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Olearius, Adam: Offt begehrte Beschreibung Der Newen Orientalischen Rejse. Schleswig, 1647.

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Reise Beschreibung.

Sonsten ist im obgedachtem Dorffe Kelheran, so eine halbe Mei-Pag. 319.
le dißseit Ardebil noch ein andere schöne Begräbnis/ in welcher SeidSeid Tzei-
brail
Be-
gräbnis.

Tzeibrail, Schich Sefi Vater/ geehret wird. Dieser ist im selbigem
Dorffe ein gemeiner einfeltiger Mann gewesen/ vnd erst vnter die an-
dern Bauren begraben worden; weil aber Sedredin gesehen/ daß nicht
allein sein Vater/ sondern auch Er selbst von gantz Persien für ein so
heiliger vnd mit herlichem Geiste begabter Mann ist gehalten worden/
hat er nach seines Vaters Tode/ als Er dessen Begräbnis gesetzet/
auch seines Großvaters Asche höher als der gemeinen Leute wollen ge-
halten haben/ daher Er selbige außgraben/ vnd allhier mit einem her-
lichen Grabe vnd Gebäw zieren wollen. Etliche sagten/ daß neben
diesem noch jhrer zwene/ nemblich Seid Sala, der Vat er Tzeibraelis
vnd der Großvater Seid Kudbedin, liegen solten/ ethche aber/ die
Ehre Schich Sefiens Vater alleine zulassen/ verneinten es wieder.
Vieleicht lieget keiner von denselben darinnen/ dann es mißlich gewe-
sen/ das man die Gebeine/ welche so lange Zeit vnter andern in der Er-
den gelegen vnd gefaulet/ wird haben kennen können.

Das Begräbnis war in einem grossen Garten in die Runde ge-Das Gebäw
des Begräb-
nis.

bawet/ ringes vmbher mit langen bunten Glaßfenstern vnd mit eisern
Stacketen wol verwahret/ oben mit einem runden Thurm/ so mit blau
vnd grün glasurten Steinen besetzet. Das Fundament war so hoch
erhaben/ das man auff 10. Stuffen hinauff steigen muste. Als vnser
etliche kamen selbiges zubesehen/ forderten sie in der Thür Degen vnd
Stecken von vns/ musten auch Schue vnd Stiffeln außziehen/ vnd also
bloß hinein gehen. Das Gewolbe war mit durchgebrochenen Bogen
künstlich geschlossen/ mit Gold vnd blauer Farbe gezieret/ das Pflaster
mit schönen Tapeten beleget. An den Wänden waren vnter Schwi-
bogen kleine Kammern gemachet/ in welche sie die Jugend im Singen
auß dem Alcoran vnterrichten/ vnd also zu Hafisan oder Hutern des
heiligen Grabes machen. Es lagen auch wie in Schich Sefi Begräb-
nis schön geschriebene Arabische Bücher auff kleinen Stühlen/ auß
welchen sie zu gewissen Zeiten zusingen pflegen. Jn der mitten der Ca-
pellen war das Grab von Holtzwerck/ mit schöner eingelegte Arbeit/ so
zwischen den Fugen mit Messingen Blech vnterscheiden/ Manneshö-
he vnd 3. Elen breit gesetzet/ war mit grünen Sammet rings vinbher
bekleidet. Vber dem Grabe hiengen 2. silberne vnd 2. güldene Lam-
pen/ welche alle Nacht müssen angezündet/ vnd von zweyen Tziragt-
schihan
oder Liechtputzern brennend erhalten werden. Gegen dieser
Begräbnis über/ war noch eine kleine Capelle/ in welcher auch fürneh-
me Leute selbiges Geschlechtes begraben lagen.

Vmb solcher Heiligen Begräbnis willen muß der Chan zu Ar-Des Chans
Verwaltung.

debil so wol dem geistlichen Wesen/ als dem Könige bedienet seyn/ vnd
neben den weltlichen/ auch die geistlichen Rechte beobachten. Er darff
aber nicht/ wie der zu Schamachie so viel geworbene Soldaten halten/

weil
X x
Reiſe Beſchreibung.

Sonſten iſt im obgedachtem Dorffe Kelheran, ſo eine halbe Mei-Pag. 319.
le dißſeit Ardebil noch ein andere ſchoͤne Begraͤbnis/ in welcher SeidSeid Tzei-
brail
Be-
graͤbnis.

