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Olearius, Adam: Offt begehrte Beschreibung Der Newen Orientalischen Rejse. Schleswig, 1647.

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Ander Theil der Persianischen
welches die Völcker sich anfänglich vnter den blossen Himmel lager-
ten/ bekamen aber auff den spaten Abend etliche runde Hütten/ welche
der Mehemandar auff Ochsen herzuführen ließ. Diese art Hütten
werden von langen Sprugeln oder Krumhöltzern oben in einer Schei-
Der von
Vchteritz be-
kompt vom
schrecken das
Fieber.
ben zusammen gesetzt/ können bald zerleget vnd wieder auffgeschlagen
werden. Als der von Vchteritz sich ein wenig im Dorffe verweilete/
langsam ins Zelt kam/ vnd von dem Ges: B. hart angeredet wurde/ als
kehm er auß einem Pesthause Sie auch anzustecken/ erschrack Er dar-
über so hefftig/ daß er alsbald mit einem langwirigen Fieber befallen
ward. Vnser etliche aber/ in dem wir sahen das die Lufft mit einem
dicken stinckenden Nebel erfüllet/ vnd kalt Wetter war/ blieben bey-
sammen in einem Hause/ trugen Holtz zusammen/ machten mitten in
einem grossen Gemache ein gut Feur/ satzten vns herumb/ ergetzten vns
Furcht wird
mit Lustigkeit
vertrieben.
mit dem vom vorigen Nachtlager eroberten Wein/ so jeglicher in sei-
ner Flaschen herzubrachte; vertrieben also diese Nacht vnd die Furcht
der Pest mit allerhand lustigen Gespräche vnd Kurtzweil. Jm selben
Dorffe wurde eine grosse Carwansera von den Ostindianern/ so nach
Schamachie zuhandeln pflegen/ zubawen vorgenommen/ vnd war
bereit ein guter Anfang gemachet.

Ein vngesun-
der Orth.

Von hieran biß zur Carwansera Aggis seynd 5. Meilen/ wächst
sehr viel Wermut. Die reisende Leute lassen auff selbigem Wege jhre
Cameele vnd Pferde niemals fressen: Dann sie habens auß erfahrung/
das die Weyde vergifftet/ vnd das Viehe darvon stirbet. Daher gab
es vns den 7. dieses eine starcke Tagereise/ in dem wir 10. Meilen über
ziemlich hohe Berge meist trabend in einem Futter abreiten musten.
Vnd weil sehr böß windicht Wetter mit Schnee vermischet einfiehl/
wurden nicht alleine vnsere Völcker/ die den gantzen Tag vngegessen
reiten musten/ sehr matt vnd kranck/ sondern die Cameele blieben theils
stehen/ theils fiehlen gar vnter der Last vmb. Gegen Mittag kamen
Aggis Carw:wir oberwehnte Carw. Aggis zur rechten Hand liegend vorbey/ war
schön groß vnd ansehnlich gebawet/ dergleichen vns noch nie vorge-
kommen. Bey selbiger begegnete vns ein wol außstaffirter Perser/ mit
zweyen Dienern/ sagte daß Er vom Könige vns entgegen geschickt
wehre/ mit Befehl vnser Mehemandar zuseyn/ vnd gute Versehung
zuthun/ daß die Herrn Gesandten wol tractiret vnd bald zum Könige
Tzanlü ein
Dorff.
gebracht würden. Auff den Abend kehrten wir in einem Dorffe Tzanlü,
so an einem Berge lag ein. Es waren zwar daselbst schöne grosse
Garten von Obst-Bäumen aber kein Feurholtz/ musten derwegen
Vbel richend
Feurwerck.
Kühe/ Cameel- vnd Pferdemist brennen/ vns zu wärmen. Jn dieser
Nacht wurde vnser Quartiermeister nach Ardebil vmb allda Quartir
zumachen vorauß geschickt.

Gebirge Tzi-
tzetlu.

