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Olearius, Adam: Offt begehrte Beschreibung Der Newen Orientalischen Rejse. Schleswig, 1647.

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Ander Theil der Persianischen

Als wir in solcher Ordnung mit vielen Reutern begleitet über den
Maidan vor das Königliche Palat kamen/ wurden die Praesenten auff
die Seite gestellet/ vnd die Gesandten vor der ersten Pforten vom Kö-
niglichen Jesaul Söhöbet oder Gast-Marschall empfangen/ vnd vnter
dem Gewölbe an der Pforten/ woselbst der Diwanbeki oder Richter
das Gerichte zuhalten pfleget/ ein wenig zusitzen genötiget/ vnterdessen
gieng die Post zum Könige vnsere Ankunfft anzukündigen/ bald dar-
auff ließ der König vns durch etliche grosse Herren vor sich fordern.
Der Hoff.Wir wurden durch einen langen schmalen Hoff geführet/ welcher auff
beyden seiten neben den hohen Principal Mauren/ mit niedrigen Wän-
den besetzet/ hinter welchen grosse hohe Tzinar Bäume ordentlich vnd
gerade/ als hohe Dannen Bäume anzusehen. Vor den Wänden aber
etliche Trabanten/ so hohe spitze vnd steiffe Mützen mit Federpuschen
trugen/ vnd viel Mußquetirer ordentlich stunden/ durch welche wir gien-
Cheiawan.gen. Es gab eine lustige perspectiv. Diesen/ vnd dergleichen Lust-
gänge nennen sie Cheiawan. Zu ende dieses Hoffes stund über die
quere ein offen Gemach/ in welchem der König Audientz gab. Dasselbe
wird/ weil der König darinnen die Landsachen zuverhören vnd Gericht
Diwancha-
ne.
zuhalten pfleget/ Diwanchane oder das Richthauß genant. Dann der
Schach nicht wie der Zaar in Mußcow/ vmb den Gesandten Audientz
zugeben/ ein absonderlich Palat helt/ sondern darzu vnterschiedliche
Pferde des
Königes.
Gemächer vnd Lusthäuser zugebrauchen pfleget. Nicht ferne von die-
sem Diwanchane hinter den Bäumen stunden des Königes Pferde bey
50. Stück/ mit köstlichen Decken/ so von gülden Stücken vnd gestick-
ter Arbeit gezieret/ beleget/ vnd zu nehest am Hause ethche zum rei-
ten bereitete schöne Arabische Pferde/ deren Sattel vnd Zeuge mit kla-
rem Golde überzogen/ vnd mit Edelgesteinen besetzet. Sie stunden
alle vnter den blossen Himmel/ waren an den hinterfüssen mit Stricken
an die Erde gepfälet. Neben denselben waren grosse güldene Schalen
gesetzt/ auß welchen man den Pferden zutrincken gab. Nicht ferne von
diesen stunden noch 2. grosse güldene Gefässer/ so einer Elen im diame-
tro,
in welchen sie das Eyß vmb den Wein zukühlen hatten.

Das Lusthauß an jhm selbst war 3. Stuffen höher als der Hoff/
Der Audientz
Saal.
12. Klaffter lang/ 8. breit/ vnd ohngefehr 6. hoch/ forne mit rothen
Cattunen Gardienen/ so man mit Stricken auff vnd nieder lassen kun-
te/ behangen. Die Pilaren/ auff welchen die Decke ruhete/ waren von
Holtz/ 8ecket/ gemahlet vnd vergüldet/ gleich auch das gantze Gemach
mit güldenen Blumwerck gezieret. Zur Lincken an der Wand hiengen
3. grosse Taffeln Europeisches Gemählte. Das Pflaster war mit
sehr köstlichen Tapeten beleget. Jn der mitten des Palats ein vier-
eckter Brunn/ in welchen allerhand Blumen/ Citronen/ Pomerantzen/
Granaten/ Apffel vnd andere Fruchte schwummen. Vmbher stun-
den sehr viel güldene vnd gläserne Weinflaschen mit langen schmalen
Hälsen/ Surahi genant/ welche alle entweder oben mit schönen Reuchel-

