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Olearius, Adam: Offt begehrte Beschreibung Der Newen Orientalischen Rejse. Schleswig, 1647.

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Ander Theil der Persianischen
vnterschiedliche observationes also befunden. Sie sol vorzeiten Arsa-
tia
sein genant worden/ ist gleich auch Sulthanie, vnd künfftig folgende
Städte/ durch welche vnsere Reise biß Jspahan gangen/ in der Land-
Contra
Cartwr:
Anglum.
schafft Erak, welche vorzeiten Parthia genant worden/ begriffen. Sie
lieget in einem ebenen dürren sandichten Felde/ hat nach einer halben
Tagereise zur Rechten/ gegen Westen/ den anfang des hohen Gebirges
Elwend, welches S. W. nach Bagdat oder Babilon zuläufft. Der
Vmbkreiß der Stadt wird auff eine fersang oder gute Deutsche Meile
gerechnet/ hat keine Stadtmauren/ helt auch keine Besatzung oder ge-
worbene Soldaten/ wie wol zur Zeit der Hoffhaltung daselbst mag
geschehen seyn/ weil sie vom Feinde weit abgelegen. Es leben aber
darinnen über hundert tausend Seelen/ auß welchen im Nothfall bald
Caswiner
Sprache.
ein Kriegesheer kan gesamlet werden. Jhre Sprache ist zwar Persisch/
hat aber einen sonderlichen dialectum, vnd kan von den andern Per-
sern/ als die Holländische von den Hochdeutschen verstanden werden.
Die gemeine Häuser seynd von Steinen/ so nur in der Sonnen geba-
cken nach der gemeinen Perser manier auffgebawet; haben von aussen
gar kein Ansehen/ inwendig aber seynd sie fein gewölbet/ getunchet vnd
mit Laubwerck gemahlet. Keine Strasse ist gepflastert sondern allent-
halben lauter Sand/ daher/ wenn der Wind sich nur ein wenig auff-
machet grosser Staub in der gantzen Stadt. Sie haben keine Quel-
brunnen/ müssen das Wasser vom Gebirge Elwend vnter der Erden
in die Stadt in sonderliche Keller/ auß welchen man es herauff holet/
leiten. Sie haben auch viel vnd sehr tieffe Eißkeller/ in welchen Sie
durch den gantzen Sommer das Eiß halten können. Diese kamen vn-
ser etlichen/ wenn wir in der grossen Hitze furüber giengen/ wol zu passe.

Vor dieser Zeit haben die Könige jhre Residentz allhier gehabt.
Etliehe schreiben daß Schach Tamas der Erste gewesen sey/ welcher
seinen Sitz von Tabris nach Caswin versetzet. Die Perser aber schrei-
bens dessen Vater Schach Ismael zu. Wiewol derselbige/ in dem Er
starcke Kriege geführet/ gar selten an einem Orte lange anzutreffen ge-
wesen. Sie halten auch alle einhellig darvor/ das Ismael vnd nicht
Königlich
Palat zu
Caswin.
Tamas das grosse Königliche sehr köstlich gebawete Palat/ so noch jtzo
am grossen Maidan stehet/ neben einem grossen Garten an demselben
setzen vnd legen lassen. Die Pforten des Hauses/ vnd aussen Gewolbe
waren hoch/ mit bunten glasurten vnd mit Gold durch strichenen Stei-
nen zierlich besetzet. Die Gemächer aber inwendig mit erhabenen ver-
güldeten vnd Laxirten Laubwerck/ wie auch Bildern/ so doch nach der
allgemeinen Persischen manier ohne lebhaffte stellung vnd Proportion
gemahlet waren.

Gegen diesem Hause über war ein ander bey einer viertel Meile
Schöner
Garten.
vmbgriffener Garte/ welcher mit vielen schönen Lusthäusern vnd or-
dentlich gesatzten Bäumen gezieret/ Als da waren: Apffel/ Birn/
Pfirsichen/ Amorellen/ Granaten/ Mandeln vnd dergleichen Bäume/