Den 8. dieses zogen wir nach gehaltenem Frühstücke weiter fort
über das Gebirge Tzizetlu 3. guter Meilen. Vnten am ende des
Karasu ein
Rivir.
Gebirges fleust ein Rivir Karasu, so auß den Kilanischen Gebirge

Ba-

Ander Theil der Perſianiſchen
welches die Voͤlcker ſich anfaͤnglich vnter den bloſſen Himmel lager-
ten/ bekamen aber auff den ſpaten Abend etliche runde Huͤtten/ welche
der Mehemandar auff Ochſen herzufuͤhren ließ. Dieſe art Huͤtten
werden von langen Sprugeln oder Krumhoͤltzern oben in einer Schei-
Der von
Vchteritz be-
kompt vom
ſchrecken das
Fieber.
ben zuſammen geſetzt/ koͤnnen bald zerleget vnd wieder auffgeſchlagen
werden. Als der von Vchteritz ſich ein wenig im Dorffe verweilete/
langſam ins Zelt kam/ vnd von dem Geſ: B. hart angeredet wurde/ als
kehm er auß einem Peſthauſe Sie auch anzuſtecken/ erſchrack Er dar-
uͤber ſo hefftig/ daß er alsbald mit einem langwirigen Fieber befallen
ward. Vnſer etliche aber/ in dem wir ſahen das die Lufft mit einem
dicken ſtinckenden Nebel erfuͤllet/ vnd kalt Wetter war/ blieben bey-
ſammen in einem Hauſe/ trugen Holtz zuſammen/ machten mitten in
einem groſſen Gemache ein gut Feur/ ſatzten vns herumb/ ergetzten vns
Furcht wird
mit Luſtigkeit
vertrieben.
mit dem vom vorigen Nachtlager eroberten Wein/ ſo jeglicher in ſei-
ner Flaſchen herzubrachte; vertrieben alſo dieſe Nacht vnd die Furcht
der Peſt mit allerhand luſtigen Geſpraͤche vnd Kurtzweil. Jm ſelben
Dorffe wurde eine groſſe Carwanſera von den Oſtindianern/ ſo nach
Schamachie zuhandeln pflegen/ zubawen vorgenommen/ vnd war
bereit ein guter Anfang gemachet.

Ein vngeſun-
der Orth.

Von hieran biß zur Carwanſera Aggis ſeynd 5. Meilen/ waͤchſt
ſehr viel Wermut. Die reiſende Leute laſſen auff ſelbigem Wege jhre
Cameele vnd Pferde niemals freſſen: Dann ſie habens auß erfahrung/
das die Weyde vergifftet/ vnd das Viehe darvon ſtirbet. Daher gab
es vns den 7. dieſes eine ſtarcke Tagereiſe/ in dem wir 10. Meilen uͤber
ziemlich hohe Berge meiſt trabend in einem Futter abreiten muſten.
Vnd weil ſehr boͤß windicht Wetter mit Schnee vermiſchet einfiehl/
wurden nicht alleine vnſere Voͤlcker/ die den gantzen Tag vngegeſſen
reiten muſten/ ſehr matt vnd kranck/ ſondern die Cameele blieben theils
ſtehen/ theils fiehlen gar vnter der Laſt vmb. Gegen Mittag kamen
Aggis Carw:wir oberwehnte Carw. Aggis zur rechten Hand liegend vorbey/ war
ſchoͤn groß vnd anſehnlich gebawet/ dergleichen vns noch nie vorge-
kommen. Bey ſelbiger begegnete vns ein wol außſtaffirter Perſer/ mit
zweyen Dienern/ ſagte daß Er vom Koͤnige vns entgegen geſchickt
wehre/ mit Befehl vnſer Mehemandar zuſeyn/ vnd gute Verſehung
zuthun/ daß die Herꝛn Geſandten wol tractiret vnd bald zum Koͤnige
Tzanlü ein
Dorff.
gebracht wuͤrden. Auff den Abend kehrten wir in einem Dorffe Tzanlü,
ſo an einem Berge lag ein. Es waren zwar daſelbſt ſchoͤne groſſe
Garten von Obſt-Baͤumen aber kein Feurholtz/ muſten derwegen
Vbel richend
Feurwerck.
Kuͤhe/ Cameel- vnd Pferdemiſt brennen/ vns zu waͤrmen. Jn dieſer
Nacht wurde vnſer Quartiermeiſter nach Ardebil vmb allda Quartir
zumachen vorauß geſchickt.

Gebirge Tzi-
tzetlu.