pu-
Ander Theil der Perſianiſchen

Als wir in ſolcher Ordnung mit vielen Reutern begleitet uͤber den
Maidan vor das Koͤnigliche Palat kamen/ wurden die Præſenten auff
die Seite geſtellet/ vnd die Geſandten vor der erſten Pforten vom Koͤ-
niglichen Jeſaul Söhöbet oder Gaſt-Marſchall empfangen/ vnd vnter
dem Gewoͤlbe an der Pforten/ woſelbſt der Diwanbeki oder Richter
das Gerichte zuhalten pfleget/ ein wenig zuſitzen genoͤtiget/ vnterdeſſen
gieng die Poſt zum Koͤnige vnſere Ankunfft anzukuͤndigen/ bald dar-
auff ließ der Koͤnig vns durch etliche groſſe Herꝛen vor ſich fordern.
Der Hoff.Wir wurden durch einen langen ſchmalen Hoff gefuͤhret/ welcher auff
beyden ſeiten neben den hohen Principal Mauren/ mit niedrigen Waͤn-
den beſetzet/ hinter welchen groſſe hohe Tzinar Baͤume ordentlich vnd
gerade/ als hohe Dannen Baͤume anzuſehen. Vor den Waͤnden aber
etliche Trabanten/ ſo hohe ſpitze vnd ſteiffe Muͤtzen mit Federpuſchen
trugen/ vñ viel Mußquetirer ordentlich ſtunden/ durch welche wir gien-
Cheiawán.gen. Es gab eine luſtige perſpectiv. Dieſen/ vnd dergleichen Luſt-
gaͤnge nennen ſie Cheiawán. Zu ende dieſes Hoffes ſtund uͤber die
quere ein offen Gemach/ in welchem der Koͤnig Audientz gab. Daſſelbe
wird/ weil der Koͤnig darinnen die Landſachen zuverhoͤren vnd Gericht
Diwancha-
nè.
zuhalten pfleget/ Diwanchanè oder das Richthauß genant. Dann der
Schach nicht wie der Zaar in Mußcow/ vmb den Geſandten Audientz
zugeben/ ein abſonderlich Palat helt/ ſondern darzu vnterſchiedliche
Pferde des
Koͤniges.
Gemaͤcher vnd Luſthaͤuſer zugebrauchen pfleget. Nicht ferne von die-
ſem Diwanchanè hinter den Baͤumen ſtunden des Koͤniges Pferde bey
50. Stuͤck/ mit koͤſtlichen Decken/ ſo von guͤlden Stuͤcken vnd geſtick-
ter Arbeit gezieret/ beleget/ vnd zu neheſt am Hauſe ethche zum rei-
ten bereitete ſchoͤne Arabiſche Pferde/ deren Sattel vnd Zeuge mit kla-
rem Golde uͤberzogen/ vnd mit Edelgeſteinen beſetzet. Sie ſtunden
alle vnter den bloſſen Himmel/ waren an den hinterfuͤſſen mit Stricken
an die Erde gepfaͤlet. Neben denſelben waren groſſe guͤldene Schalen
geſetzt/ auß welchen man den Pferden zutrincken gab. Nicht ferne von
dieſen ſtunden noch 2. groſſe guͤldene Gefaͤſſer/ ſo einer Elen im diame-
tro,
in welchen ſie das Eyß vmb den Wein zukuͤhlen hatten.

Das Luſthauß an jhm ſelbſt war 3. Stuffen hoͤher als der Hoff/
Der Audientz
Saal.
12. Klaffter lang/ 8. breit/ vnd ohngefehr 6. hoch/ forne mit rothen
Cattunen Gardienen/ ſo man mit Stricken auff vnd nieder laſſen kun-
te/ behangen. Die Pilaren/ auff welchen die Decke ruhete/ waren von
Holtz/ 8ecket/ gemahlet vnd verguͤldet/ gleich auch das gantze Gemach
mit guͤldenen Blumwerck gezieret. Zur Lincken an der Wand hiengen
3. groſſe Taffeln Europeiſches Gemaͤhlte. Das Pflaſter war mit
ſehr koͤſtlichen Tapeten beleget. Jn der mitten des Palats ein vier-
eckter Brunn/ in welchen allerhand Blumen/ Citronen/ Pomerantzen/
Granaten/ Apffel vnd andere Fruchte ſchwummen. Vmbher ſtun-
den ſehr viel guͤldene vnd glaͤſerne Weinflaſchen mit langen ſchmalen
Haͤlſen/ Surahi genant/ welche alle entweder oben mit ſchoͤnen Reuchel-