son-

Ander Theil der Perſianiſchen
vnterſchiedliche obſervationes alſo befunden. Sie ſol vorzeiten Arſa-
tia
ſein genant worden/ iſt gleich auch Sulthanie, vnd kuͤnfftig folgende
Staͤdte/ durch welche vnſere Reiſe biß Jſpahan gangen/ in der Land-
Contra
Cartwr:
Anglum.
ſchafft Erak, welche vorzeiten Parthia genant worden/ begriffen. Sie
lieget in einem ebenen duͤrren ſandichten Felde/ hat nach einer halben
Tagereiſe zur Rechten/ gegen Weſten/ den anfang des hohen Gebirges
Elwend, welches S. W. nach Bagdat oder Babilon zulaͤufft. Der
Vmbkreiß der Stadt wird auff eine ferſang oder gute Deutſche Meile
gerechnet/ hat keine Stadtmauren/ helt auch keine Beſatzung oder ge-
worbene Soldaten/ wie wol zur Zeit der Hoffhaltung daſelbſt mag
geſchehen ſeyn/ weil ſie vom Feinde weit abgelegen. Es leben aber
darinnen uͤber hundert tauſend Seelen/ auß welchen im Nothfall bald
Caswiner
Sprache.
ein Kriegesheer kan geſamlet werden. Jhre Sprache iſt zwar Perſiſch/
hat aber einen ſonderlichen dialectum, vnd kan von den andern Per-
ſern/ als die Hollaͤndiſche von den Hochdeutſchen verſtanden werden.
Die gemeine Haͤuſer ſeynd von Steinen/ ſo nur in der Sonnen geba-
cken nach der gemeinen Perſer manier auffgebawet; haben von auſſen
gar kein Anſehen/ inwendig aber ſeynd ſie fein gewoͤlbet/ getunchet vnd
mit Laubwerck gemahlet. Keine Straſſe iſt gepflaſtert ſondern allent-
halben lauter Sand/ daher/ wenn der Wind ſich nur ein wenig auff-
machet groſſer Staub in der gantzen Stadt. Sie haben keine Quel-
brunnen/ muͤſſen das Waſſer vom Gebirge Elwend vnter der Erden
in die Stadt in ſonderliche Keller/ auß welchen man es herauff holet/
leiten. Sie haben auch viel vnd ſehr tieffe Eißkeller/ in welchen Sie
durch den gantzen Sommer das Eiß halten koͤnnen. Dieſe kamen vn-
ſer etlichen/ wenn wir in der groſſen Hitze furuͤber giengen/ wol zu paſſe.

Vor dieſer Zeit haben die Koͤnige jhre Reſidentz allhier gehabt.
Etliehe ſchreiben daß Schach Tamas der Erſte geweſen ſey/ welcher
ſeinen Sitz von Tabris nach Caswin verſetzet. Die Perſer aber ſchrei-
bens deſſen Vater Schach Ismael zu. Wiewol derſelbige/ in dem Er
ſtarcke Kriege gefuͤhret/ gar ſelten an einem Orte lange anzutreffen ge-
weſen. Sie halten auch alle einhellig darvor/ das Ismael vnd nicht
Koͤniglich
Palat zu
Caswin.
Tamas das groſſe Koͤnigliche ſehr koͤſtlich gebawete Palat/ ſo noch jtzo
am groſſen Maidan ſtehet/ neben einem groſſen Garten an demſelben
ſetzen vnd legen laſſen. Die Pforten des Hauſes/ vnd auſſen Gewolbe
waren hoch/ mit bunten glaſurten vnd mit Gold durch ſtrichenen Stei-
nen zierlich beſetzet. Die Gemaͤcher aber inwendig mit erhabenen ver-
guͤldeten vnd Laxirten Laubwerck/ wie auch Bildern/ ſo doch nach der
allgemeinen Perſiſchen manier ohne lebhaffte ſtellung vnd Proportion
gemahlet waren.