Tzeibrail, Schich Sefi Vater/ geehret wird. Dieſer iſt im ſelbigem
Dorffe ein gemeiner einfeltiger Mann geweſen/ vnd erſt vnter die an-
dern Bauren begraben worden; weil aber Sedredin geſehen/ daß nicht
allein ſein Vater/ ſondern auch Er ſelbſt von gantz Perſien fuͤr ein ſo
heiliger vnd mit herlichem Geiſte begabter Mann iſt gehalten worden/
hat er nach ſeines Vaters Tode/ als Er deſſen Begraͤbnis geſetzet/
auch ſeines Großvaters Aſche hoͤher als der gemeinen Leute wollen ge-
halten haben/ daher Er ſelbige außgraben/ vnd allhier mit einem her-
lichen Grabe vnd Gebaͤw zieren wollen. Etliche ſagten/ daß neben
dieſem noch jhrer zwene/ nemblich Seid Sala, der Vat er Tzeibraelis
vnd der Großvater Seid Kudbedin, liegen ſolten/ ethche aber/ die
Ehre Schich Sefiens Vater alleine zulaſſen/ verneinten es wieder.
Vieleicht lieget keiner von denſelben darinnen/ dann es mißlich gewe-
ſen/ das man die Gebeine/ welche ſo lange Zeit vnter andern in der Er-
den gelegen vnd gefaulet/ wird haben kennen koͤnnen.

Das Begraͤbnis war in einem groſſen Garten in die Runde ge-Das Gebaͤw
des Begraͤb-
nis.

bawet/ ringes vmbher mit langen bunten Glaßfenſtern vnd mit eiſern
Stacketen wol verwahret/ oben mit einem runden Thurm/ ſo mit blau
vnd gruͤn glaſurten Steinen beſetzet. Das Fundament war ſo hoch
erhaben/ das man auff 10. Stuffen hinauff ſteigen muſte. Als vnſer
etliche kamen ſelbiges zubeſehen/ forderten ſie in der Thuͤr Degen vnd
Stecken von vns/ muſten auch Schue vnd Stiffeln außziehen/ vnd alſo
bloß hinein gehen. Das Gewolbe war mit durchgebrochenen Bogen
kuͤnſtlich geſchloſſen/ mit Gold vnd blauer Farbe gezieret/ das Pflaſter
mit ſchoͤnen Tapeten beleget. An den Waͤnden waren vnter Schwi-
bogen kleine Kammern gemachet/ in welche ſie die Jugend im Singen
auß dem Alcoran vnterrichten/ vnd alſo zu Hafiſan oder Hutern des
heiligen Grabes machen. Es lagen auch wie in Schich Sefi Begraͤb-
nis ſchoͤn geſchriebene Arabiſche Buͤcher auff kleinen Stuͤhlen/ auß
welchen ſie zu gewiſſen Zeiten zuſingen pflegen. Jn der mitten der Ca-
pellen war das Grab von Holtzwerck/ mit ſchoͤner eingelegte Arbeit/ ſo
zwiſchen den Fugen mit Meſſingen Blech vnterſcheiden/ Manneshoͤ-
he vnd 3. Elen breit geſetzet/ war mit gruͤnen Sammet rings vinbher
bekleidet. Vber dem Grabe hiengen 2. ſilberne vnd 2. guͤldene Lam-
pen/ welche alle Nacht muͤſſen angezuͤndet/ vnd von zweyen Tziragt-
ſchihan
oder Liechtputzern brennend erhalten werden. Gegen dieſer
Begraͤbnis uͤber/ war noch eine kleine Capelle/ in welcher auch fuͤrneh-
me Leute ſelbiges Geſchlechtes begraben lagen.

