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Olearius, Adam: Offt begehrte Beschreibung Der Newen Orientalischen Rejse. Schleswig, 1647.

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Reise Beschreibung.
die Sachen an zugreiffen/ wir waren sehr bestürtzt vnd musten in höch-
ster Beschwerung noch eine gute weile im Felde ligen. Etliche Armeni-
sche Kauffleute/ welche allhier zu vns gestossen/ vnd etliche Tage vmb
vnsere Geselschafft zu geniessen verwartet/ begaben sich von vns ab/
vnd zogen in die Stadt/ weil sie vernommen daß 200. Tartarn sich sol-
ten zusammen geschlagen/ vnd einen Anschlag auff vns gemachet haben.

Es fiehl etliche Tage nach einander ein sehr vngestüm kalt Wet-Elender Zu-
stand in vn-
serm Läger.

ter mit starcken Regen ein/ daß wir in vnsern Hütten durchauß naß
wurden/ kunten auch kein Fewer halten/ weder die Kleider zu trucknen/
noch Essen zu kochen. Lagen also in den nassen Hütten als die elende-
ste vnnd gleich von jederman verlassene Menschen in Hunger/ Kum-
mer vnd Furcht: Seufftzen vnnd weinen war bey etlichen tägliche
Speise. Man dürffte es auch nicht wagen in der Tartern Häuser zu-
gehen sich daselbst zuerholen/ weil es/ wie der Chan vns selbst warnen
liesse/ ohne verlust Vnser selbst schwerlich geschehen würde. Dann seine
Vnterthanen die Freyheit hätten Leute zu stehlen/ vnd zuverhandeln
wo sie könten.

Es wurde vns auch den 27. April. ein Soldate Wilhelm HoyeEin Soldate
wird gestolen.

ein Schottländer/ als er sich in der Dämmerung ein wenig zu weit vom
Läger abbegeben/ weg gestohlen/ kam nicht wider/ wiewol viel Nach-
fragens vmb jhn geschahe. Wir erfuhren nach vnserm Abzuge daß sie
jhn in eine Festung Sachur, so hinter Tarku gelegen/ gebracht hetten.

Diese Tage wurde vor vnserm Lager in einem Exercitio des Bo-
genschiessens/ so die vnserigen vnter sich hielten/ vnser Constapel Al-Vnser Con-
stapel erschos-
sen.

brecht Stuck von Hamburg/ in dem er vmb einen Pfeil zuholen dem
Ziehl zu nahe kam/ von einem Russischen Knechte vnter dem Nabel in
den Bauch geschossen/ darvon Er des folgenden Tages starb. Der
Thäter gehub sich sehr übel/ vnd begerete/ man solte jhm auch das Le-
ben nehmen. Weil es aber ein vnversehener Fall/ vnd der Beschädigte
selbst für jhm bath/ wurde Er Frey gelassen. Die Leiche begruben wir
nach Raht etlicher Tartarischen Weiber/ so heimliche Christen waren/
heimlich; Vnd zwar an den Orth da die Pferde stunden. Damit die
Tartarn nicht/ nach vnsern Abreisen selbige wider auffgruben/ abklei-
deten/ vnd wie sie pflägten/ für die Hunde wurffen. Ein ander Grab
aber wurde öffentlich vor dem Lager gemachet/ vnd darbey die Leichbe-
gängnis mit gebräuchlichen Ceremonien gehalten.

Es starb auch allhier ein fürnehmer Russischer Kauffman/ welcher
mit vns auß Persien gekommen war. Die Leiche wurde eingeschlagen
verwaret/ mit nach Terki geführet/ vnd daselbst vnter seine Glaubens-
genossen begraben. Wir hatten also jmmer ein Vnglück nach dem an-
dern/ vnd musten gleichwol den Tartarischen Fürsten/ deren vnter-
schiedliche zum offtern zu vns kamen/ zugefallen vnsere Musicanten
jhrem Begehren nach hören lassen. Es gieng vns in diesem Fall nicht
viel besser als denen/ die vorzeiten an den Flüssen Babilon in jhrer Ge-
fängnis sassen.


Nach

Reiſe Beſchreibung.
die Sachen an zugreiffen/ wir waren ſehr beſtuͤrtzt vnd muſten in hoͤch-
ſter Beſchwerung noch eine gute weile im Felde ligen. Etliche Armeni-
ſche Kauffleute/ welche allhier zu vns geſtoſſen/ vnd etliche Tage vmb
vnſere Geſelſchafft zu genieſſen verwartet/ begaben ſich von vns ab/
vnd zogen in die Stadt/ weil ſie vernom̃en daß 200. Tartarn ſich ſol-
ten zuſammen geſchlagen/ vñ einen Anſchlag auff vns gemachet haben.

