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Olearius, Adam: Offt begehrte Beschreibung Der Newen Orientalischen Rejse. Schleswig, 1647.

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die Holländer/ in welchen Scharmutzel die Holländer jhreSchar-
mutzel zwi-
schen dem
Portugie-
sen vnd
Hollän-
dern vor
Goa

beyde besten Schiffe/ vnd der Portugalische General seiner
geringsten einen im Brand verlohren. Die Holländer
blieben doch noch von ferne in der See gegen den Hafen über
beliegen/ vmb zu hindern/ daß die schon beladene vnd in dem
Portu fertig lie gende Caraque, nicht nach Spannien abschif-
fen konte/ immittelst lieffen doch täglich im Gesichte den Hol-
länder viel kleine Kauffschiffe vnd Fregatten am Lande her-
auß vnd ein/ deren ich eines Tages in einer Caravan über
300 zehlete/ alle gar reich mit Cardemom/ Cannel/ Pfeffer/
Zucker/ Jngwer/ Reiß vnd anderen Früchten beladen.

Es helt der König in Spannien allezeit allhier einen
Spannier zum Vice-Roy, welcher/ wie auch alle grosse Her-
ren vnd Ritters Personen dieses orts einen sehr graviteti-
schen vnnd rechten Spannischen Estat halten. Wie ich mit
dem Englischen Praesidenten bey dem Vice-Roy die erste visite
thäten/ ließ Er sich von 50 vnnd mehr grossen Herren vnd
Ritters Personen in grossen respect auffwarten. Es gehet
niemand von einiger Condition zu Fuß über die Gassen/ son-
dern lassen sich alle von etzlichen Schlaven inköstlichen Pa-
lanquien
tragen: Vber sich aber grosse quite sol oder Son-
nenschirme/ ohne welche kein Mensch wegen grosser Hitze
der Sonnen/ auch zum Estar vnd Pracht/ auff der Gassen
gehen mag. Etzliche reiten zu Pferde/ andere wiederumb
fahren gar Commode in jhren vergülten Gondelen oder Bö-
then auff die rivire, von einem orte der Stadt zum andern.

Es finden sich da allerhand Nationen/ sonderlich viel
Chineser/ welche grosse Trafiquen vnnd gute Freundschafft
mit den Portugiesen halten/ weiln auch die Portugiesen auff
der Chineser Coste zu ruhr am festen Lande auff 23 grad lati-
tud:
an der rivier Contaon eine sehr schöne reiche HandelstadtChineser
Art vnd
Eigen-
schafft.

gebawet/ dahin von den Chinesen alles/ was das Land brin-
get/ in grosser quantitet gebracht wird. Die Chineser eine
freundliche listige vnd betriegliche Nation/ fast von Gesichte
wie die Tartern/ haben kleine schwartze tieff im Kopffe liegende
Augen/ breite schwartzgelbe Angesichter/ gar eintzelne lange

Haar
c iij

die Hollaͤnder/ in welchen Scharmutzel die Hollaͤnder jhreSchar-
mutzel zwi-
ſchen dem
Portugie-
ſen vnd
Hollaͤn-
dern vor
Goa

beyde beſten Schiffe/ vnd der Portugaliſche General ſeiner
geringſten einen im Brand verlohren. Die Hollaͤnder
blieben doch noch von ferne in der See gegen den Hafen uͤber
beliegen/ vmb zu hindern/ daß die ſchon beladene vnd in dem
Portu fertig lie gende Caraque, nicht nach Spannien abſchif-
fen konte/ immittelſt lieffen doch taͤglich im Geſichte den Hol-
laͤnder viel kleine Kauffſchiffe vnd Fregatten am Lande her-
auß vnd ein/ deren ich eines Tages in einer Caravan uͤber
300 zehlete/ alle gar reich mit Cardemom/ Cannel/ Pfeffer/
Zucker/ Jngwer/ Reiß vnd anderen Fruͤchten beladen.

Es helt der Koͤnig in Spannien allezeit allhier einen
Spannier zum Vice-Roy, welcher/ wie auch alle groſſe Her-
ꝛen vnd Ritters Perſonen dieſes orts einen ſehr graviteti-
ſchen vnnd rechten Spanniſchen Eſtat halten. Wie ich mit
dem Engliſchen Præſidenten bey dem Vice-Roy die erſte viſite
thaͤten/ ließ Er ſich von 50 vnnd mehr groſſen Herꝛen vnd
Ritters Perſonen in groſſen reſpect auffwarten. Es gehet
niemand von einiger Condition zu Fuß uͤber die Gaſſen/ ſon-
dern laſſen ſich alle von etzlichen Schlaven inkoͤſtlichen Pa-
lanquien
tragen: Vber ſich aber groſſe quite ſol oder Son-
nenſchirme/ ohne welche kein Menſch wegen groſſer Hitze
der Sonnen/ auch zum Eſtar vnd Pracht/ auff der Gaſſen
gehen mag. Etzliche reiten zu Pferde/ andere wiederumb
fahren gar Commode in jhren verguͤlten Gondelen oder Boͤ-
then auff die rivire, von einem orte der Stadt zum andern.

