi rendition="#fr">Die Seele doch allein vnd bloß/</hi> </l><lb/> <l> <hi rendition="#fr">Fleugt wann ſie wird des Coͤrpers loß/</hi> </l><lb/> <l> <hi rendition="#fr">Zum Himmel/ da ſie her gerhuͤret.</hi> </l><lb/> <l> <hi rendition="#fr">Was dieſen ſchnoͤden leib betrifft/</hi> </l><lb/> <l> <hi rendition="#fr">Wird nichts an jhm als ſtanck vnd gifft/</hi> </l><lb/> <l> <hi rendition="#fr">Wie ſchoͤn er vormals war/ geſpuͤret.</hi> </l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l> <hi rendition="#fr">Es iſt in jhm kein geiſt mehr nicht/</hi> </l><lb/> <l> <hi rendition="#fr">Das fleiſch felt weg/ die haut verbricht/</hi> </l><lb/> <l> <hi rendition="#fr">Ein jeglich haar das muß verſtieben;</hi> </l><lb/> <l> <hi rendition="#fr">Vnd/ was ich achte mehr zue ſein/</hi> </l><lb/> <l> <hi rendition="#fr">Die jenige koͤmpt keinem ein/</hi> </l><lb/> <l> <hi rendition="#fr">Die er fuͤr allem pflag zue lieben.</hi> </l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l> <hi rendition="#fr">Der todt begehrt nichts vmb vnd an:</hi> </l><lb/> <l> <hi rendition="#fr">Drumb/ weil ich jetzt noch wuͤndtſchen kan/</hi> </l><lb/> <l> <hi rendition="#fr">So wil ich mir nur einig wehlen</hi> </l><lb/> <l> <hi rendition="#fr">Geſunden leib vnd rechten ſinn:</hi> </l><lb/> <l> <hi rendition="#fr">Hernachmals/ wann ich kalt ſchon bin/</hi> </l><lb/> <l> <hi rendition="#fr">Da wil ich Gott den reſt befehlen.</hi> </l> </lg><lb/> <lg n="6"> <l> <hi rendition="#fr">Homerus/ Sappho/ Pindarus/</hi> </l><lb/> <l> <hi rendition="#fr">Anacreon/ Heſiodus/</hi> </l><lb/> <l> <hi rendition="#fr">Vnd andere ſind ohne ſorgen/</hi> </l><lb/> <fw place="bottom" type="sig">H iij</fw> <fw place="bottom" type="catch">Man</fw><lb/> </lg> </lg> </quote> </cit> </div> </body> </text> </TEI> [0067]
So baldt er nur geſegnet hat
So wird er in den Sandt verſencket/
Vnd legt ſich zue der langen rhue.
Wenn Ohr vnd Auge ſchon iſt zue/
Wer iſt der an die Welt gedencket?
Die Seele doch allein vnd bloß/
Fleugt wann ſie wird des Coͤrpers loß/
Zum Himmel/ da ſie her gerhuͤret.
Was dieſen ſchnoͤden leib betrifft/
Wird nichts an jhm als ſtanck vnd gifft/
Wie ſchoͤn er vormals war/ geſpuͤret.
Es iſt in jhm kein geiſt mehr nicht/
Das fleiſch felt weg/ die haut verbricht/
Ein jeglich haar das muß verſtieben;
Vnd/ was ich achte mehr zue ſein/
Die jenige koͤmpt keinem ein/
Die er fuͤr allem pflag zue lieben.
Der todt begehrt nichts vmb vnd an:
Drumb/ weil ich jetzt noch wuͤndtſchen kan/
So wil ich mir nur einig wehlen
Geſunden leib vnd rechten ſinn:
Hernachmals/ wann ich kalt ſchon bin/
Da wil ich Gott den reſt befehlen.
Homerus/ Sappho/ Pindarus/
Anacreon/ Heſiodus/
Vnd andere ſind ohne ſorgen/
Man
H iij
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