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[386/0432] Ander Theil der Perſianiſchen Als wir in ſolcher Ordnung mit vielen Reutern begleitet uͤber den Maidan vor das Koͤnigliche Palat kamen/ wurden die Præſenten auff die Seite geſtellet/ vnd die Geſandten vor der erſten Pforten vom Koͤ- niglichen Jeſaul Söhöbet oder Gaſt-Marſchall empfangen/ vnd vnter dem Gewoͤlbe an der Pforten/ woſelbſt der Diwanbeki oder Richter das Gerichte zuhalten pfleget/ ein wenig zuſitzen genoͤtiget/ vnterdeſſen gieng die Poſt zum Koͤnige vnſere Ankunfft anzukuͤndigen/ bald dar- auff ließ der Koͤnig vns durch etliche groſſe Herꝛen vor ſich fordern. Wir wurden durch einen langen ſchmalen Hoff gefuͤhret/ welcher auff beyden ſeiten neben den hohen Principal Mauren/ mit niedrigen Waͤn- den beſetzet/ hinter welchen groſſe hohe Tzinar Baͤume ordentlich vnd gerade/ als hohe Dannen Baͤume anzuſehen. Vor den Waͤnden aber etliche Trabanten/ ſo hohe ſpitze vnd ſteiffe Muͤtzen mit Federpuſchen trugen/ vñ viel Mußquetirer ordentlich ſtunden/ durch welche wir gien- gen. Es gab eine luſtige perſpectiv. Dieſen/ vnd dergleichen Luſt- gaͤnge nennen ſie Cheiawán. Zu ende dieſes Hoffes ſtund uͤber die quere ein offen Gemach/ in welchem der Koͤnig Audientz gab. Daſſelbe wird/ weil der Koͤnig darinnen die Landſachen zuverhoͤren vnd Gericht zuhalten pfleget/ Diwanchanè oder das Richthauß genant. Dann der Schach nicht wie der Zaar in Mußcow/ vmb den Geſandten Audientz zugeben/ ein abſonderlich Palat helt/ ſondern darzu vnterſchiedliche Gemaͤcher vnd Luſthaͤuſer zugebrauchen pfleget. Nicht ferne von die- ſem Diwanchanè hinter den Baͤumen ſtunden des Koͤniges Pferde bey 50. Stuͤck/ mit koͤſtlichen Decken/ ſo von guͤlden Stuͤcken vnd geſtick- ter Arbeit gezieret/ beleget/ vnd zu neheſt am Hauſe ethche zum rei- ten bereitete ſchoͤne Arabiſche Pferde/ deren Sattel vnd Zeuge mit kla- rem Golde uͤberzogen/ vnd mit Edelgeſteinen beſetzet. Sie ſtunden alle vnter den bloſſen Himmel/ waren an den hinterfuͤſſen mit Stricken an die Erde gepfaͤlet. Neben denſelben waren groſſe guͤldene Schalen geſetzt/ auß welchen man den Pferden zutrincken gab. Nicht ferne von dieſen ſtunden noch 2. groſſe guͤldene Gefaͤſſer/ ſo einer Elen im diame- tro, in welchen ſie das Eyß vmb den Wein zukuͤhlen hatten. Der Hoff. Cheiawán. Diwancha- nè. Pferde des Koͤniges. Das Luſthauß an jhm ſelbſt war 3. Stuffen hoͤher als der Hoff/ 12. Klaffter lang/ 8. breit/ vnd ohngefehr 6. hoch/ forne mit rothen Cattunen Gardienen/ ſo man mit Stricken auff vnd nieder laſſen kun- te/ behangen. Die Pilaren/ auff welchen die Decke ruhete/ waren von Holtz/ 8ecket/ gemahlet vnd verguͤldet/ gleich auch das gantze Gemach mit guͤldenen Blumwerck gezieret. Zur Lincken an der Wand hiengen 3. groſſe Taffeln Europeiſches Gemaͤhlte. Das Pflaſter war mit ſehr koͤſtlichen Tapeten beleget. Jn der mitten des Palats ein vier- eckter Brunn/ in welchen allerhand Blumen/ Citronen/ Pomerantzen/ Granaten/ Apffel vnd andere Fruchte ſchwummen. Vmbher ſtun- den ſehr viel guͤldene vnd glaͤſerne Weinflaſchen mit langen ſchmalen Haͤlſen/ Surahi genant/ welche alle entweder oben mit ſchoͤnen Reuchel- pu- Der Audientz Saal.

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Zitationshilfe: Olearius, Adam: Offt begehrte Beschreibung Der Newen Orientalischen Rejse. Schleswig, 1647. , S. 386. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/olearius_reise_1647/432>, abgerufen am 22.11.2024.