Gegen dieſem Hauſe uͤber war ein ander bey einer viertel Meile
Schoͤner
Garten.
vmbgriffener Garte/ welcher mit vielen ſchoͤnen Luſthaͤuſern vnd or-
dentlich geſatzten Baͤumen gezieret/ Als da waren: Apffel/ Birn/
Pfirſichen/ Amorellen/ Granaten/ Mandeln vnd dergleichen Baͤume/

ſon-
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[358/0404] Ander Theil der Perſianiſchen vnterſchiedliche obſervationes alſo befunden. Sie ſol vorzeiten Arſa- tia ſein genant worden/ iſt gleich auch Sulthanie, vnd kuͤnfftig folgende Staͤdte/ durch welche vnſere Reiſe biß Jſpahan gangen/ in der Land- ſchafft Erak, welche vorzeiten Parthia genant worden/ begriffen. Sie lieget in einem ebenen duͤrren ſandichten Felde/ hat nach einer halben Tagereiſe zur Rechten/ gegen Weſten/ den anfang des hohen Gebirges Elwend, welches S. W. nach Bagdat oder Babilon zulaͤufft. Der Vmbkreiß der Stadt wird auff eine ferſang oder gute Deutſche Meile gerechnet/ hat keine Stadtmauren/ helt auch keine Beſatzung oder ge- worbene Soldaten/ wie wol zur Zeit der Hoffhaltung daſelbſt mag geſchehen ſeyn/ weil ſie vom Feinde weit abgelegen. Es leben aber darinnen uͤber hundert tauſend Seelen/ auß welchen im Nothfall bald ein Kriegesheer kan geſamlet werden. Jhre Sprache iſt zwar Perſiſch/ hat aber einen ſonderlichen dialectum, vnd kan von den andern Per- ſern/ als die Hollaͤndiſche von den Hochdeutſchen verſtanden werden. Die gemeine Haͤuſer ſeynd von Steinen/ ſo nur in der Sonnen geba- cken nach der gemeinen Perſer manier auffgebawet; haben von auſſen gar kein Anſehen/ inwendig aber ſeynd ſie fein gewoͤlbet/ getunchet vnd mit Laubwerck gemahlet. Keine Straſſe iſt gepflaſtert ſondern allent- halben lauter Sand/ daher/ wenn der Wind ſich nur ein wenig auff- machet groſſer Staub in der gantzen Stadt. Sie haben keine Quel- brunnen/ muͤſſen das Waſſer vom Gebirge Elwend vnter der Erden in die Stadt in ſonderliche Keller/ auß welchen man es herauff holet/ leiten. Sie haben auch viel vnd ſehr tieffe Eißkeller/ in welchen Sie durch den gantzen Sommer das Eiß halten koͤnnen. Dieſe kamen vn- ſer etlichen/ wenn wir in der groſſen Hitze furuͤber giengen/ wol zu paſſe. Contra Cartwr: Anglum. Caswiner Sprache. Vor dieſer Zeit haben die Koͤnige jhre Reſidentz allhier gehabt. Etliehe ſchreiben daß Schach Tamas der Erſte geweſen ſey/ welcher ſeinen Sitz von Tabris nach Caswin verſetzet. Die Perſer aber ſchrei- bens deſſen Vater Schach Ismael zu. Wiewol derſelbige/ in dem Er ſtarcke Kriege gefuͤhret/ gar ſelten an einem Orte lange anzutreffen ge- weſen. Sie halten auch alle einhellig darvor/ das Ismael vnd nicht Tamas das groſſe Koͤnigliche ſehr koͤſtlich gebawete Palat/ ſo noch jtzo am groſſen Maidan ſtehet/ neben einem groſſen Garten an demſelben ſetzen vnd legen laſſen. Die Pforten des Hauſes/ vnd auſſen Gewolbe waren hoch/ mit bunten glaſurten vnd mit Gold durch ſtrichenen Stei- nen zierlich beſetzet. Die Gemaͤcher aber inwendig mit erhabenen ver- guͤldeten vnd Laxirten Laubwerck/ wie auch Bildern/ ſo doch nach der allgemeinen Perſiſchen manier ohne lebhaffte ſtellung vnd Proportion gemahlet waren. Koͤniglich Palat zu Caswin. Gegen dieſem Hauſe uͤber war ein ander bey einer viertel Meile vmbgriffener Garte/ welcher mit vielen ſchoͤnen Luſthaͤuſern vnd or- dentlich geſatzten Baͤumen gezieret/ Als da waren: Apffel/ Birn/ Pfirſichen/ Amorellen/ Granaten/ Mandeln vnd dergleichen Baͤume/ ſon- Schoͤner Garten.

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Zitationshilfe: Olearius, Adam: Offt begehrte Beschreibung Der Newen Orientalischen Rejse. Schleswig, 1647. , S. 358. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/olearius_reise_1647/404>, abgerufen am 22.11.2024.