Opitz, Martin: Buch von der Deutschen Poeterey. Breslau u. a., 1624.grammata fast allezeit mit Alexandrinischen oder gemeinen Wann her das Sonnet bey den Frantzosen seinen namen Ein jeglich Sonnet aber hat viertzehen verse/ vnd gehen der Sonnet. Du schöne Tyndaris/ wer findet deines gleichen/ Vnd wolt er hin vnd her das gantze landt durch- ziehn? Dein augen trutzen wol den edelsten Rubin/ Vnd für den Lippen muß ein Türckiß auch ver- bleichen/ Die
grammata faſt allezeit mit Alexandriniſchen oder gemeinen Wann her das Sonnet bey den Frantzoſen ſeinen namen Ein jeglich Sonnet aber hat viertzehen verſe/ vnd gehen der Sonnet. Du ſchoͤne Tyndaris/ wer findet deines gleichen/ Vnd wolt er hin vnd her das gantze landt durch- ziehn? Dein augen trutzen wol den edelſten Rubin/ Vnd fuͤr den Lippen muß ein Tuͤrckiß auch ver- bleichen/ Die
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grammata faſt allezeit mit Alexandriniſchen oder gemeinen
verſen geſchrieben werden/ (denn ſich die andern faſt darzue
nicht ſchicken) als wil ich derſelben gleich hier erwehnen.
Wann her das Sonnet bey den Frantzoſen ſeinen namen
habe/ wie es denn auch die Jtaliener ſo nennen/ weiß ich anders
nichts zue ſagen/ als dieweil Sonner klingen oder wiederſchal-
len/ vnd ſonnette eine klingel oder ſchelle heiſt/ diß getichte viel-
leicht von wegen ſeiner hin vnd wieder geſchrenckten reime/ die
faſt einen andern laut als die gemeinen von ſich geben/ alſo ſey
getauffet worden. Vnd beſtetigen mich in dieſer meinung etz-
liche Hollaͤnder/ die dergleichen carmina auff jhre ſprache kline-
getichte heiſſen: welches wort auch bey vnns kan auffgebracht
werden; wiewol es mir nicht gefallen wil.
Ein jeglich Sonnet aber hat viertzehen verſe/ vnd gehen der
erſte/ vierdte/ fuͤnffte vnd achte auff eine endung des reimens
auß; der andere/ dritte/ ſechſte vnd ſiebende auch auff eine. Es
gilt aber gleiche/ ob die erſten viergenandten weibliche termi-
nation haben/ vnd die andern viere maͤnnliche: oder hergegen.
Die letzten ſechs verſe aber moͤgen ſich zwar ſchrencken wie ſie
wollen; doch iſt am braͤuchlichſten/ das der neunde vnd zehende
einen reim machen/ der eilffte vnd viertzehende auch einen/ vnd
der zwoͤlffte vnd dreyzehende wieder einen. Zum exempel mag
dieſes ſein/ welches ich heute im ſpatzieren gehen/ durch gegebe-
nen anlaß/ ertichtet.
Sonnet.Du ſchoͤne Tyndaris/ wer findet deines gleichen/
Vnd wolt er hin vnd her das gantze landt durch-
ziehn?
Dein augen trutzen wol den edelſten Rubin/
Vnd fuͤr den Lippen muß ein Tuͤrckiß auch ver-
bleichen/
Die
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