Es fiehl etliche Tage nach einander ein ſehr vngeſtuͤm kalt Wet-Elender Zu-
ſtand in vn-
ſerm Laͤger.

ter mit ſtarcken Regen ein/ daß wir in vnſern Huͤtten durchauß naß
wurden/ kunten auch kein Fewer halten/ weder die Kleider zu trucknen/
noch Eſſen zu kochen. Lagen alſo in den naſſen Huͤtten als die elende-
ſte vnnd gleich von jederman verlaſſene Menſchen in Hunger/ Kum-
mer vnd Furcht: Seufftzen vnnd weinen war bey etlichen taͤgliche
Speiſe. Man duͤrffte es auch nicht wagen in der Tartern Haͤuſer zu-
gehen ſich daſelbſt zuerholen/ weil es/ wie der Chan vns ſelbſt warnen
lieſſe/ ohne verluſt Vnſer ſelbſt ſchwerlich geſchehen wuͤrde. Dann ſeine
Vnterthanen die Freyheit haͤtten Leute zu ſtehlen/ vnd zuverhandeln
wo ſie koͤnten.

Es wurde vns auch den 27. April. ein Soldate Wilhelm HoyeEin Soldate
wird geſtolen.

ein Schottlaͤnder/ als er ſich in der Daͤmmerung ein wenig zu weit vom
Laͤger abbegeben/ weg geſtohlen/ kam nicht wider/ wiewol viel Nach-
fragens vmb jhn geſchahe. Wir erfuhren nach vnſerm Abzuge daß ſie
jhn in eine Feſtung Sachur, ſo hinter Tarku gelegen/ gebracht hetten.

Dieſe Tage wurde vor vnſerm Lager in einem Exercitio des Bo-
genſchieſſens/ ſo die vnſerigen vnter ſich hielten/ vnſer Conſtapel Al-Vnſer Con-
ſtapel erſchoſ-
ſen.

brecht Stuck von Hamburg/ in dem er vmb einen Pfeil zuholen dem
Ziehl zu nahe kam/ von einem Ruſſiſchen Knechte vnter dem Nabel in
den Bauch geſchoſſen/ darvon Er des folgenden Tages ſtarb. Der
Thaͤter gehub ſich ſehr uͤbel/ vnd begerete/ man ſolte jhm auch das Le-
ben nehmen. Weil es aber ein vnverſehener Fall/ vnd der Beſchaͤdigte
ſelbſt fuͤr jhm bath/ wurde Er Frey gelaſſen. Die Leiche begruben wir
nach Raht etlicher Taꝛtariſchen Weiber/ ſo heimliche Chꝛiſten waren/
heimlich; Vnd zwar an den Orth da die Pferde ſtunden. Damit die
Tartarn nicht/ nach vnſern Abreiſen ſelbige wider auffgruben/ abklei-
deten/ vnd wie ſie pflaͤgten/ fuͤr die Hunde wurffen. Ein ander Grab
aber wurde oͤffentlich vor dem Lager gemachet/ vnd darbey die Leichbe-
gaͤngnis mit gebraͤuchlichen Ceremonien gehalten.

Es ſtarb auch allhier ein fuͤrnehmer Ruſſiſcher Kauffman/ welcher
mit vns auß Perſien gekommen war. Die Leiche wurde eingeſchlagen
verwaret/ mit nach Terki gefuͤhret/ vnd daſelbſt vnter ſeine Glaubens-
genoſſen begraben. Wir hatten alſo jmmer ein Vngluͤck nach dem an-
dern/ vnd muſten gleichwol den Tartariſchen Fuͤrſten/ deren vnter-
ſchiedliche zum offtern zu vns kamen/ zugefallen vnſere Muſicanten
jhrem Begehren nach hoͤren laſſen. Es gieng vns in dieſem Fall nicht
viel beſſer als denen/ die vorzeiten an den Fluͤſſen Babilon in jhrer Ge-
faͤngnis ſaſſen.