Den 8. dieſes zogen wir nach gehaltenem Fruͤhſtuͤcke weiter fort
uͤber das Gebirge Tzizetlu 3. guter Meilen. Vnten am ende des
Karaſu ein
Rivir.
Gebirges fleuſt ein Rivir Karaſu, ſo auß den Kilaniſchen Gebirge

Ba-
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[318/0364] Ander Theil der Perſianiſchen welches die Voͤlcker ſich anfaͤnglich vnter den bloſſen Himmel lager- ten/ bekamen aber auff den ſpaten Abend etliche runde Huͤtten/ welche der Mehemandar auff Ochſen herzufuͤhren ließ. Dieſe art Huͤtten werden von langen Sprugeln oder Krumhoͤltzern oben in einer Schei- ben zuſammen geſetzt/ koͤnnen bald zerleget vnd wieder auffgeſchlagen werden. Als der von Vchteritz ſich ein wenig im Dorffe verweilete/ langſam ins Zelt kam/ vnd von dem Geſ: B. hart angeredet wurde/ als kehm er auß einem Peſthauſe Sie auch anzuſtecken/ erſchrack Er dar- uͤber ſo hefftig/ daß er alsbald mit einem langwirigen Fieber befallen ward. Vnſer etliche aber/ in dem wir ſahen das die Lufft mit einem dicken ſtinckenden Nebel erfuͤllet/ vnd kalt Wetter war/ blieben bey- ſammen in einem Hauſe/ trugen Holtz zuſammen/ machten mitten in einem groſſen Gemache ein gut Feur/ ſatzten vns herumb/ ergetzten vns mit dem vom vorigen Nachtlager eroberten Wein/ ſo jeglicher in ſei- ner Flaſchen herzubrachte; vertrieben alſo dieſe Nacht vnd die Furcht der Peſt mit allerhand luſtigen Geſpraͤche vnd Kurtzweil. Jm ſelben Dorffe wurde eine groſſe Carwanſera von den Oſtindianern/ ſo nach Schamachie zuhandeln pflegen/ zubawen vorgenommen/ vnd war bereit ein guter Anfang gemachet. Der von Vchteritz be- kompt vom ſchrecken das Fieber. Furcht wird mit Luſtigkeit vertrieben. Von hieran biß zur Carwanſera Aggis ſeynd 5. Meilen/ waͤchſt ſehr viel Wermut. Die reiſende Leute laſſen auff ſelbigem Wege jhre Cameele vnd Pferde niemals freſſen: Dann ſie habens auß erfahrung/ das die Weyde vergifftet/ vnd das Viehe darvon ſtirbet. Daher gab es vns den 7. dieſes eine ſtarcke Tagereiſe/ in dem wir 10. Meilen uͤber ziemlich hohe Berge meiſt trabend in einem Futter abreiten muſten. Vnd weil ſehr boͤß windicht Wetter mit Schnee vermiſchet einfiehl/ wurden nicht alleine vnſere Voͤlcker/ die den gantzen Tag vngegeſſen reiten muſten/ ſehr matt vnd kranck/ ſondern die Cameele blieben theils ſtehen/ theils fiehlen gar vnter der Laſt vmb. Gegen Mittag kamen wir oberwehnte Carw. Aggis zur rechten Hand liegend vorbey/ war ſchoͤn groß vnd anſehnlich gebawet/ dergleichen vns noch nie vorge- kommen. Bey ſelbiger begegnete vns ein wol außſtaffirter Perſer/ mit zweyen Dienern/ ſagte daß Er vom Koͤnige vns entgegen geſchickt wehre/ mit Befehl vnſer Mehemandar zuſeyn/ vnd gute Verſehung zuthun/ daß die Herꝛn Geſandten wol tractiret vnd bald zum Koͤnige gebracht wuͤrden. Auff den Abend kehrten wir in einem Dorffe Tzanlü, ſo an einem Berge lag ein. Es waren zwar daſelbſt ſchoͤne groſſe Garten von Obſt-Baͤumen aber kein Feurholtz/ muſten derwegen Kuͤhe/ Cameel- vnd Pferdemiſt brennen/ vns zu waͤrmen. Jn dieſer Nacht wurde vnſer Quartiermeiſter nach Ardebil vmb allda Quartir zumachen vorauß geſchickt. Aggis Carw: Tzanlü ein Dorff. Vbel richend Feurwerck. Den 8. dieſes zogen wir nach gehaltenem Fruͤhſtuͤcke weiter fort uͤber das Gebirge Tzizetlu 3. guter Meilen. Vnten am ende des Gebirges fleuſt ein Rivir Karaſu, ſo auß den Kilaniſchen Gebirge Ba- Karaſu ein Rivir.

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Zitationshilfe: Olearius, Adam: Offt begehrte Beschreibung Der Newen Orientalischen Rejse. Schleswig, 1647. , S. 318. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/olearius_reise_1647/364>, abgerufen am 25.11.2024.