Es finden ſich da allerhand Nationen/ ſonderlich viel
Chineſer/ welche groſſe Trafiquen vnnd gute Freundſchafft
mit den Portugieſen halten/ weiln auch die Portugieſen auff
der Chineſer Coſte zu ruhr am feſten Lande auff 23 grad lati-
tud:
an der rivier Contaon eine ſehr ſchoͤne reiche HandelſtadtChineſer
Art vnd
Eigen-
ſchafft.

gebawet/ dahin von den Chineſen alles/ was das Land brin-
get/ in groſſer quantitet gebracht wird. Die Chineſer eine
freundliche liſtige vnd betriegliche Nation/ faſt von Geſichte
wie die Tartern/ habẽ kleine ſchwartze tieff im Kopffe liegende
Augen/ breite ſchwartzgelbe Angeſichter/ gar eintzelne lange

Haar
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[19.[19]/0607] die Hollaͤnder/ in welchen Scharmutzel die Hollaͤnder jhre beyde beſten Schiffe/ vnd der Portugaliſche General ſeiner geringſten einen im Brand verlohren. Die Hollaͤnder blieben doch noch von ferne in der See gegen den Hafen uͤber beliegen/ vmb zu hindern/ daß die ſchon beladene vnd in dem Portu fertig lie gende Caraque, nicht nach Spannien abſchif- fen konte/ immittelſt lieffen doch taͤglich im Geſichte den Hol- laͤnder viel kleine Kauffſchiffe vnd Fregatten am Lande her- auß vnd ein/ deren ich eines Tages in einer Caravan uͤber 300 zehlete/ alle gar reich mit Cardemom/ Cannel/ Pfeffer/ Zucker/ Jngwer/ Reiß vnd anderen Fruͤchten beladen. Schar- mutzel zwi- ſchen dem Portugie- ſen vnd Hollaͤn- dern vor Goa Es helt der Koͤnig in Spannien allezeit allhier einen Spannier zum Vice-Roy, welcher/ wie auch alle groſſe Her- ꝛen vnd Ritters Perſonen dieſes orts einen ſehr graviteti- ſchen vnnd rechten Spanniſchen Eſtat halten. Wie ich mit dem Engliſchen Præſidenten bey dem Vice-Roy die erſte viſite thaͤten/ ließ Er ſich von 50 vnnd mehr groſſen Herꝛen vnd Ritters Perſonen in groſſen reſpect auffwarten. Es gehet niemand von einiger Condition zu Fuß uͤber die Gaſſen/ ſon- dern laſſen ſich alle von etzlichen Schlaven inkoͤſtlichen Pa- lanquien tragen: Vber ſich aber groſſe quite ſol oder Son- nenſchirme/ ohne welche kein Menſch wegen groſſer Hitze der Sonnen/ auch zum Eſtar vnd Pracht/ auff der Gaſſen gehen mag. Etzliche reiten zu Pferde/ andere wiederumb fahren gar Commode in jhren verguͤlten Gondelen oder Boͤ- then auff die rivire, von einem orte der Stadt zum andern. Es finden ſich da allerhand Nationen/ ſonderlich viel Chineſer/ welche groſſe Trafiquen vnnd gute Freundſchafft mit den Portugieſen halten/ weiln auch die Portugieſen auff der Chineſer Coſte zu ruhr am feſten Lande auff 23 grad lati- tud: an der rivier Contaon eine ſehr ſchoͤne reiche Handelſtadt gebawet/ dahin von den Chineſen alles/ was das Land brin- get/ in groſſer quantitet gebracht wird. Die Chineſer eine freundliche liſtige vnd betriegliche Nation/ faſt von Geſichte wie die Tartern/ habẽ kleine ſchwartze tieff im Kopffe liegende Augen/ breite ſchwartzgelbe Angeſichter/ gar eintzelne lange Haar Chineſer Art vnd Eigen- ſchafft. c iij

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Zitationshilfe: Olearius, Adam: Offt begehrte Beschreibung Der Newen Orientalischen Rejse. Schleswig, 1647. , S. 19.[19]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/olearius_reise_1647/607>, abgerufen am 23.11.2024.