Vmb ſolcher Heiligen Begraͤbnis willen muß der Chan zu Ar-Des Chans
Verwaltung.

debil ſo wol dem geiſtlichen Weſen/ als dem Koͤnige bedienet ſeyn/ vnd
neben den weltlichen/ auch die geiſtlichen Rechte beobachten. Er darff
aber nicht/ wie der zu Schamachie ſo viel geworbene Soldaten halten/

weil
X x
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[345/0391] Reiſe Beſchreibung. Sonſten iſt im obgedachtem Dorffe Kelheran, ſo eine halbe Mei- le dißſeit Ardebil noch ein andere ſchoͤne Begraͤbnis/ in welcher Seid Tzeibrail, Schich Sefi Vater/ geehret wird. Dieſer iſt im ſelbigem Dorffe ein gemeiner einfeltiger Mann geweſen/ vnd erſt vnter die an- dern Bauren begraben worden; weil aber Sedredin geſehen/ daß nicht allein ſein Vater/ ſondern auch Er ſelbſt von gantz Perſien fuͤr ein ſo heiliger vnd mit herlichem Geiſte begabter Mann iſt gehalten worden/ hat er nach ſeines Vaters Tode/ als Er deſſen Begraͤbnis geſetzet/ auch ſeines Großvaters Aſche hoͤher als der gemeinen Leute wollen ge- halten haben/ daher Er ſelbige außgraben/ vnd allhier mit einem her- lichen Grabe vnd Gebaͤw zieren wollen. Etliche ſagten/ daß neben dieſem noch jhrer zwene/ nemblich Seid Sala, der Vat er Tzeibraelis vnd der Großvater Seid Kudbedin, liegen ſolten/ ethche aber/ die Ehre Schich Sefiens Vater alleine zulaſſen/ verneinten es wieder. Vieleicht lieget keiner von denſelben darinnen/ dann es mißlich gewe- ſen/ das man die Gebeine/ welche ſo lange Zeit vnter andern in der Er- den gelegen vnd gefaulet/ wird haben kennen koͤnnen. Pag. 319. Seid Tzei- brail Be- graͤbnis. Das Begraͤbnis war in einem groſſen Garten in die Runde ge- bawet/ ringes vmbher mit langen bunten Glaßfenſtern vnd mit eiſern Stacketen wol verwahret/ oben mit einem runden Thurm/ ſo mit blau vnd gruͤn glaſurten Steinen beſetzet. Das Fundament war ſo hoch erhaben/ das man auff 10. Stuffen hinauff ſteigen muſte. Als vnſer etliche kamen ſelbiges zubeſehen/ forderten ſie in der Thuͤr Degen vnd Stecken von vns/ muſten auch Schue vnd Stiffeln außziehen/ vnd alſo bloß hinein gehen. Das Gewolbe war mit durchgebrochenen Bogen kuͤnſtlich geſchloſſen/ mit Gold vnd blauer Farbe gezieret/ das Pflaſter mit ſchoͤnen Tapeten beleget. An den Waͤnden waren vnter Schwi- bogen kleine Kammern gemachet/ in welche ſie die Jugend im Singen auß dem Alcoran vnterrichten/ vnd alſo zu Hafiſan oder Hutern des heiligen Grabes machen. Es lagen auch wie in Schich Sefi Begraͤb- nis ſchoͤn geſchriebene Arabiſche Buͤcher auff kleinen Stuͤhlen/ auß welchen ſie zu gewiſſen Zeiten zuſingen pflegen. Jn der mitten der Ca- pellen war das Grab von Holtzwerck/ mit ſchoͤner eingelegte Arbeit/ ſo zwiſchen den Fugen mit Meſſingen Blech vnterſcheiden/ Manneshoͤ- he vnd 3. Elen breit geſetzet/ war mit gruͤnen Sammet rings vinbher bekleidet. Vber dem Grabe hiengen 2. ſilberne vnd 2. guͤldene Lam- pen/ welche alle Nacht muͤſſen angezuͤndet/ vnd von zweyen Tziragt- ſchihan oder Liechtputzern brennend erhalten werden. Gegen dieſer Begraͤbnis uͤber/ war noch eine kleine Capelle/ in welcher auch fuͤrneh- me Leute ſelbiges Geſchlechtes begraben lagen. Das Gebaͤw des Begraͤb- nis. Vmb ſolcher Heiligen Begraͤbnis willen muß der Chan zu Ar- debil ſo wol dem geiſtlichen Weſen/ als dem Koͤnige bedienet ſeyn/ vnd neben den weltlichen/ auch die geiſtlichen Rechte beobachten. Er darff aber nicht/ wie der zu Schamachie ſo viel geworbene Soldaten halten/ weil Des Chans Verwaltung. X x

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Zitationshilfe: Olearius, Adam: Offt begehrte Beschreibung Der Newen Orientalischen Rejse. Schleswig, 1647. , S. 345. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/olearius_reise_1647/391>, abgerufen am 25.11.2024.