Nach
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[513[503]/0551] Reiſe Beſchreibung. die Sachen an zugreiffen/ wir waren ſehr beſtuͤrtzt vnd muſten in hoͤch- ſter Beſchwerung noch eine gute weile im Felde ligen. Etliche Armeni- ſche Kauffleute/ welche allhier zu vns geſtoſſen/ vnd etliche Tage vmb vnſere Geſelſchafft zu genieſſen verwartet/ begaben ſich von vns ab/ vnd zogen in die Stadt/ weil ſie vernom̃en daß 200. Tartarn ſich ſol- ten zuſammen geſchlagen/ vñ einen Anſchlag auff vns gemachet haben. Es fiehl etliche Tage nach einander ein ſehr vngeſtuͤm kalt Wet- ter mit ſtarcken Regen ein/ daß wir in vnſern Huͤtten durchauß naß wurden/ kunten auch kein Fewer halten/ weder die Kleider zu trucknen/ noch Eſſen zu kochen. Lagen alſo in den naſſen Huͤtten als die elende- ſte vnnd gleich von jederman verlaſſene Menſchen in Hunger/ Kum- mer vnd Furcht: Seufftzen vnnd weinen war bey etlichen taͤgliche Speiſe. Man duͤrffte es auch nicht wagen in der Tartern Haͤuſer zu- gehen ſich daſelbſt zuerholen/ weil es/ wie der Chan vns ſelbſt warnen lieſſe/ ohne verluſt Vnſer ſelbſt ſchwerlich geſchehen wuͤrde. Dann ſeine Vnterthanen die Freyheit haͤtten Leute zu ſtehlen/ vnd zuverhandeln wo ſie koͤnten. Elender Zu- ſtand in vn- ſerm Laͤger. Es wurde vns auch den 27. April. ein Soldate Wilhelm Hoye ein Schottlaͤnder/ als er ſich in der Daͤmmerung ein wenig zu weit vom Laͤger abbegeben/ weg geſtohlen/ kam nicht wider/ wiewol viel Nach- fragens vmb jhn geſchahe. Wir erfuhren nach vnſerm Abzuge daß ſie jhn in eine Feſtung Sachur, ſo hinter Tarku gelegen/ gebracht hetten. Ein Soldate wird geſtolen. Dieſe Tage wurde vor vnſerm Lager in einem Exercitio des Bo- genſchieſſens/ ſo die vnſerigen vnter ſich hielten/ vnſer Conſtapel Al- brecht Stuck von Hamburg/ in dem er vmb einen Pfeil zuholen dem Ziehl zu nahe kam/ von einem Ruſſiſchen Knechte vnter dem Nabel in den Bauch geſchoſſen/ darvon Er des folgenden Tages ſtarb. Der Thaͤter gehub ſich ſehr uͤbel/ vnd begerete/ man ſolte jhm auch das Le- ben nehmen. Weil es aber ein vnverſehener Fall/ vnd der Beſchaͤdigte ſelbſt fuͤr jhm bath/ wurde Er Frey gelaſſen. Die Leiche begruben wir nach Raht etlicher Taꝛtariſchen Weiber/ ſo heimliche Chꝛiſten waren/ heimlich; Vnd zwar an den Orth da die Pferde ſtunden. Damit die Tartarn nicht/ nach vnſern Abreiſen ſelbige wider auffgruben/ abklei- deten/ vnd wie ſie pflaͤgten/ fuͤr die Hunde wurffen. Ein ander Grab aber wurde oͤffentlich vor dem Lager gemachet/ vnd darbey die Leichbe- gaͤngnis mit gebraͤuchlichen Ceremonien gehalten. Vnſer Con- ſtapel erſchoſ- ſen. Es ſtarb auch allhier ein fuͤrnehmer Ruſſiſcher Kauffman/ welcher mit vns auß Perſien gekommen war. Die Leiche wurde eingeſchlagen verwaret/ mit nach Terki gefuͤhret/ vnd daſelbſt vnter ſeine Glaubens- genoſſen begraben. Wir hatten alſo jmmer ein Vngluͤck nach dem an- dern/ vnd muſten gleichwol den Tartariſchen Fuͤrſten/ deren vnter- ſchiedliche zum offtern zu vns kamen/ zugefallen vnſere Muſicanten jhrem Begehren nach hoͤren laſſen. Es gieng vns in dieſem Fall nicht viel beſſer als denen/ die vorzeiten an den Fluͤſſen Babilon in jhrer Ge- faͤngnis ſaſſen. Nach

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Zitationshilfe: Olearius, Adam: Offt begehrte Beschreibung Der Newen Orientalischen Rejse. Schleswig, 1647. , S. 513[503]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/olearius_reise_1647/551>, abgerufen am 27.07.2024.